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Das Ende aller Tage

Das Ende aller Tage

Titel: Das Ende aller Tage
Autoren: Brian W. Aldiss
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hundertdreißig unbekannte Schiffe kreuzen Beobachtungsfeld. Bitte auf Kode drei umschalten…«
    »Alle Stationen auf Welle zwei. Sofort Operation BAB neun eins einleiten …«
    Einauge schnaubte geringschätzig. »Sieht so aus, als hätten wir diesen provinziellen Planeten einen gehörigen Schrecken eingejagt«, meinte er.
    Als die Stunden vergingen, wurde er wortkarg, und seine Miene drückte Besorgnis aus. Der Raum, noch vor einer Woche still wie ein Grab, war von den Stimmen zahlloser Stationen erfüllt.
    »Vielleicht sollten wir ihnen antworten«, schlug Einauge vor. »Könnten wir nicht irgendeine Geschichte erzählen, damit sie beruhigt sind? Wir könnten sagen, daß es sich um einen Höflichkeitsbesuch handelt.«
    »Über die unverschlüsselten Meldungen brauchen wir uns keine Sorgen zu machen«, sagte Prim. »Aber jetzt fangen wir immer mehr verschlüsselte Botschaften auf; das sind diejenigen, die uns am meisten interessieren sollten.«
    Zwei Tage darauf machte die Parasonde das erste fremde Schiff aus, das sie seit ihrer Abreise von Owlenj festgestellt hatten.
    »Es kann kein Schiff sein!« sagte der Nachrichtenoffizier aufgeregt, die Lochkarte mit den Kurseintragungen schwenkend.
    »Es muß eins sein«, erwiderte sein Stellvertreter. »Sehen Sie sich den Kurs an! Sie selbst haben die Peilung vorgenommen! Es manövriert. Nur ein Schiff kann manövrieren!«
    »Es kann kein Schiff sein!« wiederholte der Chef.
    »Warum nicht?« fragte Prim ungeduldig.
    »Entschuldigen Sie, Kommandant, aber das Ding ist mindestens vierzig Kilometer lang.«
    Nach längerer Stille fragte der Einäugige: »Kommt es auf uns zu, oder bewegt es sich von uns weg?«
    »Weder das eine noch das andere«, sagte der stellvertretende Nachrichtenoffizier. »Seit wir es beobachten, hat es sich zweimal gedreht, und nun bewegt es sich auf einem Kurz, der zu unserem neunzig Grad beträgt.«
    »Gibt es irgendwelche Signale?« fragte Prim.
    »Nein.«
    »Setzen wir ihm einen Schuß vor den Bug«, schlug Einauge vor.
    »Wir sind hier nicht auf den Straßen von Owlenj, wo Sie auf alles knallen konnten, was Ihnen vor den Lauf kam!«
    Einauge drehte sich ärgerlich um und sah den General vor sich. Der General beobachtete den Klecks auf dem Bildschirm der Parasonde, dann winkte er Einauge zu sich und sagte so leise, daß du nichts davon hören konntest: »Mein Freund, ich muß Ihnen etwas gestehen. Meine früheren Befürchtungen werden wieder wach. Sie wissen, daß ich ein tapferer Mann bin, aber selbst ein Held tut gut daran, sich dann und wann zu fürchten. Sehen Sie, mit jeder Stunde dringen wir tiefer in ein Hornissennest ein. Wir sind nur noch zwei Wochen von Yinnisfar selbst entfernt! Ich finde keinen Schlaf, denn immer wieder muß ich mir die Frage stellen, ob wir hier nicht in etwas hineingeraten, aus dem es kein Entkommen mehr gibt.«
    Es fiel dem Einäugigen schwer, seinem alten Feind beizupflichten, aber dies war eine Gelegenheit, wo er seinen eigenen Ängsten Luft machen konnte.
    »Vierzig Kilometer lange Schiffe!« murmelte er mit einem bedeutungsvollen Blick.
    Der andere nickte zum Fenster. »Nur eine Tagereise von hier«, sagte er, sich den Schnurrbart streichend, »gibt es viele Planeten. Sie sind genauso reich wie die im Zentrum, aber nicht so gut geschützt. Sie liegen offen und wehrlos vor uns! Warum bis Yinnisfar vordringen, wo man uns ohne Zweifel Widerstand leisten wird? Warum nicht hier haltmachen, plündern und nach Owlenj zurückkehren, solange der Weg noch frei ist?«
    Einauge zögerte. Der Vorschlag gefiel ihm, aber da war ein Hindernis. »Er hat sich in den Kopf gesetzt, bis Yinnisfar vorzudringen.«
    »Ja! Ich glaube, wir haben ihn lange genug ertragen«, erwiderte der Schnurrbärtige mit einem unmißverständlichen Blick, Er bedeutete Einauge, ihm in seine Kajüte zu folgen, wo er ein Fläschchen aus dem Wandschrank nahm.
    »Das hier sollte unser Problem lösen«, sagte er.
    Das fest verkorkte Fläschchen enthielt ein tödliches Gift. Es genügte, daran zu riechen, um eine Woche lang Kopfschmerzen zu haben.
    »Damit werden wir ihm heute abend den Wein würzen«, erklärte der General selbstgefällig.
     
5
     
    Als nach dem Abendessen der Wein aufgetischt wurde, nahm Einauge sein Glas an, doch er konnte nicht trinken. Die Spannung machte ihn krank, und er verabscheute den General. Es war nicht nur, daß er Gift als eine gemeine und niedrige Art des Tötens mißbilligte, sondern er war sich auch im klaren darüber, daß
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