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Das Ende des Dollar-Privilegs

Das Ende des Dollar-Privilegs

Titel: Das Ende des Dollar-Privilegs
Autoren: Barry Eichengreen
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senken. In einem anderen Szenario konnten weniger stabilitätsorientierte Länder wie Italien, Portugal und Spanien von Anfang an mitmachen. Wenn sie dabei waren, bestand die Gefahr, dass sie Defizite einfahren und dadurch die EZB zu einer eher lockeren Geldpolitik zwingen würden. Aber wenn sie nicht dabei waren, bestand die Gefahr, dass regelmäßig ihre Währungen abwerten und dadurch den Exporteuren aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden einen Wettbewerbsvorteil nehmen würden.
    Die Entscheidung fiel schließlich dem kleinen Luxemburg zu. Dank seiner geringen Verschuldung und seiner stabilen Politik waren seine Referenzen makellos. Aber Luxemburg hatte bereits eine Währungsunion mit Belgien. In beiden Ländern liefen Belgische Francs um. Somit wäre es unangenehm gewesen, Belgien außen vor zu lassen. Aber wenn Belgien mit seiner im Verhältnis zum BIP hohen Staatsverschuldung dabei gewesen wäre, wäre es unmöglich gewesen, sich auf die Schuldenobergrenze des Maastricht-Vertrags zu berufen, um andere Länder draußen zu halten. Und so begann die Währungsunion 1999 mit neun Mitgliedern, zu denen nicht nur Belgien gehörte, sondern auch Irland, Italien, Portugal und Spanien. Griechenland war zwar ein Problemfall, unterschied sich aber nicht allzu sehr von den iberischen Ländern und wurde somit 2001 zugelassen.
    Diese Entscheidung für eine große Währungsunion war schicksalhaft. Sie belastete den Euro mit mehreren schwer verschuldeten Staaten, die tiefgreifende strukturelle Probleme hatten. Dies sollte letztlich auf die Union zurückfallen und ihre Bemühungen behindern, der Währung eine prominentere internationale Rolle zu verschaffen. Wenn Großbritannien als Sitz von Europas führendem Finanzzentrum mitgemacht hätte, dann hätte es vielleicht anders ausgesehen.
    Doch anders als Italien liebäugelte Großbritannien nur kurz mit dem EWS. Tony Blair konnte seinen Sieg bei der Wahl 1997 dem Schaden zuschreiben, den John Major der konservativen Regierung durch die Krise 1992 und durch das unrühmliche Ausscheiden des Pfunds aus dem Wechselkursmechanismus zugefügt hatte. Blair widerstrebte es verständlicherweise, dieses Experiment zu wiederholen. Da Großbritannien seit 1992 eine stabile Politik betrieb, konnten die anderen europäischen Länder hinsichtlich der Konsequenzen beruhigt sein, die sein Fernbleiben haben würde.
    Ein Euro, der nicht nur die Währung von neun europäischen Volkswirtschaften, sondern auch des Vereinigten Königreichs und der City of London gewesen wäre, wäre ein noch respekteinflößenderer Rivale für den Dollar gewesen, aber es hat nicht sollen sein. Doch die neue Währung Europas stellte auch ohne Londons Hilfe eine faszinierende Alternative zum Dollar dar. Und es dauerte nicht lange, bis die Suche nach Alternativen zu mehr als nur einer Frage der Faszination wurde.

LITERATUR
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