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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit
Autoren: Kristen Heitzmann
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Traum im Wachzustand verdreht hatte. So oder so machte es ihr Sorgen. Auch wenn die Träume so vielleicht leichter zu ertragen waren, würde es Carly nicht helfen, Erics Grausamkeit auf jemanden zu übertragen, der nur versucht hatte zu helfen.
    »Matt würde doch Grandma Beths Hunden nie wehtun.« Nichts und niemandem.
    »Aber das hat er. Er hat sie hinuntergestoßen. Ich konnte sie nicht auffangen.« Sie fing an zu schluchzen.
    »Schhh.« Sofie drückte ihre Wange auf Carlys Haar und zog das Kind an sich. Das war vielleicht die Form, die ihr Traum annahm, aber das tatsächliche Ereignis war ebenfalls da. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, Matt zu verteidigen, sondern Carly den Trost zu geben, den sie so dringend brauchte.
    »Ich habe es versucht. Ich habe es versucht, aber er hat mich festgehalten.«
    Sofie küsste die Haare des Mädchens und ließ es weinen.
    »Warum hat er denn nicht losgelassen?«
    Jetzt setzte sie sich mit der Wirklichkeit auseinander. »Er wollte nicht, dass dir etwas passiert.«
    »Nein.« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Ich bin ihm egal. Er wollte dich.«
    »Er wollte auch, dass mir nichts passiert, das stimmt. Er wollte uns alle in Sicherheit bringen.«
    »Nicht Daddy.«
    Sofie schluckte den Schmerz hinunter. Matt hatte wahrscheinlich nicht an Erics Sicherheit gedacht. Er hatte einen Tyrannen gesehen und seine Feindseligkeit übertragen. Wenn das nicht gewesen wäre, hätte er Eric auch aufgefangen? Hätte er es gekonnt?
    »Ich hasse ihn. Die armen kleinen Hunde.«
    »Matt hat den Hunden nichts getan.«
    Carly vergrub ihr Gesicht in den Kissen. »Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Ich bin froh, dass er weg ist.«
    Sofie strich ihr über den Rücken. So viel Wut, so viel Verletzung musste das Mädchen loswerden. Aber sie würde nicht zulassen, dass Matt die Schuld daran gegeben wurde – nicht in Carlys Vorstellung und nicht in ihrer eigenen. Von ihnen allen hatte nur Matt ausschließlich zum Wohl anderer gehandelt.
    »Ich wünschte, er wäre tot«, zischte Carly.
    Sofie stützte sich auf ihren Ellbogen und drehte das Kind so, dass es sie ansah. »Sag das nie wieder.« Der Tod war zu endgültig, zu quälend ewig. »Hast du mich verstanden, Carly?«
    Carly starrte sie bestürzt an. Sie war Eric so ähnlich, genauso ernsthaft, genauso lebhaft. Aber in ihren Augen sah Sofie Reue oder wenigstens Bedauern. Sie hoffte und betete, dass sie nicht vorgetäuscht waren.
    »Und jetzt schlaf. Du hast morgen Schule.« Sofie legte sich hin und drehte sich auf die Seite.
    Bis jetzt hatte sie nur an den Verlust des Mädchens gedacht, an seinen Schmerz und seinen Kummer und die Schuldgefühle. Gott wusste, dass sie beide darunter litten. Matts Worte kamen ihr in den Sinn. » Carly muss lernen, dass man Liebe nicht horten kann .« Das hatte ihr nicht gefallen, aber jetzt fragte sie sich, ob er vielleicht recht hatte. Benutzte Carly Trauer und Schuld, um die Person, deren Liebe sie wollte, von allen anderen zu isolieren?
    Ihre Brust zog sich zusammen. Das wollte sie gar nicht denken. Sie wollte nicht glauben, dass sie wieder in die gleiche Falle getappt war. Hatte Carly mehr von Eric an sich, als sie glauben wollte? Sie vergrub das Gesicht in den Händen. Wie sollte sie das nur verkraften?
    Etwas rührte sich in ihr, eine innere Gewissheit, dass sie nicht alleine war. Der Eine, der die ganze Zeit da gewesen war, der sie ganz und gar kannte, hatte ihre Zweifel und Rechtfertigungen überstanden. Gott hatte sie nicht im Stich gelassen. Es musste einen Weg durch dieses Tal geben, es würde einen geben. Bitte, Gott, zeig mir den Weg.

    * * *

    Carly schloss die Augen. Sie konnte auf keinen Fall etwas sagen, selbst wenn sie es wollte. Sie hatte Sofie verärgert. Es hatte keine harte, kalte Wut gegeben, aber sie wusste es. Warum, warum hatte sie es nur gesagt? Sie hätte es nur denken sollen. Bei jedem anderen war es einfach. Es geschah, ohne dass sie sich Mühe geben musste, und sie konnte es nicht ändern, selbst wenn sie es wollte. Aber Sofie war ihr einziger sicherer Ort gewesen. Jetzt hatte sie nicht einmal mehr das. Jetzt gab es niemanden mehr.
    Wegen Matt.
    Hass stieg in ihr auf, der so stark war, dass er beinahe in ihr lebendig wurde. Sie wünschte sich wirklich, er wäre tot. Sie wünschte, er wäre tot und Daddy am Leben. Sie wünschte es sich so sehr, dass es wehtat. Sie wollte ihm wehtun. So wie Daddy den anderen wehgetan hatte. Ihr Magen zog sich zusammen, aber sie wollte sich nicht übergeben. Dieses schlimme
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