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Das Echolot Abgesang '45. Ein kollektives Tagebuch (4. Teil des Echolot-Projekts) - Kempowski, W: Echolot/Abgesang '45

Titel: Das Echolot Abgesang '45. Ein kollektives Tagebuch (4. Teil des Echolot-Projekts) - Kempowski, W: Echolot/Abgesang '45
Autoren: Walter Kempowski
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unterscheiden zwischen Hitler und einigen seiner Männer, die in vorderster Reihe stehen.
    Adolf Hitler 1889–1945
(Berlin)
    An Benito Mussolini
    Meinen Dank Ihnen, Duce, für Ihre Glückwünsche zu meinem Geburtstag. Der Kampf, den wir um unsere nackte Existenz führen, hat seinen Höhepunkt erreicht. Mit unbeschränktem Materialeinsatz setzen der Bolschewismus und die Truppen des Judentums alles daran, ihre zerstörerischen Kräfte in Deutschland zu vereinen und so unseren Kontinent in ein Chaos zu stürzen. Im Geiste zäher Todesverachtung werden das deutsche Volk und alle, die gleichen Geistes sind, diesen Ansturm zum Halten bringen, wie schwer auch der Kampf sein mag, und durch ihren einzigartigen Heldenmut den Verlauf des Krieges ändern. In diesem historischen Augenblick, in dem das Schicksal Europas auf Jahrhunderte hinaus entschieden wird, sende ich Ihnen meine herzlichsten Grüße.
    Adolf Hitler
    Joseph Goebbels 1897–1945
(Berlin)
    Rundfunkansprache
    Deutschland wird nach diesem Kriege in wenigen Jahren aufblühen wie nie zuvor. Seine zerstörten Landschaften und Provinzen werden mit neuen, schöneren Städten und Dörfern bebaut werden, in denen glückliche Menschen wohnen. Ganz Europa wird an diesem Aufschwung teilnehmen. Wir werden wieder Freund sein mit allen Völkern, die guten Willens sind, werden mit ihnen zusammen die schweren Wunden, die das edle Antlitz unseres Kontinents entstellen, zum Vernarben bringen. Auf reichen Getreidefeldern wird das tägliche Brot wachsen, das den Hunger der Millionen stillt, die heute darben und leiden. Es wird Arbeit in Hülle und Fülle geben, und aus ihr wird als der tiefsten Quelle menschlichen Glücks Segen und Kraft für alle entspringen. Das Chaos wird gebändigt werden! Nicht die Unterwelt wird diesen Erdteil beherrschen, sondern Ordnung, Frieden und Wohlstand.
    Das war immer unser Ziel! Es ist das auch noch heute. Setzten die Feindmächte ihren Willen durch, – die Menschheit würde in einem Meer von Blut und Tränen versinken. Kriege würden sich mit Kriegen, Revolutionen mit Revolutionen abwechseln, und in ihrer furchtbaren Folge würde auch noch der letzte Rest , der von einer Welt, die schön und liebenswert war und wieder sein wird, übriggeblieben ist, zugrunde gerichtet werden.
    Winston Churchill 1874–1965
(London)
    In dem Moment, da sie am dringendsten nötig gewesen wäre, fehlte die unerläßliche politische Führung. Meister über die Geschicke der Welt, standen die Vereinigten Staaten als Sieger auf dem Schauplatz, aber ohne eine in sich geschlossene, klare Konzeption der Zukunft.
    Bernard Law Montgomery 1887–1976
(Nordwestdeutschland)
    Ich hatte immer Berlin als das Hauptziel angesehen. Es war der politische Mittelpunkt Deutschlands, und wenn wir vor den Russen dortsein konnten, würde in den Jahren nach dem Krieg alles für uns viel leichter werden. [...] Berlin ging uns schon im August 1944 verloren, als wir es nach dem Sieg in der Normandie unterließen, einen vernünftigen Operationsplan aufzustellen.
    Der sowjetische General
Georgij Shukow 1896–1974
vor Berlin
    Am 20. April [...] eröffnete die weitreichende Artillerie des 79. Schützenkorps der 3. Stoßarmee das Feuer auf Berlin. Der Sturm der deutschen Hauptstadt begann.
    *
    Alfred Kantorowicz 1899–1979
(New York)
    Franklin Delano Roosevelt starb – wie Abraham Lincoln – im Bewußtsein des erkämpften Sieges. Ein schöner Tod: zu sterben am Endpunkt des Erfolges, bevor noch die Gegenkräfte zum Zuge gekommen sind, die den Sieg schänden werden, seine Früchte verwesen machen – das Schicksal Wilsons ist Roosevelt erspart geblieben. Er wird nicht mehr erleiden müssen, wie andere ihm den Frieden verderben.
    Es ist ein seltsames Zusammentreffen: Roosevelt in der westlichen Hemisphäre der entscheidende Gegenspieler des rasenden Pöbelanführers aus Braunau, kam zur gleichen Zeit an die Spitze der Staatsmacht wie jener. Hitler, der Besiegte, wird den Sieger nicht lange überleben. Der wütige Hasser hat Roosevelt wahrscheinlich mehr gehaßt als irgendeinen anderen einzelnen in der Welt. Juden, Kommunisten, Intellektuelle, gegen die er sich heiser schrie, das waren Kollektive, Abstrakta gewissermaßen, Zwangsvorstellungen des Tobsüchtigen, Objekte seiner manischen Ausbrüche, aber wenn er den Namen Roosevelt aussprach, dann brach sich seine Stimme vor Haßgekreisch. Es war das Aristokratische in Roosevelt, das Helle, Strahlende, Zauberhafte, das des verlumpten Kleinbürgers
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