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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman
Autoren: Hef Buthe
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Kögel kam auf jeden Fall schon im Oktober 1945 frei. Der Kapitän überlebte den Hinweis auf die versteckten Druckplatten nur um wenige Tage. Auf der Flucht erschossen, hieß es damals.
    Können Sie sich die wirkliche Macht Goldrauschs vorstellen? Nein, das können Sie nicht. Er war allmächtiger als jeder Staatspräsident, mächtiger als Gott. Denn er besaß, was alle zu dieser Zeit brauchten ... Geld.«
    Wenn sich der alte Mann weiter so in den Zorn der Vergangenheit redete, musste ich die Befürchtung haben, dass auch er wie Goldrausch starb, bevor ich alles erfahren hatte.
    »Was hatte das mit dem Kasten und Hannahs Großvater zu tun?«, versuchte ich ihn abzulenken und eine betulichere Gangart einzuleiten.
    Einen langen Moment fixierte er mich und nahm eine Prise Schnupftabak aus dem Knauf des Stocks.
    »Helmut Bauer, wie er bei der 108. Kompanie hieß, oder Joshua Krodensky — später blieb er dann bei Jakob Motzkin —, war ein Speichellecker. Er war der Briefträger für internationale Geschäfte, die Goldrausch einfädelte. Er bewunderte ihn. Dafür sorgte Goldrausch, dass Motzkin nach Palästina kam, und zwar als englischer Verbindungsoffizier. Damit hatte er einen Kurier, der keine Kontrollen zu fürchten brauchte. Goldrausch hatte nämlich nur eins im Sinn ... das Erbe der Loge auf seine Weise an sich zu reißen. Dazu gab er den unrechtmäßigen Besitzern des Logenerbes bereits 1945 großzügig Kredite, bevor die überhaupt wussten, dass es jemals eine Deutsche Mark geben würde. Damit hatten die einen Vorsprung vor allen anderen von mindestens fünf Jahren, um am Wiederaufbau Deutschlands reichlich Geld zu verdienen. Verstehen Sie? Goldrausch hat sich die Wiedergutmachung wie ein Bankier der alten Schule geholt. Du hast ein Geschäft, das dir nicht gehört, und jetzt kein Geld mehr, um es unrechtmäßig weiterzuführen, weil sich das Tausendjährige Reich, auf das du gebaut hast, plötzlich in Schutt aufgelöst hat? Gut, dann gebe ich dir das Geld. Aber zu einem Zins, der mich bald zu deinem Teilhaber machen wird. Du weißt es nur noch nicht. Denn deine Reichsmark mit Schwindel erregenden Kaufverlusten pro Tag erlauben dir keinen Überblick mehr über internationale Gepflogenheiten. Und als Deutscher bist du ohnehin geächtet. Du brauchst mich. Können Sie mir folgen?«
    Ich konnte. Auch wenn es nicht erhebend war, seinen eben wiedergefundenen Erzeuger in solch einem Licht dargestellt zu bekommen.
    »Und was das mit dem Kasten zu tun hat?« Kornbluth schenkte sich ein Glas Wasser ein und ließ ein paar Tropfen braune Flüssigkeit aus einer Flasche hineintropfen. »Da kann ich mir nur vorstellen, dass es mehr als nur einen Kasten gab. Irgendetwas ist 1945 oder 1947, als der Kasten am Nordturm eingemauert wurde, schief gegangen. Denn dieser Kasten enthielt nicht, wonach alle suchen und von dem nur Sie bezeugen können, dass es nicht drin war. Die Druckplatten.«
    »Alle? Wer ist alle?«, hakte ich elektrisiert nach. Waren »alle« gleich »wir«?
    Kornbluth kippte die verdünnten Tropfen hinunter, schüttelte sich und atmete ein paarmal tief durch.
    »Ein Sauzeug. Aber die einheimischen Medizinmänner garantieren mir damit noch fünf Jahre meines Lebens. Das dürfte reichen.«
    Ein hintergründiges Lächeln spielte um seine faltigen Augen.
    »Herr Stösser, die Tombola ist beendet. Mehr zahlt die ABSA-Bank nicht. Ich geben Ihnen nur den guten Rat, und der ist kostenlos, nehmen Sie Ihren Partner, der in ein paar Stunden wieder wach wird, und fliegen Sie zurück. Gleich morgen. Finden Sie den wirklichen Kasten, bevor es ein anderer tut.«
    Er klatschte dreimal in die Hände. Zwei Boys erschienen wie auf Abruf und nahmen den schnarchenden Kögel in die Mitte.

31

    »Das ist doch ein Scheißspiel«, meckerte Kögel, der sich bei einem halben Dutzend Zigarillos und einem übertrieben großen Frühstück meine von ihm verschlafenen Erkenntnisse durch Kornbluth bis zur erneuten Überquerung des Äquators angehört hatte. »Mehr als ein Kasten? Und noch eine fehlende Karte.«
    Danach versank er für die nächsten tausend Kilometer in grübelndes Schweigen.
 
    »Was hat Susanne damit zu tun?«, versuchte ich nach mehr als einer Stunde wieder Gang in das Gespräch zu bringen. Denn meine Gedanken begannen sich im Kreis zu drehen, und dieses Schweigen fing an zu nerven.
    »Susanne?«, schreckte Kögel hoch. »Nichts von Bedeutung. Sie hilft uns im Auftrag der Geschäftsleitung, verdächtige Forscher im Auge zu
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