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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit
Autoren: Kristen Heitzmann
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erschöpft.«
    »Ich dachte, ihr führt eine Pension.« Sie stieß ihn in die Seite.
    »Eigentlich ist es mehr ein Heim für Außenseiter.«
    »Ich hoffe, es ist euch recht, dass ich ...«
    »Vergiss es.« Er packte sie bei den Schultern. »Wir sind froh, dass du hier bist. Und Nonna ist ganz aus dem Häuschen.«
    Eine kehlige Melodie drang die Treppe vom Dachboden herunter und durch die offene Tür in den Flur. Sofie drehte sich um.
    »Das ist Star. Sie nimmt Elaine mit auf den Boden, wenn sie drinnen malt.«
    Sie hatte Reses Mutter noch nicht kennengelernt. »Wie geht es Elaine?«
    »Manche Tage sind besser als andere. Gelegentlich regt sie sich auf, aber meist ist sie zufrieden und mehr oder weniger klar. Sie scheint froh darüber zu sein, dass sie hier ist.«
    Sie kletterten die Treppe zu dem langen Dachboden hinauf, der mit bunten Sitzsäcken möbliert war. Reses Mutter saß in einem lilafarbenen Kleid am Fenster und wiederholte Fragmente von Stars schlüpfrigem Lied. Sofie näherte sich der Leinwand, auf der Star einen Aspekt von Elaines Gesicht in eine blühende Gartenlandschaft integriert hatte, wobei die Wirkung durch die Schatten der Blätter und Blüten erzielt wurde. »Das ist toll.«
    Star hörte auf zu singen und drehte sich mit ernster Miene um. »‚Schmeichelei legt sich wie Tau aufs Blatt, zu schnell verdunstet.‘«
    »Oder, wie Nonna sagen würde, mit schönen Worten kann man keine Katzen füttern.« Sofie lächelte. »Aber es ist wirklich beeindruckend.«
    »Dann werde ich in deiner Schmeichelei schwelgen und danke dir.«
    Schwelgen. Wie lange war es her, dass sie auch nur daran gedacht hatte, in etwas zu schwelgen? Plötzlich erschien ihr die Möglichkeit greifbar, dass sie an diesem Ort, mit diesen Menschen – zweien, die zur Familie gehörten, dreien, die Fremde waren, und einer Mutter mit Kind, die sie noch nicht kannte –, wo niemand sie anschaute und den Tod sah, vielleicht seine letzten Fesseln von sich abschütteln konnte.
    Sie zuckte zusammen, als Elaine ihren Arm ergriff. »Haben Sie ihn gesehen? Wohin sind sie gegangen? Sie sind alle fortgegangen. Fort, fort.«
    »Nein, tut mir leid«, erwiderte Sofie, erschrocken von ihren Worten. »Ich weiß nicht, wohin sie gegangen sind.« Sie sah in das Gesicht der weißhaarigen Frau und erkannte Reses Züge darin und dahinter ein aufgewühltes Gemüt. »Ich bin Sofie. Schön, dass wir uns kennenlernen, Elaine.«
    Elaine musterte ihr Gesicht, antwortete aber nicht.
    Star löste Elaines Hand von Sofies Arm. »Komm mit, Mom. Komm, wir sehen uns die Straße an.«
    Sofie blickte zu Lance hinüber. Er lächelte. Dankbar erwiderte sie sein Lächeln und wieder war sie froh über die Worte einer alten Frau. Wo Leben war, gab es auf jeden Fall Hoffnung.

    * * *

    Noch immer angespannt und ziemlich verärgert betrat Matt sein Haus. Er war nicht in der Stimmung für Gesellschaft, aber Ryan hatte offenbar keine Skrupel, sich selbst hereinzulassen, die Küche zu plündern und sich vor den Plasmafernseher im Wohnzimmer zu pflanzen.
    Er blickte scheinbar interessiert auf. »Langer Tag heute?«
    Ja, und er war noch nicht zu Ende. »Ein später Besuch, der schiefgelaufen ist.«
    Ryan fragte nicht nach weiteren Einzelheiten. Er wollte sie nicht hören und würde sie sowieso nicht bekommen. »Nimm dir ein Bier und setz dich zu mir.«
    Was für ein freundliches Angebot, dachte Matt, zumal es sein Wohnzimmer, sein Bier und sein Essen waren, was Ryan ihm da anbot. »Hast du mir was von dem Eintopf übrig gelassen?« Er hatte das Biofleisch und das Gemüse in den Niedrigtemperaturgarer getan, bevor er an diesem Morgen zur Arbeit aufgebrochen war.
    »Ist noch jede Menge da.« Ryan nahm mit einem Stück Baguette die Sauce von seinem Teller auf. »Gut, dass wenigstens einer von uns kochen kann.«
    »Du könntest eine Menge tun, wenn du es versuchen würdest, Ryan.« Zum Beispiel die Sache mit Becca, seiner Ex-Verlobten ins Reine bringen, anstatt sich bei ihm durchzuschnorren und so zu tun, als würde sich alles von selbst regeln.
    Ryan hielt seine leere Bierflasche hoch. »Bringst du mir noch eins mit?«
    Matt ging in die Küche. Er tat sich den Eintopf auf den Teller, riss ein Stück Brot ab und brachte Ryan sein Bier. Das Spiel im Fernsehen war zum Stressabbauen genauso gut wie alles andere und Ryan konnte wahrscheinlich auch ein bisschen Entspannung brauchen.
    »Heute Abend« – Ryan öffnete den Drehverschluss seiner Flasche – »punkten die Raiders.«
    Matt
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