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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot
Autoren: Lester del Rey
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Hölle, die vor zweihundert Jahren durch einen Unfall entstanden ist. Heute ist es eine Welt, in der die Menschheit nach einer Möglichkeit des Überlebens suchen muß.“
    Er ging zu dem Bücherregal an der einen Wand hinüber und zog ein Buch heraus. Es war alt und zerlesen, doch das Papier, auf dem es gedruckt war, wirkte noch immer kräftig. Als Copyright-Vermerk war das Jahr 2011 angegeben, und es war angefüllt mit Karten und Tabellen. Die Seite, die Bonaforte aufgeschlagen hatte, enthielt den durchschnittlichen Strahlungspegel für jeden Kontinent, nach Jahren abgestuft, beginnend mit dem Holocaust, bis zum Datum der Publikation. Boyd starrte die Tabelle entsetzt an. Manche Zahlen spiegelten die letale Dosis wider.
    Dann erkannte er, daß dies ja nur Durchschnittswerte waren. Einige Gebiete hatten mehr abbekommen, andere weniger – was genügt hatte, um dem Leben eine Chance zu geben. Zudem war es ziemlich unterschiedlich, welches Ausmaß an Strahlung der individuelle Körper ertragen konnte. Wahrscheinlich waren mehr Leute in den Jahren nach der Bombe gestorben, an den Spätfolgen, als bei der Katastrophe selbst, aber offensichtlich hatten genügend viele überlebt, um die Welt im Verlauf von nur zwei Jahrhunderten wieder völlig zu Übervölkern.
    Plötzlich fuhr er in die Höhe, als die wahre Bedeutung dessen seinen Verstand erreichte. Es waren Männer und Frauen übriggeblieben, die sich wieder vermehrt hatten – aber sie konnten nicht immer normale Kinder gezeugt haben. Mit diesem Strahlungspegel um sie herum mußten die genetischen Schäden grauenvoll gewesen sein. Jedes Kind, das nach dem Bombardement geboren worden war, mußte ein Mutant gewesen sein!
    „Die Erde hat sich niemals wieder ganz erholt“, sagte Bonaforte. „Der größte Teil der radioaktiven Materie ist natürlich inzwischen verschwunden, aber viele der Auswirkungen auf das genetische Material unserer Tiere, Pflanzen und natürlich der Menschen werden erst heute sichtbar.“
    Natürlich, das mußte zwangsläufig so sein. Die schlimmsten Mutationen wurden durch jene getötet, die sie hervorgebracht hatten. Aber dann gab es noch immer die rezessiven Mutationen – die Veränderungen, die nicht sichtbar waren, die aber in der Zellsubstanz warteten, bis sie in kommenden Generationen wieder zum Vorschein kommen konnten, etwa bei der Verbindung mit einem weiteren Rezessiven. Dazu kam die Kombination von Mutationen. In einer Welt, in der jedes Wesen mit individuellen Mutationen geschlagen war, würde jedes Kind eine noch größere Anzahl von Mutationen bekommen als seine Elternteile, die zudem noch durch eine eventuelle Reststrahlung forciert wurden. Der Schaden würde zunehmen und sich über Generationen hinweg ausbreiten, bis alle möglichen Kombinationen durchprobiert waren und sich ein neues Gleichgewicht einstellte.
    Die Resultate bei Individuen, die besonders schlimm dran waren, würden zum Tode führen, vielleicht bevor es zur Zeugung von Kindern kam. Die schwächenden Einflüsse würden dazu tendieren, sich im Laufe der Zeit selbst auszumerzen. Aber das würde schon viel Zeit erfordern; der Preis, den die Menschen zahlen mußten, war sehr hoch.
    „Das ist die Rache für die Sünden der Väter an den Kindern, bis in die dritte und vierte Generation“, sagte Bonaforte. „Nur wird es in unserem Falle wahrscheinlich die dreißigste oder vierzigste Generation sein.“
    Boyd erinnerte sich an seinen Fall. Sein Großvater war wahrscheinlich einer der letzten Betroffenen gewesen. Er war eben noch in der Lage gewesen, den mehr als harten Einreisebestimmungen des Mars zu genügen. Und nun, nach drei Generationen, begannen die ersten Mutationen sich in Boyds Zellen zu zeigen.
    „Demnach müßten sehr viele Monstren geboren werden“, meinte er.
    Bonaforte nickte langsam. „Monstren, wie Sie sie nennen, und potentielle Monster. Diese werden ihren Müttern weggenommen und in speziellen Domizilen verwahrt.“ Er sah, wie Boyd erschauerte, sein Blick wurde stechend. „Was bedeutet Ihnen dies persönlich?“ fragte er.
    Er hörte zu, wie Boyd Ellens Besuch im Domizil schilderte. Die Frage, weshalb dieser Punkt nicht in ihrer Anklage aufgetaucht war, beschäftigte ihn noch immer, daher beendete er seinen Bericht mit dieser Frage.
    „Ich fürchte, dies geschah, um die Verfehlung eines unserer Priester zu verbergen“, antwortete Bonaforte. Er lächelte schmerzlich. „Das sind auch nur Menschen, müssen Sie wissen, und wenn sie sich eine
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