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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman
Autoren: Karla Weigand
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nicht mehr! Lass uns anhalten«, rief sie ihrem stummen Begleiter zu. Der, offenbar erleichtert, sich ebenfalls eine Pause gönnen zu dürfen, brachte seinen Gaul zum Stehen und stieg ab. Nachdem er Magdalena geholfen hatte,
aus dem Sattel zu klettern, musste er sie erst einmal eine Weile an den Oberarmen festhalten; sie konnte sich nämlich nicht mehr alleine aufrechthalten.
    Das brachte den jungen Kerl zur Besinnung, und wie durch ein Wunder fand er zur Gabe der flüssigen Rede zurück:
    »So geht das nicht, Jungfer! Das ist mir zu gefährlich. Diese Schinderei macht Euch am Ende noch krank, und dann haben wir den Dreck! Die Viecher sind zwar gutmütig und lammfromm, aber zum längeren Reiten taugen sie nicht. Im nächsten Dorf werde ich uns einen Karren besorgen. Vor den spanne ich dann die Biester, und wir lassen uns von ihnen ziehen. Das sind sie schließlich gewohnt, und wir sind sicher, dass Ihr nicht als lahmer Krüppel in Eurer Vaterstadt eintrefft.
    Ich darf Euch verraten, dass auch mein Arsch brennt wie die Hölle: Schaut Euch doch bloß das breite Kreuz dieser Ackergäule an – da kann kein vernünftig gebauter Mensch längere Zeit drauf hocken!«
    Magdalena lachte Tränen und konnte es kaum fassen: »Du kannst ja sprechen, Peter! Wie ein Wasserfall! Und was du sagst, ist ausgesprochen gescheit. Da geht es mir doch gleich viel besser. Ja, so machen wir es. Ich warte hier und ruhe mich ein Weilchen aus. Die Pferde können weiden, und du bringst uns einen Wagen. Aber erst wollen wir beide uns bei einem kleinen Imbiss erholen. Komm her!«
    Das Mädchen setzte sich ohne weiteres auf die Wiese und öffnete den Ziegenlederbeutel. Als der junge Mann es ihr gleichtun wollte, wurde er erneut verlegen und blieb eingeschüchtert vor ihr stehen.
    »Mach schon, Peter! Hock nieder und iss mit mir.«
    Magdalena verteilte an jeden einen Kanten Brot, ein Stück Ziegenkäse und einen Apfel aus der vorjährigen Ernte. Das
Obst war zwar schon ein wenig verschrumpelt, aber immer noch sehr aromatisch.
    »Da, schau! In der Flasche ist sogar noch ein wenig Wasser zum Durstlöschen. Am nächsten Bach sollten wir sie wieder auffüllen.«
    Beide saßen auf der sonnigen Wiese und hörten dem Summen der Bienen und dem stetigen Gräserzermalmen der Gäule zu. Fast andächtig kauten sie Käse und Brot.
    »Hast du eine Ahnung, wo wir überhaupt sind?«, fragte Magdalena nach einer Weile.
    »Bei Schussenreute.« Peters Antwort kam umgehend. »Das liegt ziemlich genau zwischen Eriskirch und Tettnang.«
    »Du scheinst dich hier gut auszukennen«, lobte das Mädchen und reichte dem Burschen zwei große Mohrrüben. »Da, für die Pferde. Die Rüben habe ich aus der Klosterküche mitgehen lassen. Die armen Luder sollen auch was haben. «
    »Das gefällt mir, dass Ihr auch für die unwissenden Tiere etwas übrig habt, Jungfer«, erwiderte der Holzarbeiter, der seine Rösser zweifelsohne schätzte.
    »Ich kann mir nicht helfen, Peter: Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Tiere gar nicht so unwissend sind, wie die Menschen glauben. Hin und wieder überraschen sie einen mit Sachen, die man ohne Verstand gar nicht zuwege bringen könnte.«
    »Jetzt überrascht Ihr mich, Jungfer Magdalena! Selten, dass ich Leute treff’, die so ein gutes Gespür für das Viehzeug haben.«
    Peter war aufgestanden, um zu den Gäulen hinzugehen, die in der Nähe einträchtig beisammen standen und an den Grashalmen zupften.
    »Na ja, immerhin sind auch sie Geschöpfe unseres Herrn«,
rief Magdalena ihm nach. Dann kam ihr ein anderer Gedanke, aber sie wartete, bis ihr Begleiter wieder zurückkehrte.
    »Sag mal, Peter, wie willst du es denn anstellen, zu einem Wagen zu kommen?«
    »Da gibt es zwei Möglichkeiten, Jungfer.«
    »Und die wären?«
    »Falls Ihr noch ein wenig Geld übrig habt, könnte ich versuchen, einen Wagen für eine gewisse Zeit auszuleihen. Und falls nicht – nun, dann werde ich eben einen umsonst ausborgen. Dazu müssten wir aber die Dunkelheit abwarten und uns bei Nacht aus dem Staub machen.«
    Erneut brach Magdalena in helles Gelächter aus. »Du willst behaupten, du würdest wirklich einen Karren stehlen?«
    »Selbstverständlich, Jungfer! Das mit dem Reiten war von vornherein eine Schnapsidee. Mein Freund Martin hat vermutlich gedacht, ich könnte meinem Herrn zwei seiner zahlreichen Reitpferde aus dem Stall entführen. Aber da passen die gräflichen Rossknechte viel zu gut auf, und als einfacher Holzknecht hab’ ich gar keinen Zugang zum
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