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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume
Autoren: Maria Duenas
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kam er nach seinem Arrest in Ronda mehrere Male nach Madrid und lebte sogar wieder einige Monate durchgehend in der Hauptstadt. In diesen Monaten hielt er ständigen Kontakt mit der britischen und der amerikanischen Botschaft und machte ihnen tausend Vorschläge, die manchmal von großer Klarheit, manchmal aber auch sehr extravagant waren. Er selbst erzählte, dass man zweimal versucht habe, ihn zu ermorden, versicherte jedoch paradoxerweise auch, noch immer interessante Kontakte zum Regime zu pflegen. Die alten Freunde behandelten ihn zuvorkommend, manche sogar mit echter Zuneigung. Es gab aber auch einige, die sich von ihm abwandten, ohne ihm überhaupt zuzuhören – was sollte ihnen dieser gefallene Engel noch nutzen?
    Im damaligen Spanien, wo alles mündlich weitergegeben wurde wie von Nachbarin zu Nachbarin, kursierte wenig später das Gerücht, dass in sein Vagabundenleben endlich ein wenig Ruhe gekommen sei. Obwohl alle Welt dachte, seine Karriere sei endgültig zu Ende, nahm Franco 1943, als Zweifel am Sieg der Deutschen aufkamen, seine Dienste erneut in Anspruch – entgegen aller Vorhersagen und unter strengster Geheimhaltung. Franco übertrug ihm zwar kein offizielles Amt, ernannte ihn aber praktisch über Nacht zum General und schickte ihn, ausgestattet mit allen Vollmachten eines Ministers, mit einer nicht ganz klaren Mission nach Washington. Doch es vergingen Monate, bis Beigbeder tatsächlich abreiste. Jemand erzählte mir, Beigbeder selbst habe Mitarbeiter der amerikanischen Botschaft gebeten, sich mit der Erteilung seines Visums möglichst viel Zeit zu lassen. Er habe den Verdacht gehabt, Franco wolle ihn lediglich aus Spanien fortschaffen, um ihn dann nie wieder zurückkehren zu lassen.
    Was Beigbeder in Amerika machte, war nie ganz klar, es wurde viel darüber spekuliert. Manche behaupteten, der generalísimo habe ihn entsandt, damit er Beziehungen wiederherstelle, Brücken baue und die Amerikaner von der strikten Neutralität Spaniens in diesem Krieg überzeuge, als habe niemals ein Bild des Führers mit Hitlers Widmung auf Francos Schreibtisch gestanden. Andere ebenfalls seriöse Stimmen versicherten hingegen, dass seine Mission eher militärischer als rein diplomatischer Natur gewesen sei: in seiner Eigenschaft als ehemaliger Hochkommissar und großer Kenner der Verhältnisse in Marokko habe er Gespräche über die Zukunft Nordafrikas führen sollen. Auch kam mir zu Ohren, der Exminister sei in die amerikanische Hauptstadt gereist, um sich mit der Regierung der Vereinigten Staaten über die Grundlagen für die Schaffung eines » freien Spanien« analog zum » freien Frankreich« zu einigen für den Fall, dass die Deutschen auf der Halbinsel einmarschierten. Andere wiederum meinten, dass er, kaum in den USA gelandet, jedem, der ihm zuhörte, erzählte, seine Beziehungen zum Franco-Regime seien zerbrochen und er bemühe sich darum, für die Sache der Monarchisten um Sympathien zu werben. Und schließlich gab es auch den einen oder anderen, der seiner Fantasie freien Lauf ließ und verbreitete, Zweck dieser Reise sei lediglich sein persönlicher Wunsch gewesen, dort ein ausschweifendes und lasterhaftes Leben zu führen. Welcher Art auch immer Beigbeders Mission gewesen sein mag, Tatsache ist, dass der Caudillo mit dem Ergebnis offenbar nicht zufrieden war. Jahre später äußerte er öffentlich, Beigbeder sei ein halb verhungerter Irrer gewesen, der jeden um Geld anging, der ihm über den Weg lief.
    Letztlich erfuhr man nie, was genau er in Washington gemacht hatte. Fest steht nur, dass sich sein Aufenthalt bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs hinzog. Auf dem Flug in die USA machte er Zwischenstation in Lissabon und war endlich wieder mit Rosalinda vereint. Zweieinhalb Jahre hatten sich die beiden nicht gesehen. In der einen Woche, die sie zusammen verbrachten, versuchte er immer wieder, sie zu überreden, mit ihm nach Amerika zu gehen. Doch ohne Erfolg, warum, habe ich nie erfahren. Sie begründete ihre Entscheidung zwar damit, dass sie nicht verheiratet seien und daher Juan Luis’ Ansehen bei der diplomatischen Elite Nordamerikas Schaden erleiden würde, aber ich glaubte ihr nicht, und er, wie ich vermute, auch nicht. Wenn sie im bigotten, siegreich aus dem Bürgerkrieg hervorgegangenen Neuen Spanien auf alle hatte pfeifen können, warum nicht auch auf der anderen Seite des Atlantiks? Dennoch stellte sie nie klar, was sie wirklich zu dieser überraschenden Entscheidung bewog.
    Nach seiner
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