Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit
Autoren: Kristen Heitzmann
Vom Netzwerk:
sie sich wieder um wichtigere Dinge kümmern konnte. »Sofie ist hier.«
    Es war eine Ausrede für die Störung und Rese nickte nur. »Gut. Super. Ich komme gleich rein.«
    Er hätte beinahe die Arme verschränkt und gesagt: »Ich warte.« Aber das wäre kindisch gewesen. Schließlich war er es gewesen, der ihre gemeinsamen Pläne aufgegeben hatte, sodass Rese die Freiheit hatte, die Partnerschaft mit Brad wieder aufleben zu lassen. Jetzt musste er damit leben. »Brauchst du irgendwas?«
    Sie schüttelte den Kopf und brachte ein paar zusätzliche Zentimeter zwischen sich und den abgerissenen Kerl in Jeans und verwaschenem T-Shirt, der allmählich graue Haare bekam. »Nein, danke.«
    Er ließ die beiden allein zurück, während sich ein dumpfes Unbehagen in seinem Magen breitmachte. Es war eine Gnade, dass er durch das Feuer der Rache den Frieden der Vergebung erfahren hatte. Würde er jetzt über seine Eifersucht stolpern, weil Rese nach Brads Zigaretten roch und den Streit mit ihrem Geschäftspartner mit nach Hause nahm?
    Da sie lange arbeitete und weite Strecken fuhr, hatte er das Essen immer weiter in den Abend hineinverlegt. Trotzdem hatten die anderen schon vor einer Stunde gegessen und niemand wusste, wie lange sie heute Abend mit Brad diskutieren würde, bevor sie überhaupt ans Essen dachte. Vielleicht sollte er ihren Partner zu einem Happen einladen, dann konnte er die Dynamik zwischen den beiden unmittelbar beobachten.
    Bisher war er dem Mann erst einmal begegnet und damals war es um seinen eigenen Hals gegangen und nicht um den von Brad. Brad hatte sogar versucht, ihn als Helfer zu rekrutieren, damit er Rese dazu überreden konnte, wieder mit ihm zusammenzuarbeiten. Und Lance hatte ihm unbeabsichtigt in die Hände gespielt. Er knirschte mit den Zähnen.
    Als Nonna durch den Garten auf das Kutscherhaus zuging, versuchte er so auszusehen, als hätte er sich nicht gerade hundert Möglichkeiten überlegt, wie er Brads Teller vergiften könnte. Sie umfasste seinen Unterarm und sagte: » Tutto è permesso in guerra ed in amore .« Sie waren sich also einig. Im Krieg und in der Liebe war alles erlaubt.
    Brad kam aus der Werkstatt und knallte die Tür heftiger zu als nötig. Er blieb vor Lance stehen. »Wenn ich sie nicht lieben würde, könnte ich sie erwürgen.« Er warf seine Zigarette fort und stapfte weiter.
    Also gut. Lance sprach die Einladung, die er angedacht hatte, nicht aus. Er hob die Zigarettenkippe auf und trug sie zum Mülleimer in der Küche. Der Duft der Saltimbocca, die er zu Ehren von Sofies Ankunft zubereitet hatte, hing noch in der Luft. Rese’ Portion wartete auf sie, aber seine Laune hatte sich verschlechtert. Er verließ die Küche und gesellte sich zu Sofie, die im Salon saß.
    Das Zimmer war als Aufenthaltsraum für die Gäste der Pension eingerichtet worden, als er noch eine Rolle in den Plänen von Rese gespielt hatte. Er ließ sich auf eine Recamiere fallen und nahm seine Gitarre zur Hand. Dann schlug er leicht die Saiten an, bevor er energisch eine Melodie anstimmte.
    Sofie blickte von ihrem Buch auf. »Alles in Ordnung?«
    »Er liebt sie.«
    Sofie lehnte sich zurück. »Und was willst du deswegen unternehmen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht.«
    »Tust du diesmal alles, damit es funktioniert?«
    Die Frage war berechtigt. Sie kannte seine Geschichte. Aber so viele Dinge hatten sich geändert, seit er in diese Villa spaziert war und sich in das Leben von Rese hineingeredet hatte. Er hatte sich verändert, war mehr der geworden, der er wirklich war, mehr der, der er sein sollte.
    Etwas, das sich nicht verändert hatte, war Rese’ Unabhängigkeit. Wie würde eine Beziehung mit jemandem aussehen, der ihn nicht brauchte, dessen Widerstandsfähigkeit ebenso groß war wie seine eigene und mit dessen Ressourcen er nicht mithalten konnte? Er fuhr mit den Fingern über den Gitarrenhals und spielte eine kleine Melodie, während ihm bewusst wurde, dass er vielleicht der Einzige war, der an dem hing, was sie gemeinsam gehabt hatten.
    Lange nachdem Brad weggefahren und Sofie schlafen gegangen war, hörte er, wie Rese ins Haus kam, um ihren Arbeitstag und die Ausei-nandersetzung mit einer heißen Dusche fortzuspülen. Ein Lied formte sich in seinem Kopf und er folgte den Gedanken.
    Knoten aus Stahl in Fleisch wie Knochen, kann nicht loslassen, kann es nicht zeigen,
    Was du fühlst, tief in dir, zeig es nicht, lass es niemanden wissen,
    Wie du fühlst … alles aus Stein …
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher