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Das echte Log des Phileas Fogg

Das echte Log des Phileas Fogg

Titel: Das echte Log des Phileas Fogg
Autoren: Philip José Farmer
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Nemos und zerschnitt den Strick an seinen Füßen. Morans Schritte wurden lauter; gleich mußte er hereinkommen.
    Vandeleur raffte sich auf und wankte auf den Franzosen zu. Passepartout drehte sich um, führte einen Streich mit dem Messer und schlitzte ihm die linke Wange auf. Vandeleur schrie und taumelte zurück, eine Hand auf die Wunde gepreßt. Zwischen den Fingern quoll Blut hindurch und rann über seinen Hals.
    Passepartout lief durch den Raum, das Messer noch in der Hand, und eilte die Treppe empor. Als ihn noch sechs Stufen vom ersten Treppenabsatz trennten, hörte er hinter sich, von unten, ein Aufbrüllen. Er überwand die Treppe und sprang vorwärts. Er rutschte ein Stück weit über den Boden, rollte sich herum und sah plötzlich in der Decke schräg über dem Treppenabsatz ein Loch; das Geschoß aus dem Luftgewehr des Captains war dort eingeschlagen. Passepartout richtete sich auf und rannte durch den Korridor. Am anderen Ende befand sich der Personalaufgang. Falls er ihn erreichte, konnte er ins Erdgeschoß zurückkehren und vielleicht aus dem Haus entkommen. Doch das war – unter diesen Umständen – ein weiter Weg, und Moran war ihm auf den Fersen. Falls er sich noch im Korridor befand, wenn der Captain den Treppenabsatz erreichte, würde er ihn wohl kaum ein zweites Mal verfehlen.
    Er wagte einen Blick nach hinten. Der Captain stand bereits einige Schritte weit im Korridor und hob soeben seine Waffe an die Schulter.
    Passepartout warf sich so heftig zur Seite, daß der Anprall gegen die eine Tür ihn zurückwarf. Die Tür gegenüber stand einen Spalt weit offen und bot ihm eine Chance, die er wahrnehmen konnte und mußte. Er taumelte seitwärts in den Spalt und fiel ins Zimmer. Rasch erhob er sich und verriegelte die Tür. Dann klemmte er den Messergriff zwischen die Zähne und zersägte die Handfessel. Moran rüttelte am Türknopf; die Tür krachte und knarrte, als der Captain sie einzudrücken versuchte. Passepartout zerriß die letzten Fasern des Stricks und hatte endlich die Hände frei. Morans Stimme schallte durch den Korridor; jemand brüllte eine Antwort. Offenbar verlangte Moran, daß ein anderer die Tür bewache, während er in den Garten zurückkehrte. Hastig zog Passepartout die Vorhänge beiseite und öffnete das Fenster. Er konnte das eine Stockwerk hinabspringen und durch den Garten zu fliehen versuchen. Aber Moran würde den Garten fast genauso schnell erreichen und genug Zeit zum Zielen haben, während Passepartout die 2 m hohe Gartenmauer erklomm. Nein, das war kein Ausweg.
    Er stieß ein paar saftige gallische Flüche aus. Er hatte gehofft, in das Zimmer gegenüber gelangen zu können, das an der Straßenseite lag. Dort hätte er aus dem Fenster Zeter und Mordio schreien oder gar hinausspringen können. Doch nun befand er sich in der gleichen Situation wie Aouda und Fogg.
    Nemo erlitt, als er wieder zur Besinnung kam, womöglich einen neuen Anfall; vielleicht auch nicht. Als gesichert darf man jedoch annehmen, daß sein Kinn, sein Kopf und seine Rippen schmerzten, er seine Untergebenen über alle Maßen ausschalt und ihnen fürchterliche Strafen androhte. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit dem beharrlichen Pochen an der Haustür. Er öffnete sie ein Stück weit. Im Licht einer nahen Gaslaterne erkannte er Fix, der eine Botenuniform trug. Auf der Straße transportierten zwei Männer auf einer Bahre die reglose Gestalt des Colonels ab. Voran ging ein Mann mit einer großen Ledertasche. Das war zweifellos Dr. Caber, der in Foggs Nachbarschaft wohnte. Wahrscheinlich ließ er den Colonel in sein Haus bringen, bis eine Sanitätsdroschke eintraf.
    »Verschwinden Sie!« sagte Nemo durch den Türspalt. »Gehen Sie, Sie Dummkopf! Die Lage hat sich verändert.«
    »Was?« meinte Fix. Er zögerte, dann sagte er: »Aber Sie müssen dieses Telegramm lesen.«
    Nemo stellte fest, daß alle Leute auf der Straße dem Haus den Rücken zukehrten, um zuzuschauen, wie man den Colonel forttrug. Er öffnete die Tür weiter, streckte den Arm aus, packte Fix bei den Kragenaufschlägen und zerrte ihn herein. Er schloß die Tür. »Ich muß?« schnauzte er. »Ich muß?«
    »Ja«, sagte Fix. Neugierig sah er sich im Schein der einzigen brennenden Lampe um. »Was ist geschehen?«
    »Das ist gleichgültig«, sagte Nemo. Er riß Fix den Umschlag aus der Hand. Er war schon geöffnet; also hatte Fix das Telegramm gelesen.
    »Ich habe alles befehlsgemäß ausgeführt, Sir«, versicherte Fix ungefragt. »Ich habe
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