Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das echte Log des Phileas Fogg

Das echte Log des Phileas Fogg

Titel: Das echte Log des Phileas Fogg
Autoren: Philip José Farmer
Vom Netzwerk:
Kenntnisse?
    Anscheinend suchte er in den Zeitungen nach nichts Besonderem. Doch bisweilen verlangsamte sich die Bewegung seiner Augen, manchmal kehrte sein Blick an eine bestimmte Textstelle zurück. Diese Verzögerungen entstanden durch gewisse Nachrichten: Meldungen über seltsame Geschehnisse in allen Winkeln der Erde. Es handelte sich um jene Art von Notizen, die man lediglich aufnahm, um Spalten zu füllen, obschon sicherlich in der Erwartung, daß sie bei den Lesern auf Interesse stießen. Fogg pflegte sie mit anderen Meldungen der Tageszeitungen und solchen, die er aus der Vergangenheit kannte, zu vergleichen; auf diese Weise versuchte er ein korrektes Bild der Tatsachen zusammenzusetzen. Hauptsächlich interessierte er sich für seltsame oder ungewöhnliche Vorfälle und Phänomene, die man auf den Weltmeeren beobachtete. Artikel über Seeschlangen und verschwundene oder überfällige Schiffe weckten seine besondere Aufmerksamkeit. Ähnliche Geschehnisse zu Lande vernachlässigte er deshalb nicht; vor allem fanden Meldungen über unerklärliche Mordfälle oder das Verschwinden von Personen seine erhöhte Beachtung.
    Um 18.10 Uhr versammelten sich weitere Mitglieder des Clubs am Kamin, wohin sie sich vor der Kälte des Herbstabends zurückzogen. Diese Gentlemen waren Andrew Stuart, Ingenieur; John Sullivan und Samuel Fallentin, beide Bankiers; Thomas Flanagan, Bierbrauer; ferner Gauthier Ralph, ein Direktor der Bank of England. Mr. Fogg bemerkte ihre Ankunft, sprach sie jedoch nicht an, da er seine Lektüre noch nicht beendet hatte.
    Mr. Flanagan fragte Mr. Ralph, was er von dem Diebstahl halte.
    Stuart antwortete an Ralphs Stelle, indem er die Auffassung äußerte, die Bank of England habe das Geld endgültig verloren.
    Ralph erklärte, die Bank rechne damit, daß man den Täter fassen werde. Man habe die besten Detektive in alle großen Häfen Amerikas und Europas geschickt, und der Täter müsse schon außerordentlich raffiniert sein, wolle er durchs Netz der Gesetzeshüter schlüpfen.
    »Haben Sie denn einen Steckbrief des Diebes?« erkundigte sich Stuart.
    »Es ist kein Dieb.«
    Stuart war verblüfft. »Wieso, machen 55000 gestohlene Pfundnoten noch keinen Dieb?«
    »Nein.«
    »Na, gilt er vielleicht als Bauchladenhändler?«
    »In der Morning Chronicle steht, daß es ein Gentleman war.«
    Niemand belächelte diese Bemerkung, die Phileas Fogg gemacht hatte. Er stand auf, verbeugte sich knapp vor dem Kreis seiner Whistpartner und beteiligte sich an der Konversation über den Bankraub. Am 29. September hatte ein Gentleman ein Paket Banknoten vom Zahltisch des Hauptkassierers genommen; es war nicht das Eigentum des Gentlemans, aber er gab es nicht zurück. Damit befand es sich nun immerhin in seinem Besitz; das würde es auch wenigstens so lange bleiben, bis man ihn verhaftete.
    Wie Verne sagt, hatte »die Bank of England… großes Vertrauen zu ihren Kunden«, und zwar »schon immer«. Das Fehlen der 55000 Pfund fiel nicht auf, bevor die Bank schloß und man die Bücher durchsah. Keine Wachen standen in Bereitschaft, um die Bank vor ungesetzlichen Handlungen zu schützen. Der Kassierer hatte gesehen, wie der Mann das Geld an sich nahm, sich jedoch überhaupt nichts dabei gedacht, bis man den Verlust entdeckte.
    Sobald die Bank of England jedoch Klarheit darüber besaß, daß jemand ihr Vertrauen – gar nicht zu reden vom Geld – mißbraucht hatte, leitete sie rasch die erforderlichen Maßnahmen ein. Detektive eilten nach Liverpool, Glasgow, Le Havre, Suez, Brindisi, New York und anderen Hafenstädten. Der natürliche Eifer der Menschenjäger wurde von einer Belohnung in Höhe von 2000 Pfund – zuzüglich 5% der wiedergefundenen Summe – wesentlich verstärkt. Sie begannen ihre Suche nicht mit leeren Händen, da man ihnen eine vorzügliche Personenbeschreibung des Gentlemans, der mit dem Geld verschwunden war, zur Verfügung gestellt hatte.
    Ralph, als einer der Bankgeschäftsführer, hielt es für undenkbar, daß man den Täter nicht in kürzester Frist fassen werde. Stuart, der Ingenieur, diskutierte diese Meinung noch weiter, nachdem sie mit dem Whistspiel begonnen hatten. Sein Partner war Mr. Flanagan; Foggs Partner war Fallentin. Natürlich setzten sie die Unterhaltung erst nach Abschluß der ersten Spielrunde fort. »Ich behaupte«, sagte Stuart dann, »daß der Dieb mitsamt dem Geld entkommen wird.«
    »Wohin denn?« fragte Ralph.
    »Die Welt ist groß«, erwiderte Stuart und schnaufte.
    Nachdem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher