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Das echte Log des Phileas Fogg

Das echte Log des Phileas Fogg

Titel: Das echte Log des Phileas Fogg
Autoren: Philip José Farmer
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sich aufrichtete, »da Sie gegenwärtig nichts dringlicher als ärztliche Behandlung benötigen – dennoch, möchten Sie mich ehelichen?«
    »Wäre ein Priester hier, auf der Stelle«, sagte sie.
    Unterdessen beobachtete Passepartout Nemo und Vandeleur, die ihrerseits das Geschehen auf der Straße beobachteten. Ihren Äußerungen, die sie regelmäßig um Stöhnen und Verwünschungen bereicherten, entnahm er, daß das Mißgeschick des Colonels die Aufmerksamkeit einer Anzahl von Leuten erregt hatte, die vom Brandort zurückkamen. Nach Vandeleurs Ausrufen interessierte sich zuerst ein Straßenjunge näher für den Colonel, ein zerlumpter und schmutziger Bengel. »Er hilft ihm nicht!« kreischte Vandeleur. »Er beraubt ihn!«
    »Was?« Nemo öffnete die Vorhänge ein Stückchen weiter.
    »Er nimmt den Distorter!« röhrte Vandeleur. »Er läuft mit seiner Brieftasche und der Uhr fort!«
    Er drehte sich nach seinem Chef um, welche Befehle er geben möge, und sah, daß Nemo zum Befehlen außerstande war. Ein Schüttelkrampf hatte ihn befallen. »Bei Gott!« schrie Vandeleur. »Sie sind inhibiert, uns zu befehlen!« Er schickte sich an, die Tür zu öffnen, aber Nemo überwand den Krampf mit einer ungeheuren Willensanstrengung, sprang vorwärts und schlug Vandeleur den Lauf seiner Luftpistole ins Genick. Vandeleur brach zusammen. Nemo schloß die aufgeklinkte Tür.
    Sein Körper zitterte nicht mehr, wogegen sein Kopf noch willenlos zuckte. Und als er Vandeleur zu beschimpfen begann, erinnerte er Passepartout stärker denn je zuvor an eine Riesenschlange.
    »Glaubten Sie etwa, den Lümmel wirklich erwischen zu können? Was hätten die Leute gedacht, wenn plötzlich jemand aus einem Haus stürmt, in dem sich vorgeblich niemand aufhält? Und Sie meinen, ich könne keine Befehle mehr erteilen?«
    Vandeleur antwortete nicht. Nemo trat ihn brutal in die Rippen und brüllte: »Stehen Sie auf!«
    Vandeleur stöhnte, machte jedoch keinerlei Anstalten, sich zu erheben.
    Nemo lehnte seine Handflächen gegen die Tür und stützte sich für einen Moment. Als er sich straffte, hatten die Zuckungen seines Schädels aufgehört. Er drehte sich um und verlor unverzüglich die gerade erst wiedergewonnene Fassung.
    Passepartout war es mit seiner akrobatischen Geschicklichkeit und Beweglichkeit gelungen, auf die Beine zu kommen, obwohl seine Füße gefesselt waren. Mit einer Reihe kurzer Sprünge hatte er den Raum durchquert. Der laute Wortwechsel der beiden Capellaner hatte alle Geräusche übertönt, die er womöglich dabei verursachte. Als Nemo ihn sah und einen Schritt auf ihn zu machte, tat Passepartout einen kraftvollen Sprung in die Höhe und streckte dabei seinen Körper.
    Die Absätze seiner Stiefel trafen Nemo seitlich am Kinn. Nemo krachte seitwärts gegen die Tür und rutschte auf den Boden. Passepartout prallte hart auf den Rücken; der Sturz nahm ihm vorübergehend den Atem, und durch seine auf den Rücken gefesselten Arme fuhr ein grausamer Schmerz. Für einen Moment krümmte er sich vor Pein. Vandeleur stöhnte und wälzte sich auf die Seite. Nemo, der gegen die Tür gelehnt saß, den Kopf auf die Brust gesunken, war anscheinend völlig bewußtlos.
    Passepartout quälte sich, nachdem er wieder Luft bekam, auf die Knie. Mit einer weiteren Verrenkung seines Körpers erhob er sich auf die Füße.
    Vandeleur kam mühevoll auf alle viere. Er schüttelte den Kopf, die Bewegung löste offenbar einen Schmerz in seinem getroffenen Genick aus, denn er stöhnte laut.
    Man hörte ein leises Knacken, als Passepartout seine Schultergelenke ausrenkte. Er hob die Arme über den Kopf und senkte sie dann über die Brust. Hätte Nemo ihm zuschauen können, wäre ihm klar gewesen, auf welche Weise es den Eridanern in der Kabine der General Grant gelungen war, sich von ihren Fesseln zu befreien.
    In diesem Moment klopfte jemand an die Haustür, und zugleich vernahm Passepartout aus irgendeinem Raum an der Rückseite eine Stimme.
    In verzweifelter Hast suchte Passepartout in Nemos Kleidung nach einem Messer. Die Person vor der Haustür pochte hartnäckig weiter, und die Stimme, die sich näherte, erkannte Passepartout nunmehr als die von Captain Moran. Er räsonierte, warum, zum Henker, man ihm noch nicht den versprochenen heißen Kaffee mit Brandy gebracht habe? Posten oder nicht, er müsse für einen Augenblick ins Warme. Seine Hände seien so kalt, daß er kaum noch das Luftgewehr halten könne.
    Passepartout zog ein Messer aus einem Stiefel
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