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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot
Autoren: Lester del Rey
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Mannes, dann zu seinen Händen und wieder zurück.
    „Sie sind kein Bluter“, sagte er. „Ohne einen Bruch in der Sigma-Kette können Sie das gar nicht sein. Es sei denn …“
    Er wandte sich wieder ab und griff nach den Kontrollen des Schirmprojektors. Alles war zu normal, viel zu wenig hektisch. Boyd schnellte vorwärts, er schwang die Waffe, um jedes Signal abzubrechen, das der Erzbischof vielleicht senden wollte. Er schlug kräftig mit dem Griff der Pistole zu, wobei er auf den Hinterkopf des alten Mannes zielte.
    Doch in letzter Sekunde mußte Bonaforte die Bewegung wahrgenommen haben. Die Waffe traf, doch der Erzbischof hatte sich weggebeugt, trotzdem wurde seine Gestalt schlaff, und er fiel. Er blieb bewegungslos liegen. Boyd beugte sich argwöhnisch über ihn. Der Mann war durch den Schlag ein wenig benommen, aber bei Bewußtsein. Er schien fast nichts zu wiegen, als Boyd ihn aufhob und auf eine lange Couch legte.
    Boyd suchte den Raum nach etwas ab, mit dem er Bonaforte fesseln und knebeln konnte. Auf dem Labortisch lag eine Kordel, er ging hinüber, die Pistole bereit, falls der andere irgendwelche Aktionen unternehmen wollte. Die Kordel lag genau unter dem Bildschirm. Ungewollt hob er den Blick und betrachtete die Projektion. Offensichtlich handelte es sich um eine schematische Darstellung einer menschlichen Zelle, das Genmuster war daneben ausgedruckt, das Bild glich denen, die er auf dem Mars studiert hatte. Er hatte auf dem Mars schon solche Projektionen gesehen, doch damals hatte er sie noch nicht deuten können. Nun begann er automatisch die salienten Charakteristiken zu dekodieren. In manchen der Ketten waren wilde Unregelmäßigkeiten, die nur bedeuten konnten, daß das betreffende Wesen eine Abnormität war.
    Er wandte seinen Blick wieder ab und suchte nach der Kordel. Dabei glitten seine Augen über den Rand der Projektion. Er erstarrte. Der Name des Betreffenden stand dort in sauberen, marsianischen Schnörkeln geschrieben Boyd Allen Jensen.
    Das war unmöglich – es mußte ein Irrtum sein. Er konnte keine Genmuster wie diese haben! Er hatte sein Genschema vor langer Zeit gesehen, aber damals war er erst ein Student im zweiten Jahr gewesen, außerstande, auch nur mehr als die gröbsten Daten der einfachsten Zelle zu entziffern. Der Genkode eines Menschen aber war verteufelt komplex und schwierig.
    Doch diese Offensichtlichkeiten standen jeglicher Hoffnung seinerseits entgegen. Die Beschaffenheit der Zelle wies sie eindeutig als marsianisch aus, die Projektion war gekennzeichnet mit einer marsianischen Ablagenummer. Ungeachtet seines Wunsches, die Realität zu verleugnen, mußte er einsehen, daß dies tatsächlich seine eigene Zelle war, die man zusammen mit seinen Unterlagen hierher übermittelt hatte.
    Er erstarrte vor dem Schirm und bemühte sich krampfhaft, das Bild zu interpretieren. Niemand kann jemals seine eigenen Motive klar interpretieren oder seinen eigenen Genkode mit wahrer Einsicht entschlüsseln. Doch seine Zelle wies Merkmale auf, die er nicht übersehen oder wegdenken konnte. Da waren zahllose rezessive Schäden, Mutationen, deren Effekte er nicht einmal annähernd schätzen konnte. Die offensichtlichsten Details waren falsch. Er hatte gelbes Haar, aber ohne die normale blonde Determinante – doch da war ein vollkommen neues Muster, das er noch niemals zuvor gesehen hatte; er verstand nun zwar, wie das zu gelbem Haar fuhren konnte, doch es war nicht die normale Art, wie eine Zelle auszusehen hatte.
    Kein Wunder, daß der Mars ihn verbannt hatte. Mit diesem explosiven Potential, das in ihm schlummerte, wäre es verrückt gewesen, das Risiko einer Verbreitung seines Erbgutes unter der gesunden Marsbevölkerung einzugehen!
    Das Klingeln des Telefons unterbrach seine finsteren Gedankengänge. Er schnellte herum und sah, wie Bonaforte nach dem Instrument griff. Der Erzbischof saß aufrecht, er verzog schmerzlich das Gesicht, während er sich den Nacken rieb. Er nickte schwach, als Boyd mit der Pistole winkte. „Bonaforte“, beantwortete er den Anruf. „Ja, das hätte offensichtlich sein sollen … Warum? Um die Frau zu retten, natürlich. Er zeigt Anzeichen eines exzessiven Romantizismus in dieser ganzen Affäre … Nun gut, Muller, überprüfen sie seine früheren Kollegen und Bekannten; er wird Hilfe benötigen. Und informieren Sie mich weiter.“
    Er hing ruhig ein. „Bis man mich von Ihrem Entkommen unterrichtete – und auch von Ihrer Einweisung in den Kerker –, das
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