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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin
Autoren: Ricarda Jordan
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den Wurfarm herunterklettern zu können. Als er eben sicher auf mittlerer Höhe des Katapults war, brach der Söller in sich zusammen. Durch das Katapult ging ein Schauer – ohne die Arretierung wäre es jetzt abgeschnellt. Aber das Seil hielt – und gleich darauf erreichten Salomon und der junge Mann das Untergestell der Kampfmaschine. Gerlin ließ sich bereits von Dietmar herunterhelfen.
    »Was für ein Glück, dass wir das Ding damals gekauft haben«, bemerkte Rüdiger, bevor er seine Schwester in die Arme schloss.
    Geneviève und Sophia sahen sich an.
    »Hören wir diesmal kein › Viva den Frauen von Toulouse?‹«, fragte Geneviève.
    Sophia stieß sie an. »Du machst dich der Sünde der Hoffart schuldig«, neckte sie. »Wo bleibt die vielbeschworene Demut? Eine Parfaite der Bonhommes …«
    »… hätte sich längst in die Flammen gestürzt«, meinte Dietmar. »Zum Glück hat sich Geneviève das inzwischen anders überlegt. Viva , Bonfemme! Aber jetzt kommt, wir sammeln alle ein und lassen den Rest dieser Ruine ausbrennen. Die Leute aus Lauenstein können aufpassen, dass das Feuer nicht auf die Burg und den Wald übergreift.« Vom Tal her sah man schon seit einiger Zeit Fackeln näher kommen. Die Menschen auf der Burg und im Dorf hatten die Flammen gesehen und eilten zu Hilfe. »Und im Übrigen haben wir auf Lauenstein noch etwas zu erledigen. Komm, Sophia, ich will endlich heiraten!«

Kapitel 6
    D ietmar sammelte seinen angeschlagenen Trupp, nachdem er den Lauensteinern gedankt und sie mit der Brandwache betraut hatte.
    »Morgen wird das gefeiert«, stellte er ihnen in Aussicht. »Niemand braucht zu arbeiten, und heute Nacht wird für Verpflegung gesorgt.«
    Der Medikus, totenbleich nach dem Abstieg, aber ebenso beherrscht wie Gerlin, untersuchte den Knöchel des jammernden Bischofs und erklärte ihn als lediglich verstaucht.
    »Auf der Burg machen wir Euch einen Umschlag, und gegen die Schmerzen trinkt Ihr einfach noch ein paar Becher Wein«, wies er ihn an.
    Dietmar half dem Bischof auf sein Pferd und wies die Ritter an, beim Rückritt ein ruhiges Tempo vorzulegen – obwohl alle Pferde und Maultiere vom Feuer weg und den Ställen zustrebten. Er selbst ritt neben Sophia und hielt, ebenso wie Rüdiger, ein wachsames Auge auf Luitgart. In dieser Nacht würde er sie in ihren Räumen inhaftieren – mit ausreichend Wachpersonal und ganz sicher ohne Kaminfeuer oder Kerzen. Am nächsten Tag musste dann über sie bestimmt werden. Der Bischof kannte bestimmt ein Kloster mit strengen Regeln, das sie umgehend aufnahm.
    Gerlin fühlte sich seltsam leicht und leer. Weder sie noch Salomon hatten an Rettung geglaubt, aber sie waren nicht verzweifelt gewesen. Sie waren zusammen, und nur das zählte – ob einige Herzschläge oder einige Jahre.
    »Ich werde dich lieben, solange ich lebe«, sagte Salomon, als er ihr Pferd beim Aufsteigen hielt. »Mein Gott und deiner werden es verstehen – auch wenn sein Lächeln manchmal etwas schief ausfällt.«
    Die meisten Ritter dachten wohl nur an einen letzten Schluck nach ihrem Abenteuer – und waren auch nicht abgeneigt, sich nach den Strapazen noch einmal zu stärken. Gerlin organisierte das rasch. Sie befahl der Küche, auch zu essen und ein Fass Bier hinauf zur Brandwache zu schicken.
    Dietmar unterbrach dann die aufgeregten Gespräche und das Klirren der Becher, sobald alle den Saal betreten hatten.
    »Es ist etwas spät geworden. Aber so lichterloh wie diese Burg dort oben brennt schon lange die Liebe zwischen mir und der Herrin Sophia von Ornemünde. Heute wollten wir uns nun endlich Eide schwören – und ich will verdammt sein, wenn wir uns nach allem, was bereits hinter uns liegt, von einem kleinen Feuer davon abhalten lassen! Darf ich die hier anwesenden Ritter bitten, einen Kreis zu bilden?«
    Gerlin verfolgte mit Tränen in den Augen, wie die Männer sich lachend um ihren Sohn formierten, während Geneviève und Clara versuchten, Sophias Kleidung, so gut es ging, in Ordnung zu bringen. Das war natürlich hoffnungslos, ihr hübsches Gewand war verschmutzt, sie stank nach Rauch, und ihr blondes Haar war wie das Dietmars schwarz vom Ruß.
    Sophias Strahlen glich das jedoch aus. Sie schritt aufrecht wie eine Prinzessin in den Kreis der Ritter und schaute glücklich auf zu ihrem versprochenen Gatten. Der jedoch zögerte. Er ließ den Blick über die Köpfe der Männer schweifen und schob dann Rüdiger und Herrn Conrad noch einmal auseinander.
    »Es fehlt jemand. Herr
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