Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman
Autoren: Karla Weigand
Vom Netzwerk:
stammelte bloß einen kurzen Dank, half ihr reichlich ungeschickt auf eine der beiden Mähren und war im Übrigen stumm wie ein Stockfisch.
    »Gut, dass du daran gedacht hast, für mich einen Damensattel aufzutreiben«, versuchte die junge Frau, ihn zu irgendeiner Reaktion zu bewegen.
    Peter, wie der Bursche hieß, zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    »Am liebsten würde ich mich ja draufsetzen wie du; aber dazu bräuchte ich auch Hosen wie du und nicht diesen engen Kittel.«
    Alle Versuche ihrerseits, auch nur die bescheidenste Unterhaltung zu beginnen, blieben ohne Erfolg. Ehe sie auf den etwas struppigen und plumpen, aber kräftigen und ausdauernden Tieren losritten, zog sich Magdalena das weiße Tuch vom Kopf, das verdächtig nach einem Nonnenschleier aussah.
    Es dämmerte bereits, und sie wollte unter keinen Umständen als eine Angehörige des Klosters auffallen. Mit ihren schulterlangen, lockigen blonden Haaren würde sie jedenfalls niemand für eine Braut Christi halten, trotz des schmuck- und formlosen grauen Sacks, den sie anhatte – hoffte sie zumindest.
    Wenn sie Pech hatte, wäre ihre so sorgfältig eingefädelte
Flucht zu Ende, ehe sie recht begonnen hatte. Das weitaus größere Stück des Wegs lag nämlich noch vor ihr.
    Peters Schweigsamkeit hatte indes auch sein Gutes: Magdalena blieb viel Zeit zum Nachdenken. Ungestört konnte sie ihre Gedanken schweifen lassen, Gedanken, die wie von selbst immer wieder zu ihrem ungeborenen Kind und seinem Erzeuger, Konrad Grießhaber, zurückkehrten.
    Sie empfand große Sehnsucht nach ihrem Bräutigam und war sich sicher, er würde sie in ihrem Schmerz über des Vaters Tod zu trösten verstehen und ihr frischen Lebensmut einflößen, den sie als künftige Mutter eines Kindes so dringend benötigte – und er würde sie erneut das Lachen lehren.
    An seiner breiten Brust, in seinen starken Armen fände sie ihr neues Zuhause. Mochte sich der hinterhältige Oheim ihretwegen ruhig im väterlichen Haus breitmachen! Das Anwesen der Kaufmannsfamilie Grießhaber war mindestens ebenso prächtig …
    »Aber auf die Apotheke werde ich trotzdem niemals verzichten! «, dachte sie trotzig. »Sie ist das Lebenswerk Georg Scheitlins, und ich soll sie nach Vaters Wunsch und Willen in seinem Sinne weiterführen. Und – bei Gott – das werde ich!«
    Magdalena wusste sich mit Konrad darin einig: Noch am Tage der Verlobung hatte er ihr zugesichert, dass sie als seine Ehefrau die Erlaubnis habe, als Gehilfin ihres Vaters im Geschäft mitzuarbeiten und die Apotheke später einmal – nach Georgs Tod – selbstständig zu führen. Nun, dieser Tag war leider schneller gekommen als gedacht. Dennoch war sie sicher, Konrad stünde zu seinem Wort.
    »Vielleicht macht mir die Stadt zur Auflage, dass ich zu Anfang einen approbierten Apotheker anstelle, solange ich noch so jung bin«, überlegte sie. Aber das machte ihr nichts aus, auch damit käme sie zurecht. Nur eines wollte sie auf
keinen Fall dulden: Dass ihr unverschämter Oheim ihr das väterliche Erbe entriss – und so ganz nebenbei auch ihr Barvermögen sowie den Schmuck, den sie von ihrer längst verstorbenen Mutter geerbt hatte, einstrich …
    Peter, der schweigsame Holzfäller, schien die Gegend gut zu kennen. Er mied die Dörfer und kleineren Orte, indem er schmale, oft recht unwegsame Pfade direkt am Fluss Schussen auswählte. Meist machte er auch einen großen Bogen um winzige Ansiedlungen und Einzelgehöfte. Man konnte nie wissen, welchen Menschen man begegnete. Wie leicht konnte jemand dabei sein, der Magdalena erkannte …
    Die Gäule, geduldig und ausdauernd, waren daran gewöhnt, schwere Lasten zu ziehen, aber nicht gewillt, sich einer besonders schnellen Gangart zu befleißigen.
    Dem jungen Mädchen war das gerade recht. Sie war sich auf einmal gar nicht sicher, ob eine Frau in ihrem Zustand überhaupt reiten durfte.
    »Schon wieder etwas, wovon ich keine Ahnung habe«, dachte sie verärgert und nahm sich vor, ihre Großmutter in Ravensburg zu allen Dingen, die mit Schwangerschaft und Geburt zu tun hatten, zu befragen.
    Am liebsten träumte sie von Konrad während des zunehmend anstrengender werdenden Ritts. Sie wusste zwar mit Pferden umzugehen, war auch eine leidlich gute Reiterin, aber längeres Sitzen auf einem Pferd war sie nicht gewohnt. Dazu war ihre Kleidung zudem vollkommen untauglich, und der Sattel drückte fürchterlich. In Kürze schmerzten ihre Oberschenkel und der Rücken beinahe unerträglich.
    »Ich kann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher