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Das Ende aller Tage

Das Ende aller Tage

Titel: Das Ende aller Tage
Autoren: Brian W. Aldiss
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worden war, faszinierte ihn.
    »Die vier Turbulatoren mußten von den entferntesten Stationen der Region, wo unsere Vorfahren sie abgestellt hatten, herbeigeholt werden«, erläuterte der Souverän. »Sie wurden in Ihrer Angriffsrichtung in Position gebracht. Das Resultat haben Sie selbst gesehen. Das Spalier ist das grundlegende Modell der Schöpfung. Unglücklicherweise haben Sie es zerstört, oder besser, seinen Selbstzerfall ausgelöst. Unsere Wissenschaftler glauben, daß das Alter unseres galaktischen Systems so hoch ist, daß es nicht mehr seine frühere Stabilität besitzt. Obgleich der Prozeß unsichtbar ist, geht der Zerfall weiter, breitet sich mit ständig wachsender Geschwindigkeit aus. Und kein bekanntes Mittel vermag ihn aufzuhalten.«
    Der Souverän blickte dich starr an und schien eine Antwort zu erwarten.
    »Ihre Wissenschaftler«, sagtest du, »sind zu beglückwünschen. Sie kommen mit ihrer Entdeckung der Unstabilität etwas spät, aber wenigstens haben sie es selbst gefunden. Es ist eine Katastrophe, die meine Freunde hier und ich nicht ausgelöst haben. Sie begann schon vor langer Zeit, und um vor ihr zu warnen, kam ich nach Yinnisfar.«
    Zum erstenmal erregte sich der Souverän. Er setzte sich auf, und seine Hand fuhr ärgerlich durch die Luft. »Sie impertinenter Barbar, Sie sind gekommen, um zu plündern, zu sengen und zu morden. Was wissen Sie von diesen Dingen?«
    »Ich bin gekommen, um das Ende aller Dinge anzukündigen«, sagtest du ihm. »Wie ich käme, ob als Gefangener oder als Sieger, war nicht meine Sorge. Wichtig war nur, daß mein Kommen die Menschen aller Welten aufschreckte. Darum inszenierte ich die Invasion. So etwas ist leicht zuwege gebracht, vorausgesetzt, man versteht die wenigen grundlegenden menschlichen Leidenschaften zu mobilisieren. Wäre ich allein gekommen, wer hätte sich darum gekümmert? Nun sind aller Augen geöffnet und auf Yinnisfar gerichtet. Die Menschen sollen im Bewußtsein der Wahrheit sterben.«
    »So?« Der Souverän betrachtete ihn mit geringschätziger Ironie. »Bevor ich Sie auslöschen lasse, wollen Sie mir vielleicht noch etwas über diese Wahrheit erzählen, um derentwillen Sie sich solcher Mühe unterzogen haben?«
    »Selbstverständlich«, sagtest du. »Doch wie wäre es zuvor mit einer Demonstration?«
    Der Souverän war verärgert. »Sie sind ein Prahler. Sie verschwenden meine Zeit, und davon ist wenig genug übrig. Wachen!«
    Die Wächter gingen im Halbkreis vor, begierig, die unverhoffte Gelegenheit zur Ausübung ihrer Kunst am lebenden Objekt zu nutzen.
    »Dies ist die Art von Demonstration, an die ich dachte«, sagtest du.
    Die Palastwache bestand aus vierzehn Männern in prächtigen Uniformen und antiken Säbeln.
    Ohne Zögern gingst du auf den nächsten Wächter zu. Er holte mit dem Säbel aus, um dir mit einem kräftigen Schlag den Schädel zu spalten. Du hobst deinen Arm und fingst den Schlag ab.
    Der Säbel zersprang mit hellem Klingen in Stücke. Sein Besitzer wich erschrocken zurück.
    Nun waren die anderen Wächter über dir und schlugen und stachen auf dich ein. Aber auch ihre Säbel zerbrachen wirkungslos an deinem Körper.
    Als sie begriffen, daß dir eine unbekannte Kraft innewohnte, ließen sie hilflos von dir ab. Nun sahst du, daß von einer umlaufenden Galerie die offene Schnauze einer Maschine auf dich gerichtet wurde.
    »Bevor Sie ausgelöscht werden«, sagte der Souverän mit einem bedeutungsvollen Blick zur Galerie hinauf, »sagen Sie mir, was für ein fauler Trick dies ist.«
    »Probieren Sie zuerst Ihren eigenen Trick aus«, antwortetest du. Um die Dinge zu beschleunigen, gingst du auf den Souverän zu. Nach zwei Schritten trat die Maschine in Aktion. Ein Hagel kleiner Geschosse kreischte auf dich zu, doch sie prallten an dir ab und rollten wie Erbsen über den Marmorboden.
    Endlich schien der Souverän beeindruckt.
    »Wer sind Sie? Woher kommen Sie?«
    »Das ist es, was ich Ihnen sagen möchte«, antwortetest du. »Was ich zu sagen habe, muß jedem Menschen bekannt gemacht werden. Wenn eine große Geschichte endet, soll jeder wissen, warum. Ein Mensch, der ohne Verständnis der Gründe seines Todes untergeht, macht alles, für das er steht, zum Gespött.
    Ich komme von einer neuen Welt jenseits dieses galaktischen Systems – neu, weil dort der Schöpfungsprozeß noch weitergeht. Neue Sterne und Planeten formen sich aus den Urnebeln des leeren Raumes. Mein Planet ist neu, und ich bin sein erster Bewohner; er hat
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