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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Diese Schilder wurden ganz einfach abgeschafft und durch normale Ausweise ersetzt, und die Polizeibeamten konnten sich in aller Ruhe weiterhin hinter der Autorität ihrer Uniformen verstecken. Laut fragte er: »Wie heißt du?«
    »Andersson.«
    »Wann bist du hier angekommen?« Der Konstapel sah auf seine Armbanduhr. »Sechzehn Minuten nach zwei. Vor neun Minuten. Wir waren ganz in der Nähe. Am Odenplan.« Rönn nahm die Brille ab und schielte zu dem uniformierten Jüngling hinüber, der grün im Gesicht war und sich hilflos über das Becken beugte. Der Konstapel folgte seinem Blick und sagte tonlos:
    »Er ist Polizeianwärter. Zum erstenmal mit auf Tour.«
    »Na, dann kümmerst du dich am besten erst mal um ihn. Und schick mir fünf oder sechs Mann vom Fünften her.«
    »Einsatzwagen vom fünften Dezernat, jawohl«, wiederholte Andersson und sah aus, als ob er die Hand an die Mütze legen oder Grundstellung einnehmen oder etwas anderes Unpassendes tun wollte.
    »Augenblick noch«, hielt Rönn ihn zurück. »Habt ihr hier was Verdächtiges gesehen?« Er hatte sich wohl etwas ungeschickt ausgedrückt, denn der Konstapel glotzte verwirrt auf die Tür zum Krankenzimmer.
    »Tja…« begann er ausweichend.
    »Weißt du, wer das ist? Der da drinnen?«
    »Kommissar Nyman, nich?«
    »Ja, stimmt.«
    »Obwohl man nicht mehr viel von ihm erkennen kann.«
    »Nein, ganz einfach ist das nicht.« Andersson ging.
    Rönn wischte sich den Schweiß von der Stirn und überlegte, was als nächstes zu tun sei.
    Zehn Sekunden lang. Dann ging er hinüber zu dem Telefon an der Wand und rief Martin B eck an.
    Der Hörer wurde sofort abgenommen, und Rönn meldete sich:
    »Hej. Hier ist Rönn. Ich bin im Krankenhaus Sabbatsberg. Du mußt kommen.«
    »Ja«, antwortete Martin Beck.
    »Beeil dich.«
    »Ja.« Rönn legte auf und ging zurück zu den anderen. Wartete. Gab sein Taschentuch dem Polizeianwärter, der sich damit verlegen den Mund abwischte:
    »'tschuldigung.«
    »Das kann jedem passieren.«
    »Ich konnte es nicht zurückhalten. Ist das immer so?«
    »Nein«, antwortete Rönn, »aber man kann's nie voraussagen. Ich bin seit 21 Jahren bei der Polizei, aber so was hab ich in der ganzen Zeit noch nicht zu sehen gekriegt.« Dann wandte er sich an den Mann mit den schwarzen Locken und fragte: »Gibt's hier `ne psychiatrische Abteilung?«
    »Nix verstehen«, antwortete der Arzt.
    Rönn setzte seine Brille auf und sah sich das Plastikschild auf seinem Arztkittel genauer an. Da stand der Name drauf.
    Dr. ÜZKUKÖCÖTÜPZE.
    »Ach so«, murmelte er, steckte seine Brille wieder ein und wartete.
    Das Zimmer war fünf Meter lang, dreieinhalb Meter breit und fast vier Meter hoch. Der Anstrich war ziemlich primitiv und langweilig, die Decke schmutzigweiß und die verputzten Wände hatten eine schwer zu bestimmende grau-gelbe Farbe. Weißgraue Marmorfliesen auf dem Fußboden. Hellgraue Fensterrahmen und Türen im gleichen Farbton. Vor dem Fenster hingen dicke Vorhänge aus gelbweißem Damast und davor dünne weiße Baumwollgardinen. Das Eisenbett war weiß lackiert, weiß waren auch die Überschlaglaken und der Kopfkissenbezug, der Nachttisch war grau und der Stuhl hellbraun. Der Lack der Einrichtungsgegenstände war zum Teil abgewetzt und die Farbe an den Wänden rissig. Der Deckenputz war teilweise abgeblättert und an einigen Stellen sah man braune Flecken, dort war Feuchtigkeit durchgeschlagen. Alles war alt, aber blitzsauber. Auf der Nachttischplatte stand eine Alpakavase mit sieben hellroten Rosen. Daneben sah Rönn eine Brille mit Futteral, einen durchsichtigen Plastikbecher mit zwei weißen Tabletten, ein kleines weißes Transistorradio, einen angebissenen Apfel und ein Trinkglas, das zur Hälfte mit einer hellgelben Flüssigkeit gefüllt war. Auf der Ablage darunter lagen ein Stapel Illustrierte, vier Briefe, ein Notizbuch mit liniertem Papier, ein silberner Waterman-Vierfarben-Stift, etwas Kleingeld, genauer acht Zehn-Öre-Stücke, zwei Fünfundzwanzig-Öre-Stücke und sechs Ein-Kronen-Stücke. Der Tisch hatte zwei Schubladen. In der obersten befanden sich drei schmutzige Taschentücher, ein Stück Seife in einer Plastikdose, Zahncreme, Zahnbürste, eine kleine Flasche Rasierwasser, eine Schachtel mit Halstabletten und ein Lederetui mit Nagelschere, Nagelfeile und Nagelzange. Die andere enthielt die Brieftasche, einen elektrischen Rasierapparat, ein kleines Heft mit Briefmarken, zwei Pfeifen, Tabaksbeutel und eine unbeschriebene Postkarte mit
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