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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot
Autoren: Lester del Rey
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auf Sie gewartet habe. Aber sagen Sie mir noch eines: Sie wurden heute nacht zu mir gesandt, und ich habe keine Fragen gestellt. Aber ist diese Sendung vollständig, oder haben Sie mir noch etwas zu sagen?“
    „Es gibt ein Serum gegen die Pest“, versicherte Boyd ihm mit plötzlichem Selbstvertrauen. „Ich habe keinen Beweis, der über das Studium der Aufzeichnungen und meine eigene Intuition hinausgeht. Aber keiner Ihrer Leute wird jemals an dieser Krankheit sterben.“
    Einen Augenblick lang hob der Blinde Stephan sein Gesicht dem Himmel entgegen und ging dann auf die Bühne zu.
    „Wehe den Ungläubigen! Sie werden fallen und vergessen werden auf Erden. Denn wir werden uns erheben, zu kämpfen mit den Abgesandten der Hölle, und unsere Kraft ist der starke Arm des Herrn. Er wird vorangehen, und Sein Schild ist über uns …“
    Boyd blieb stehen und sah zum Himmel, bis er den Mars gefunden hatte. Es war nur ein kleiner Punkt, unbedeutend in der grenzenlosen Weite über der Erde.
    Dort oben waren jene vom reinen Blut und Intellekt und schwammen auf den Wellen ihrer eigenen Selbstgefälligkeit. Der Erde hatte man den Himmel und die Zukunft abgesprochen. Doch Boyd beneidete den Mars nicht länger.
    Im Augenblick war die Erde zwar weit hinterher in jenem großen Rennen um die Zukunft. Und die kommenden Tage und Jahre würden häßlich sein. Für die Angehörigen der Amerikanischen Katholischen Eklektischen Kirche, die zurückblieben, würden es Jahre der Bevölkerungszunahme, der Lebensraumverknappung, der Krankheiten und des Leids sein – aber auch der Kraft und der Freundschaft und der Wärme, die er selbst erfahren hatte.
    Aber eines Tages würde der Kampf der Mutationen in ihren eigenen Zellen beendet sein. Die Schwachen würden eliminiert sein und die Starken um ihr Überleben kämpfen, in einer Welt, die bis an die Grenzen ihres Fassungsvermögen bevölkert war. Und eine neue Menschenrasse würde entstehen.
    Die Menschen würden gehärtet werden, gehärtet im Feuer des menschlichen Leides und Schmerzes.
    Der Mars konnte seine Treibhaussterilität bewahren, bis die unweigerliche Stagnation eintreten würde. Mit dem elften Gebot, das ihn antrieb, würde der Mensch sich aus eigener Kraft aus dem Dschungel der Erde erheben und Mars auf dem Weg zu den Sternen weit hinter sich zurücklassen.
    Er lächelte über die Intensität seiner eigenen Träume, doch er fühlte, daß sie eines Tages Realität werden würden.
    Dann beugte er sich hinunter zu Ellen und zog sie in der lauschigen Wärme der irdischen Sommernacht fest an sich.

Nachwort
     
     
     
    Relativ spät fand das Thema Überbevölkerung Eingang in die Science Fiction – erst nach dem zweiten Weltkrieg wurde es von SF-Autoren aufgegriffen. Ohne Zweifel wurde das Thema geprägt von den schrecklichen Ereignissen des Krieges, den dort zur Anwendung gebrachten furchtbaren Waffen und der neuen Konfrontation zwischen Ost und West. Dies alles formte ein resignatives Element, die Abkehr von dem Glauben, technischer Fortschritt werde letztlich jedes Problem auf Erden lösen können. Hinzu kam ein aus der Sicht der westlichen Industrienationen tatsächlich erschreckendes Bevölkerungswachstum in den Ländern der Dritten Welt. Dem eigenen Reichtum stand das Elend eines großen Teils der Weltbevölkerung gegenüber – Grund genug für Ängste, sich selbst eines Tages inmitten dieses Elends zu sehen. Hinzu kam schließlich auch, daß erste Ahnungen und Mahnungen Gestalt annahmen, nach denen die vorhandenen Ressourcen irgendwann erschöpft sein würden, daß das wirtschaftliche Wachstum gebremst, stagnieren oder sogar negativ werden würde. Eine Vision des Mangels, der Not, Science Fiction für jene, denen es (noch) gutgeht.
    C. M. Kornbluth dürfte 1951 mit seiner berühmten Story „The Marching Morons“ („Der Marsch der Idioten“) als einer der ersten in der angloamerikanischen Science Fiction das Thema Überbevölkerung aufgegriffen haben, und in der Folge waren es vor allem Romane von Robert Silverberg (Master of Live and Death / Macht über Leben und Tod und The World Inside / Ein glücklicher Tag im Jahr 2381), Harry Harrison (Make Room! Make Room! / New York 1999, die Grundlage für den Film Jahr 2022 – die überleben wollen), Chelsea Quinn Yarbro (Time of the Fourth Horseman / Der vierte apokalyptische Reiter) und John Brunner (The Sheep Look Up / Schafe blicken auf und Stand On Zanzibar / Morgenwelt), James Blish/Norman L. Knight (A Torrent of Faces /
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