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Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Titel: Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)
Autoren: Klaus Seibel
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Entscheidungen zu treffen.
    Jeder, der gerade vorgestellt wurde, nickte Anne kurz zu. Anne nickte einfach zurück. Was sollte sie auch sagen?
    „Wir möchten Ihnen etwas zeigen“, sagte Dr. Bardouin, als er mit der Vorstellungsrunde fertig war.
    Anne sah ihm an, dass er ihr gerne noch mehr erklärt hätte, aber das musste bis später warten.
    „Bitte, General Kowalev. Sie haben das Wort.“
    Kowalev war für das Bildmaterial vom Mond zuständig. Anne erinnerte sich noch gut daran, wie er erst sie und später die ganze Welt mit Bildern der Schraube auf dem Mond beeindruckt hatte. Die russischen Experten hatten mit der Aufbereitung der Bilder schlechter Qualität wahre Wunder vollbracht.
    Ob Kowalev noch genauso laut lachte wie früher? Jetzt jedenfalls nicht und es schien auch schon eine Weile her zu sein. Eine erhebliche Anzahl Sorgenfalten durchzog sein Gesicht.
    Kowalev stand auf. „Wir wollen Sie auf den aktuellen Stand des Lantis-Projekts bringen. Dabei setzen wir absolute Verschwiegenheit voraus.“
    Anne nickte nur. Das mit der Verschwiegenheit kannte sie aus der Zeit, als die Entdeckung der kaputten Schraube auf dem Mond die Welt fast in einen Krieg gestürzt hätte, aber das war über zehn Jahre her. Die Zeiten hatten sich geändert. Die Nationen arbeiteten zusammen, wie man sich das früher nicht hätte erträumen können. Folglich war das Lantis-Projekt das transparenteste Projekt aller Zeiten. Was sollte man auch vor wem verbergen, wenn sowieso alle mitarbeiteten und deshalb über alles Bescheid wussten? Und jetzt diese Geheimnistuerei.
    Anne wartete mit äußerster Anspannung auf die Präsentation. Eigentlich sollte sie zu jeder Zeit über alles auf dem Laufenden sein, so war es jedenfalls vereinbart, aber offensichtlich traf das nicht zu. Trotz des angebotenen Stuhls setzte sie sich nicht.
    Das erste Bild zeigte den kompletten Mond in hoher Auflösung. Kowalev zoomte heran, so dass man fast das Gefühl bekam, als ob man gleich auf dem Mond landen würde. Im Zentrum des Bildes lag Point X. So nannte man den tiefen Krater am Südpol des Mondes, in dem die Lantis ihr Erbe deponiert hatten. Anne kannte die Gegend vom häufigen Studium der Bilder so gut, als wäre sie dort aufgewachsen. Der Zoom stoppte kurz, während die Software die vielen Details nachlud. Anne wusste, was als Nächstes kommen würde, doch es kam anders.
    Kowalev zoomte zum Nordrand des Kraters. Das machte zwar nur etwa fünf Kilometer aus, aber die Landschaft war eine ganz andere. Am Südrand gab es flache Stellen, die gelegentlich sogar von der Sonne beschienen wurden. Diese Stellen boten sich als Landeplätze an, weil man von dort aus gut in die dunklen Täler des Kraterrandes gelangen konnte. Die Nordseite war dagegen ein einziges, unübersehbares Trümmerfeld, das zu neunzig Prozent in ewiger Dunkelheit lag. Genau darauf steuerte Kowalev zu.
    „Das hier ist der wirkliche Point X“, sagte der General. „Sie kennen nur das, was auch der restliche Teil der Welt für Point X hält.“
    Kowalev machte eine Pause, die Anne auch nötig hatte. Man hatte sie belogen ! Kowalev, Dr. Bardouin. Entgegen allen Absprachen. Und nicht nur sie, sondern auch die Milliarden Menschen auf der Welt, die das Projekt mit vielen Hoffnungen verfolgten.
    „Das müssen Sie mir erklären“, sagte Anne frostig. „Es war vereinbart, dass ich alle Bilder vom Mond bekomme. Alle!“
    Kowalev hielt Annes eisigem Blick stand. Er wusste immer, was er tat.
    „Wir wollten erst sichergehen, bevor wir den Kreis der Eingeweihten erweitern. Wir wollten alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausschöpfen, um eine sichere Datenbasis zu haben. Die Sache ist zu heikel, um mit halbgaren Informationen an die Öffentlichkeit zu treten - wenn sie überhaupt für die Öffentlichkeit geeignet sind.“
    Anne war sich sicher, dass Kowalevs Informationen nicht öffentlichkeitstauglich waren, aber er hatte auch sie belogen. Und das gefiel ihr gar nicht.
    Kowalev zeichnete mit seinem Laserpointer einen Kreis an der Südseite des Kraters. „Wir waren alle davon ausgegangen, dass die Koordinaten der Lantis diese Stelle bezeichnen und folglich die Container mit dem Erbe in einer dieser drei Einschnitte liegen.“
    Kowalev deutete nacheinander darauf. Dann sah er Anne fest in die Augen.
    „Wir wissen jetzt, dass alle drei Einschnitte leer sind.“
    Anne war klar gewesen, dass irgendetwas Dramatisches kommen musste, aber diese Aussage traf sie wie ein Fausthieb in die
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