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Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Titel: Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)
Autoren: Klaus Seibel
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logisches Ergebnis zu präsentieren.
    Dr. Bardouin verfolgte jeden ihrer Schritte. Er kannte sie am besten von allen und ahnte wohl, was in ihr vorging. Er schüttelte seinen Kopf, so, als wollte er sagen: Nein. Bitte nicht!
    „Ich werde fliegen“, sagte Anne in die gespannte Stille hinein.
    Dr. Bardouin schüttelte den Kopf heftiger. China, Afrika und Indien tuschelten wieder. Fernandez aus Brasilien saß mit verschränkten Armen da, Romano Gonzales hatte ein kleines Feuer in seinen Augen. Diese Aussage hatte er wohl hören wollen, die Sache mit Mut anpacken. General Kowalev lächelte zufrieden.
    Er hat es gewusst, dachte Anne. Dieser alte Fuchs war ein gewiefter Schachmeister und Stratege. Er kannte Anne, und er hatte alle seine Züge so vorbereitet, dass Anne gar nicht anders konnte als mitzumachen. Trotzdem tat sie es freiwillig. Der Mond war ihr Schicksal, schon zu den Zeiten, als sie ihn als Kind nachts über ihrem Bett durch das Dachfenster beobachtet hatte. Der Mond und sie gehörten zusammen.
    Anne griff an den Anhänger ihrer Kette. In einer Fassung aus Gold hing ein seltsamer, unscheinbarer Stein. Sie hatte ihn von ihrer ersten Mondexpedition mitgebracht und seitdem die Kette nie abgelegt. Sie trug den Mond immer bei sich.
    „Tun Sie es nicht“, sagte Dr. Bardouin. „Sie haben schon einmal Ihr Leben riskiert. Jetzt haben Sie Familie, denken Sie an Ihre Kinder.“
    Anne umfasste den Mondstein fester. Ja, der Mond war ihr Schicksal. Dass sie dort fast ihr Leben verloren hätte, stimmte. Aber wenn das Erbe jetzt nicht geborgen würde, wäre alles umsonst gewesen. Es gab keine andere Entscheidung.
    „Ich fliege“, sagte Anne noch einmal, „aber nur unter einer Bedingung: Walter Bullrider ist der Pilot.“
    Das Lächeln auf Kowalevs Gesicht wurde breiter. Auch das hatte der Fuchs geahnt.
    Dr. Bardouin wollte einen letzten Versuch starten, aber Anne kam ihm zuvor.
    „Dr. Bardouin, ich weiß, dass Sie einwenden wollen, es könnten auch andere fliegen. Ja, wir haben hervorragende Astronauten - aber bisher ist noch niemand von ihnen auf dem Mond gelandet. Da, wo wir hinmüssen,“ Anne deutete auf die verschwommenen Punkte auf dem dunklen Ausschnitt der Mondkarte, „kommt man mit theoretischen Kenntnissen nur bis zur nächsten Felsnase. Diese widrigen Umstände kann man nicht im Simulator üben. Und wenn ich aus dem, was General Kowalev gesagt hat, die richtigen Schlüsse ziehe, haben wir nur eine einzige Chance. Ist das so, Herr General?“
    „So ist es. Entweder wir - Sie - schaffen es jetzt , oder es wird zu unseren Lebzeiten nicht mehr geschehen.“
    Kowalev war aufgestanden und langsam auf Anne zugekommen. Jetzt stand er vor ihr und legte seine Hand auf ihre Schulter.
    „Ich habe gehofft, dass Sie so entscheiden würden. Es ist fast unmöglich, es zu schaffen, aber wenn es jemand kann, dann Sie und Mr. Bullrider. Ich glaube an Sie - aber ich muss trotzdem darauf hinweisen, dass es eine Reise ohne Wiederkehr sein kann. Sie müssen diesen Entschluss aus freien Stücken fassen.“
    „Ich tue es aus freien Stücken“, sagte Anne. „Und es wird eine Reise mit Wiederkehr sein.“
    Kowalev nickte. „Das hoffe ich sehr. Wir werden von unserer Seite alles tun, um Sie zu unterstützen. Wenn Sie oder Mr. Bullrider meinen, dass irgendetwas für den Erfolg der Mission nötig sei, sagen Sie es. Sie werden es bekommen.“
    Die anderen im Raum nickten zustimmend.
    „Nur eins dürfen Sie nicht“, fuhr Kowalev fort, „ein einziges Wort über den wahren Charakter der Mission verlieren. Gegenüber niemandem. Die Menschen denken, dass die Bergung des Erbes eine Aktion ist, die wir voll im Griff haben und die gelingen wird.“
    „Womit Sie sie anlügen“, sagte Anne.
    „Mit gutem Grund, wie Sie wissen. Ein falsches Wort kann der Zündfunke sein, dass die ganze Stimmung kippt, mit unabsehbaren Folgen. Außerdem ist es nur eine Lüge für eine begrenzte Zeit, so lange, bis Sie dafür gesorgt haben, dass wir die Situation tatsächlich wieder im Griff haben. Ihr Erfolg wird die Wahrheit wieder herstellen.“

3.
     
    "Der Flug ist gefährlich", sagte Olaf. "Warum musst ausgerechnet du fliegen? Es gibt so viele andere Astronauten, die fliegen könnten."
    "Weil Mama die Beste ist", mischte sich Benny ein. Er stand mit seiner drei Jahre jüngeren Schwester Laura neben Anne und Olaf in der Abflugebene des Terminal 1. Um sie herum herrschte geschäftiges Treiben. Ein steter Strom von Reisenden kam durch die zahlreichen
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