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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus
Autoren: Alexander Borell
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Sie nur seine Fingerabdrücke finden. Ist das nun ein Beweis oder nicht?«
    Er blickte auf, schaute mich lange schweigend an und fragte endlich:
    »Ein Beweis wofür?«
    »Daß er allein der Mörder ist. Er hat Walther Möhnert vergiftet, er hat Vera Möhnert erschossen und schließlich sich selber.«
    »Und warum hat er sich selber erschossen? Er hätte doch fliehen können?«
    »Eine Flucht hätte ihm nichts genützt. Zwei Menschen wußten zuviel: Antonia Paola und ich. Solange er hier war, traute sich Antonia nicht, zu sprechen. Erstens hätte ihr niemand geglaubt, und zweitens hätte Buchinger sie vorher umgebracht. Aber Buchinger wußte genau, daß ich ihn durchschaute. Er sah keinen Ausweg mehr und, das muß man ihm lassen, er hat um einen hohen Einsatz gespielt und hat es verstanden, mit Anstand zu verlieren. Der Tod war ihm lieber als lebenslänglich Zuchthaus.«
    Wendlandt schob die Pistole vorsichtig zur Seite, rief das Labor an und ließ sie abholen. Er sagte:
    »Wenn wir annehmen, daß Ihre Theorie stimmt, dann doch nur, soweit sie die Morde an Vera Möhnert und... und Buchinger selber betrifft. Wir haben aber noch keinerlei Beweis dafür, daß er auch Walther Möhnert vergiftet hat.«
    »Damit fing das Ganze doch an, Inspektor. Er wollte Möhnert weg haben, weil der seinen Vertrag nicht mehr erneuert hätte. Um sich für diesen Mord ein Alibi zu verschaffen, ließ er Antonia Paola aus Paris kommen. Dann lockte er Möhnert in das einsame Haus, vergiftete ihn und... aber das ist ja bekannt. Und das erklärt auch, wie der Tote aus dem Haus verschwunden ist. Antonia hätte ihn gar nicht schleppen und in den Wagen heben können. Aber sie merkte sofort, daß Buchinger sie belasten wollte, und sie erkannte die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage. Buchinger aber sah, daß nun seine Chance gekommen war, tabula rasa zu machen und sich auch die unbequeme Vera gleich vom Halse zu schaffen. Fast wäre ihm das alles geglückt. Mit Ihrer groß und öffentlich angelegten Jagd nach Antonia Paola van Straaten schütteten Sie fleißig Wasser auf Buchingers Mühle, es klappte alles großartig und er konnte damit rechnen, daß man der Frau den Prozeß machte, denn die Beteuerung der Unschuld hat noch niemals Richter oder Geschworene irgendwie beeindruckt. Antonia würde, so rechnete sich das Buchinger aus, für alle Zeiten hinter Zuchthausmauern verschwinden, belastet mit drei Morden, von denen sie keinen einzigen begangen hatte. Nur...«
    Er winkte müde ab.
    »Ich weiß, nur der geniale Herr Brenthuisen hat die Justiz vor einem Irrtum und die Kripo vor einer Blamage bewahrt.«
    »Ich wäre zu bescheiden gewesen, das so hart auszudrücken, Inspektor.«
    Es schien, als suche er nach einem geeigneten Gegenstand, den er mir an den Kopf werfen konnte, dann besann er sich aber anders. Das alte, mir so vertraute Grinsen erschien wie Sonne auf seinem Gesicht.
    »Also gut«, sagte er und rieb sich die Hände. »Wenn Sie wirklich recht haben, und wenn wir nun veröffentlichen, daß Buchinger der Mörder ist, dann braucht Frau van Straaten doch nichts mehr zu befürchten?«
    »Nein, dann nicht mehr.«
    »Dann wird sie sich doch freiwillig melden, oder?«
    »Das wird sie ganz bestimmt tun.« Ich ließ wieder einmal einen meiner Versuchsballons los und fragte wie nebenbei: »Warum haben Sie eigentlich das einsame Haus draußen nicht überwachen lassen?«
    Er tippte sich an die Stirn.
    »Ganz blöde bin ich schließlich auch nicht. Wenn es einen Ort in der Umgebung Münchens gibt, an dem sich Antonia Paola niemals sehen lassen wird, dann ist es dieses verdammte einsame Haus. Ich habe nicht so viele Beamte, und diesen einen wenigstens konnte ich mir sparen.«
    »Schön«, sagte ich und stand auf. »Da haben Sie auch wieder recht. Ich werde jetzt...«
    Das Telefon auf seinem Schreibtisch unterbrach mich. Er nahm den Hörer ab, ich hörte ihn sagen:
    »Gut, bringen Sie sie gleich zu mir herauf.« Er hängte ein. »Anna van Straaten ist unten, man hat sie zu Hause festgenommen. Wollen Sie...«
    Ich ging rasch zur Tür.
    »Nein, ich will nicht mit ihr zusammentreffen. Noch nicht...«
    Ich rannte die Treppe hinunter, weil ich annahm, man werde Anna mit dem Paternoster heraufbringen, und ich wollte ihr jetzt wirklich nicht begegnen.
    Ich setzte mich in meinen Wagen, der Abend kam langsam über die Stadt, in den Schaufenstern brannte schon Licht, und ich wollte an den einzigen Ort fahren, wo ich Antonia Paola van Straaten finden würde: zu dem
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