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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus
Autoren: Alexander Borell
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daß es jetzt nur noch zwei Möglichkeiten gab. Entweder war die Pistole tief im Sand und Schlamm versunken, und Alfred konnte sie nicht finden — dann würde es selbst einem ungeschickten Staatsanwalt gelingen, die Geschworenen davon zu überzeugen, daß nur Antonia Paola die Mörderin Max Buchingers sein konnte. Oder Alfred fand die Pistole...
    Das Gewitter, heimtückisch und boshaft wie alle solche Naturereignisse, hörte in dem Augenblick auf, als wir auf der Grünwalder Straße am späten Nachmittag nach München zurückfuhren. Ich setzte Alfred an seinem Geschäft ab, bedankte mich für seine aufopfernde Hilfe und fuhr weiter zum Polizeipräsidium.
    In Wendlandts Vorzimmer hob Fräulein Seiffert beschwörend die Hände.
    »Lassen Sie ihn um Gottes willen in Ruhe, Herr Brenthuisen. Sein Barometer steht auf Orkan.«
    »So? Aber daran bin ich doch ausnahmsweise einmal nicht schuld, oder?«
    Sie schaute mich mißbilligend an.
    »Wahrscheinlich nicht. Aber es ist nicht recht von Ihnen, wie Sie mit ihm umgehen. Sie führen ihn an der Nase herum.«
    »Ich bin unschuldig wie ein neugeborenes Knäblein. Was ist denn passiert?«
    Die Tür zu Wendlandts Zimmer wurde auf gerissen, der Inspektor erschien und brüllte:
    »Ich habe mich also nicht getäuscht! Sie wagen es, hier noch mal zu erscheinen! Seit einer halben Stunde zermartere ich mir das Hirn, wie ich es fertig bringen kann, Sie hinter Schloß und Riegel zu setzen!«
    »Vielleicht mit einer Anklage wegen Beihilfe zu einem Mord?«
    Er starrte mich wütend, zugleich aber auch nachdenklich an, dann deutete er auf den Plastikbeutel, den ich in der Hand hielt. »Was haben Sie denn da?«
    »Etwas für Sie. Wenn Sie vernünftig sind, verrate ich nichts davon. Wenn Sie weiter toben wollen, liefere ich den Inhalt auf meiner Redaktion ab. Was hat Sie eigentlich so auf die Palme gebracht?«
    »Kommen Sie ‘rein«, sagte er, ließ mich schweigend an sich vorbei, und ich glaubte zu spüren, wie er vor verhaltener Wut geradezu dampfte.
    Ich setzte mich, zündete mir eine Zigarette an und schaute erwartungsvoll zu ihm auf. »Also, was ist passiert?«
    Er tippte auf ein Foto, das auf seinem Schreibtisch lag.
    »Sie hat sich bei uns gemeldet«, sagte er. »Sie hat ihr Bild in der Zeitung gesehen, ein paar Kolleginnen auch, und da hat sie sofort angerufen.«
    »Von wem sprechen Sie denn?« fragte ich scheinheilig.
    »Von einer gewissen Erika Stomberg. Sie arbeitet im Labor der COLORAG und hat mit dem Fall Möhnert überhaupt nichts zu tun. Sie sagt, dieses Foto habe sie einmal für ein Heiratsinserat machen lassen, ein paar davon hätten in ihrer Schublade gelegen, und Anna van Straaten müsse es geklaut haben.« Er schlug mit der Faust mitten auf das Foto. »Diese kleine van Straaten hat es fertiggebracht, einen alten Kriminalisten glatt aufs Kreuz zu legen. Wir suchen verzweifelt nach Antonia Paola und veröffentlichen ein ganz anderes Foto!« Mein breites Grinsen fiel ihm auf, er wurde unsicher und fragte drohend: »Haben Sie das etwa gewußt? Hat die Kleine Ihnen das verraten?«
    Ich schnippte meine Asche in die blaue Emailleschale und lächelte den Inspektor an.
    »Sie glauben doch nicht etwa wirklich, daß ich jetzt die Wahrheit sage? Ist der Haftbefehl gegen Anna schon unterwegs? Freddy Möhnert ist frei — jetzt kann Anna wieder sitzen? Himmel, Inspektor, merken Sie denn nicht, daß Sie im Kreise gehen? Antonia Paola ist unschuldig, aber sie hat nun mal die komische Ansicht, den Methoden der Kripo hierzulande sei nicht ganz zu trauen und den Methoden der Gerichte schon zweimal nicht. Sie hofft ganz einfach, daß Sie den wahren Mörder finden, ehe Sie sich mit ihr zufrieden geben. Ist das so unbegreiflich?«
    »Ein Funkwagen ist unterwegs. Natürlich nehme ich Anna jetzt wieder fest. Bewußte Irreführung der Polizei...«
    »... um ihrer Mutter zu helfen und...«
    »... Fälschung von wichtigen Beweismitteln in einem Mordfall...«
    »... um ihrer Mutter zu helfen und...«
    »... Verdunklungsgefahr, Beihilfe zur Flucht und...«
    Ich winkte ab.
    »Na schön, das reicht. Ihre englischen und amerikanischen Kollegen kämen sich hier vor wie in einem immerwährenden Urlaub. Einfach festnehmen, na schön, so sind nun mal die Sitten und Gebräuche bei uns. Würden Sie die Fahndung nach Annas Mutter und die Festnahme von Anna sofort aufgeben, wenn ich Ihnen den Beweis liefern könnte, daß Max Buchinger allein der Mörder war?«
    »Wollen Sie damit andeuten, daß Sie einen solchen
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