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Das Ende aller Tage

Das Ende aller Tage

Titel: Das Ende aller Tage
Autoren: Brian W. Aldiss
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Kontakt untereinander verloren.
    Die vier Riesen waren nun in Position. Wieder blitzte das höllisch blaue Netz vor dem Bug des Flaggschiffes. Für ein Ausweichmanöver war es zu spät. Sie schossen auf das todbringende Feuerspalier zu. Im letzten Augenblick feuerte Prim einen Superfuser direkt voraus.
    Superfuser und Spalier trafen aufeinander.
    Die beiden gegensätzlichen Energien verkrallten sich wie zwei gigantische Raubtiere ineinander. Statt ihre übliche Explosion auszudehnen, kletterte die Fusion an den zuckenden Vierecken des Spaliers empor und verschlang sie. In der Mitte hinterließ sie einen sich weitenden Kreis aus Leere, durch den das Flaggschiff unbeschädigt weiterschoß. Die alles verschlingende Fusionsenergie erreicht die Ecken des Spaliers und die Riesenschiffe, ein Feuer, das Feuer verschlang.
    Einen Moment lang blieben die vier Ungeheuer intakt. Jedes strahlte einen dreidimensionalen Regenbogen aus, der wie ein magisches Nordlicht das Spektrum durchzuckte und über Hunderte von Lichtjahren hinweg sichtbar war. Dann erlosch die blendende Schönheit des Schauspiels, die vier Regenbogen verschmolzen und wurden Antilicht. Die vier Riesenkörper verschwanden, und im Nichts des Universums erschien eine riesige Lücke und breitete sich aus. Das unsichtbare Gewebe aus Materie und Energie, das den Raum selbst bildete, wurde aufgezehrt.
    Mehrere Kriegsschiffe Yinnisfars wurden in diese Auflösung mit hineingezogen und verschwanden. Doch an Bord des Flaggschiffes hatte man keine Zeit zum Triumphieren. Der Augenblick seines größten Sieges war zugleich der Augenblick seiner Vernichtung. Eine durchscheinende Kugel von einem feindlichen Zerstörer traf sein Heck. Gleißendes Licht hüllte das Schiff ein.
    Prim fluchte erbittert, ließ die Hände sinken. »Alle Anlagen sind ausgefallen.«
    Es war zweifelhaft, ob ihn jemand hörte. Ein ununterbrochenes Zischen füllte ihre Ohren. Alles war in ein unheimliches orangenes Licht getaucht.
    Dann war es vorbei. Sie sahen sich im Dunkeln, und nur blasses Sternenlicht berührte ihre Gesichter. Prim taumelte an seine Armaturen zurück, ließ seine Hände mit wilden Bewegungen über Knöpfe und Schalter tanzen. Alle waren tot.
    »Wir sind fertig«, verkündete er tonlos. »Nichts funktioniert mehr. Selbst der Luftreiniger ist ausgefallen.« Er bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Niemand sprach. Die apokalyptische Schlacht und die Hoffnungslosigkeit ihrer Niederlage hatten ihre Emotionen erschöpft.
    »Die Leute von Yinnisfar müssen ritterlich sein«, sagtest du schließlich. »Das ist allgemein bekannt. Sie haben ein ritterliches Kriegsrecht. Sie werden kommen und uns holen. Man wird uns ehrenhaft behandeln.«
    Der Schnurrbärtige räusperte sich in seiner Ecke und sagte heiser: »Sie finden immer noch Raum für freche und naseweise Reden! Wir sollten Sie für Ihre Täuschung bestrafen.«
    »Töten wir ihn«, stimmte der Einäugige zu. Doch er rührte sich nicht vom Platz. Sie alle saßen wie unförmige dunkle Klumpen im schwachen Sternenlicht und ließen die Köpfe hängen.
    »Ich fühle mich nur entspannt«, sagtest du. »Der Kampf ist vorbei. Wir haben in Ehren verloren. Sehen Sie Ihren Schiffskommandanten hier an. Er ist halbtot vor Müdigkeit. Er hat sich gut und geschickt geschlagen. Ihn trifft keine Schuld an unserem Unterliegen. Nun kann er sich ohne Selbstvorwürfe ausruhen – und wir können es auch tun, denn wir wissen, daß die Zukunft nicht mehr in unseren Händen liegt. Bald werden sie hier sein und uns nach Yinnisfar bringen, wo uns ein ehrenhaftes Gerichtsverfahren erwartet.«
    Die anderen ließen dich ohne Antwort.
     
6
     
    Die verbrauchte Luft begann zu stinken, als die Abgesandten von Yinnisfar eintrafen, wie du vorausgesagt hattest. Sie schnitten eine Öffnung in den Schiffsrumpf, trieben die benommenen Besatzungsmitglieder zusammen und verfrachteten sie auf ihr eigenes Schiff. Das Wrack des Flaggschiffes wurde seinem Schicksal überlassen.
    Man hatte dich mit Prim, dem Einäugigen und dem General in eine Kajüte gesperrt. Die beiden letzteren dämmerten in dumpfer Resignation vor sich hin. Prim war in besserer Verfassung, aber die Müdigkeit hatte ihn überwältigt, und nun lag er in unruhigem Schlummer auf einer Couch. Du allein standest am Bullauge und nahmst an dem Schauspiel teil, das die Annäherung an den Planeten bot.
    Yinnisfar, das so lange eine beherrschende Rolle im galaktischen System gespielt hatte, war zu diesem späten Zeitpunkt
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