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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman
Autoren: Hef Buthe
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zum Essen. Ein paar Kölsch waren mir kurz vor Mitternacht lieber.
    »Kommen wir zu Ihrer berechtigten Frage«, griff sie meine Frage von vor fast einer Stunde auf. »Ich bin durch den Artikel auf Sie gekommen. Die Fotos des Kastens haben mir gleich gesagt, dass Sie mein Mann sind. Bei Ihrem Verlag habe ich mich nach Ihnen erkundigt, und die haben mir gesagt, wo ich Sie nach Feierabend finden kann. Der Rest war dann nicht mehr schwer. Zufrieden?«
    Hannah war jetzt Frau Motzkin und nicht mehr das weiche Mädchen von vorhin. Lag es am Ambiente des Hotels, oder hatte sie zwei Gesichter? Die sinnlichen Augen verengten sich, die vollen Lippen wurden zu Strichen, und ihr Kinn wurde energischer.
    »Nein, ich bin nicht zufrieden.«
    Der Service unterbrach uns mit dem Essen, und sie machte sich mit chirurgisch präzisen Schnitten über das Steak her, während ich lustlos in meinem Kartoffelsalat herumstocherte.
    »Das habe ich mir gedacht.« Sie tupfte die letzten mit Bratenblut getränkten Reste mit Brot vom Teller. »Kommen Sie in einer halben Stunde auf mein Zimmer. Nummer 810. Dann werde ich Ihnen etwas zeigen.«
    Den Ober wies sie an, alles auf ihre Rechnung zu setzen, und entfernte sich mit dem katzenhaften Gang, den ich schon vorher beim Verlassen des Lokals an ihr bewundert hatte. Da war nichts Laszives, nichts Gestelltes oder Überkandideltes. Sie bewegte sich wie eine Raubkatze auf der Pirsch. Lautlos und ästhetisch.
 
    Ich hatte wohl ein Bier zu lange gewartet.
    Auf mein Klopfen an 810 öffnete ein Bär von einem Mann und zog mich in den Raum.
    »Dreißig Minuten hat es geheißen. Nicht eine Stunde«, knurrte er und stieß mich in den Raum.
    »Joshua«, kam ihre Stimme aus dem anderen Zimmer, »benimm dich. Wir sind hier Gäste.«
    Dieser Joshua machte meine letzte Hoffnung zunichte. Mit verschränkten Armen stand er wie in einem schlechten Krimi vor der Appartementtür und fixierte mich.
    »Entschuldigung. Er meint es nicht so.«
    Hannah trug ein weißes Gewand, wie ich es in Filmen gesehen hatte, die im Arabischen spielten. Ihre dunklen Haare glänzten wie lackiert, und ihr Teint schien eine Spur heller zu sein.
    Vorsichtig legte sie eine Tasche auf den Tisch, die sich rundherum mit einem Reißverschluss öffnen ließ. Sie griff hinein und reichte mir ein Buch.
    »Kennen Sie das?«
    Es war genau das Buch, das ich im Kasten gesehen und gefühlt hatte. Weich, samtig und doch speckiges Leder. Und es trug auf dem Einband das erhabene goldene Dreieck.
    »Der Kasten, den Sie fotografiert haben, trug genau dieses Dreieck. Deshalb bin ich auf Sie gekommen.« Sie setzte sich neben mich. »Sie haben das Buch schon einmal gesehen. Stimmt's?«
    »Wie kommen Sie darauf?«, versuchte ich mich unwissend zu stellen.
    »Ich sehe es an Ihrer Reaktion. Also, was war noch in dem Kasten?«
    »Keine Ahnung. Fragen Sie bei der Dombauverwaltung nach«, wiegelte ich ab und rückte etwas zur Seite. Ihre Nähe strahlte plötzlich etwas Unnahbares, Gefährliches aus.
    »Habe ich schon. Die waren nicht sehr kooperativ. Nur ein etwas missmutiger Steinmetz, ein Martin Hofmann oder so ähnlich, sagte mir, dass Sie der Einzige sind, der hineingeschaut hat.«
    Irgendwie sah ich mich in die Schulzeit zurückversetzt, wenn der Lehrer fragte, wer diesen oder jenen Unfug angerichtet hatte und alle Finger auf mich zeigten.
    Mich begann die Frage zu beschäftigen, was Martin bei seinem Telefonat mit dem Probst an besagtem Tag für eine Anweisung erhalten hatte. Seine gewalttätige Überreaktion mir gegenüber kannte ich schon von früher. Meist hatte ich sie auch glimpflich überstanden. Nur, was veranlasste diesen sonst maulfaulen Kerl, jedem, der nach dem Kasten fragte, mich als Kenner des Inhalts zu benennen, und seit wann war er Sprecher der Verwaltung?
    »Was verlangen Sie für die Auskunft?« Hannah hatte sich in den Sekunden meines Grübelns wieder in eine Schmusekatze mit großen Augen und sinnlichen Lippen verwandelt. »10 000 ... 20 000? Sagen Sie, was sie dafür wollen. Ich stelle sofort einen Scheck aus.«
    Diese Masche wirkte wie aus einem billigen Film und gefiel mir nicht.
    »Darf ich mal das Foto sehen?«
    Sie nestelte in der Mappe herum, die noch allerlei weitere Dokumente zu enthalten schien.
    »Dies ist mein Großvater.« Sie deutete auf einen der Männer in Uniform.
    Es war das übliche Gruppenfoto. Die vordere Reihe sitzend, die Unterarme auf den Oberschenkeln, die hintere stehend. Ernste Gesichter schauten in die Kamera. Am
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