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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin
Autoren: Ricarda Jordan
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Gérôme! Wollt Ihr unseren Bund nicht bezeugen?«
    Salomon von Kronach hatte sich im Hintergrund gehalten, auch fern von Gerlin, die mit dem Bischof sprach. Der Kirchenmann musste ihre Umarmung auf dem Söller gesehen haben. Vielleicht waren sie schon wieder in Gefahr. Und nun rief ihn Dietmar in den Kreis der Ritter … Salomon fragte sich, ob das ein genialer diplomatischer Schachzug war oder einfach nur jugendlicher Leichtsinn …
    Der Bischof hob fragend den Kopf. »Herr Gérôme?«, fragte er. »Die … Frau Luitgart sagte vorhin etwas von einem Juden …«
    Geneviève mischte sich ein. »Die Frau Luitgart«, bemerkte sie spitz, »sprach vorhin auch von Ketzern, Huren und ihren Buhlen …«
    Rüdiger machte bereitwillig Platz für Salomon. »Ich jedenfalls«, beschied er den Bischof und alle anderen in der Runde, die skeptisch schauten, »sah diesen Mann vor Jahren in der Rüstung eines Ritters. Und ich versichere Euch, er wusste sein Schwert zu führen!«
    Salomon musste trotz seiner Sorge lächeln. Ein Ritter war zur Wahrhaftigkeit verpflichtet – und Rüdiger sprach auch keine Lüge aus. Schließlich hatte Salomon damals, auf der Flucht aus dem usurpierten Lauenstein, die Rüstung eines besiegten Ritters getragen. Eines von ihm selbst mit dem Schwert besiegten Ritters.
    »Die Frau Luitgart ist dann wohl scheinbar nicht bei sich«, entschied der Bischof.
    Dietmar warf Herrn Conrad und Herrn Laurent einen beschwörenden Blick zu. Sie waren die einzigen außer Rüdiger, die Salomon von damals kannten. Aber beide Ritter bewiesen Größe. Sie schwiegen.
    Jetzt nahm Dietmar Sophia endlich in die Arme. »Mit diesem Kuss nehme ich dich zur Frau«, sagte er, und seine Stimme klang heiser.
    Sophia aber sang die rituellen Worte: »Mit diesem Kuss nehme ich dich zum Mann.«
    Sie küssten einander inniglich, und die Ritter und Frauen jubelten ihnen zu.
    Salomon umarmte seinen früheren Pflegesohn. »Ich kann mich hier nicht als Ritter ausgeben, es würde auf Dauer nicht gut gehen«, wisperte er ihm zu. »Aber für heute hast du Gerlin und mich gerettet. Du bist deinem Vater ein würdiger Sohn, Dietmar. Auch er war ein hervorragender Diplomat. Du wirst in seinem Sinne über Lauenstein herrschen.«
    Clara und Gerlin trieben andere Gedanken um, als sie Dietmars und Sophias verschmierte Gesichter sahen.
    »Euer Badehaus sollte eigentlich noch ziemlich warm sein«, bemerkte die Frau des Neuenwalders.
    Gerlin lächelte und griff nach einem Krug Wein. »Eine hervorragende Idee, Frau Clara. Ich gehe es den beiden sagen – und Ihr kümmert Euch um den Bischof!«
    Der ziemlich verkaterte und schwer hinkende Bischof segnete Dietmars und Sophias Ehe am nächsten Tag vor der Kirche von Lauenstein, bejubelt vom Volk und von der Ritterschaft. Als Dank für seine wundersame Rettung stiftete er dem Dorf einen Marienaltar. Gerlin und Dietmar dankten den Bauernburschen mit der Erlaubnis, ein Stück Land nahe dem Dorf zu roden und sich darauf Häuser zu bauen. Sie beschenkten sie außerdem mit Vieh und Hausrat. Für die jungen Männer, die sonst als Knechte auf dem Hof ihrer erbenden Brüder geendet wären, war das gleichzeitig die Erlaubnis zur Hochzeit. Ihre Mädchen fielen ihnen erleichtert um den Hals.
    »Womit dann langfristig auch der Vorwurf der Unzucht aus der Welt geschafft wäre«, meinte Gerlin zufrieden.
    Der Bischof hatte den Paaren Vorwürfe gemacht, aber jetzt hatte er sein Pferd erstiegen, und Gerlin und die anderen sahen ihm aufatmend nach, als er inmitten seiner Eskorte im Wald Richtung Bamberg verschwand.
    »Und was wird mit euch?«, wagte Rüdiger die Frage auszusprechen, die auch Dietmar und die Frauen beschäftigte. »Du willst doch Herrn Salomon heiraten, oder, Gerlin? Wie soll das gehen?«
    Salomon schlug die Augen nieder. »Eigentlich geht das gar nicht«, meinte er. »Die Ehe zwischen einem Juden und einer Christin ist verboten. Gerlin kann nicht konvertieren – und ich auch nicht, Gott helfe mir. Ich liebe Gerlin, aber ich will meinem Glauben treu bleiben. Ich kann mich nicht gemein machen mit Männern wie Montfort.«
    »Na, der ist ja nun in der Hölle«, setzte Rüdiger an, aber Gerlin gebot ihm Schweigen.
    »Und wenn Ihr sie einfach als Géroˆme de Paris heiratet, Herr Salomon?«, fragte Dietmar. »Ihr wollt doch zurück nach Loches. Da kennt Euch kein Mensch.«
    Gerlin unterbrach auch ihn. »Ich könnte den Herrn Gérôme ebenfalls nicht heiraten«, erklärte sie kurz. »Ich bin nicht mehr die Witwe des
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