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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume
Autoren: Maria Duenas
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ich. Komm mit.«
    Arm in Arm gingen wir über den Flur zurück in den Salon. Schon von Weitem hörte ich die kräftige Stimme meines Vaters, und wieder einmal musste ich an den Tag denken, als ich ihn kennenlernte. Wie viel war in meinem Leben seither geschehen! Wie oft war ich auf die Nase gefallen und dann wieder auf die Beine gekommen! Doch das alles war jetzt Vergangenheit, und ich wollte nicht mehr zurückschauen. Jetzt zählte nur noch die Gegenwart. Ihr wollte ich mich stellen, um dann in die Zukunft zu blicken.
    Vermutlich waren die beiden anderen Gäste schon da, und alles lief wie geplant. An der Tür zum Salon lösten wir uns voneinander, hielten uns aber weiter an den Händen. Und dann sahen wir, wer uns erwartete. Ich lächelte. Marcus nicht.
    » Guten Abend, Señora Hillgarth, guten Abend, Captain. Ich freue mich, Sie zu sehen«, begrüßte ich sie und unterbrach das angeregte Gespräch, das sie mit meinem Vater führten.
    Mit einem Mal herrschte ein gespanntes Schweigen im Raum. Gespannt und unangenehm.
    » Guten Abend, Señorita«, erwiderte Hillgarth nach ein paar Sekunden, die uns allen wie eine Ewigkeit vorkamen. Seine Stimme klang, als käme sie aus einer Höhle. Aus einer dunklen, kalten Höhle, denn der Chef der britischen Geheimdienste in Spanien, der Mann, der alles wusste oder wissen sollte, tappte vollkommen im Dunkeln. » Guten Abend, Logan«, fügte er dann hinzu. Seine Frau, dieses Mal ohne die Gesichtsmaske wie im Schönheitssalon, war so verblüfft, uns zusammen zu sehen, dass sie meinen Gruß gar nicht erwidern konnte. » Ich dachte, Sie seien nach Lissabon zurückgefahren«, fuhr der Marineattaché dann zu Marcus gewandt fort. Daraufhin fügte er seufzend hinzu: » Ich wusste nicht, dass Sie sich kennen.«
    Ich spürte, dass Marcus etwas sagen wollte, doch ich kam ihm zuvor, indem ich seine Hand, die ich noch in der meinen hielt, fest drückte. Er verstand. Ich sah ihn nicht an, denn ich wollte gar nicht wissen, ob er ebenso perplex war wie die Hillgarth’, als er sie da in dem Salon fremder Menschen sitzen sah. Wir würden später darüber reden, wenn sich alles beruhigt hatte. Bestimmt würden wir dafür mehr Zeit als genug haben.
    In den hellen Augen von Hillgarth’ Frau sah ich Verwirrung, nichts als Verwirrung. Sie war es gewesen, die mir die Anweisungen für meine Mission in Portugal gegeben hatte, sie war voll und ganz in die Tätigkeit ihres Mannes eingebunden. Wahrscheinlich waren beide jetzt im Begriff, eilig die losen Enden zu verknüpfen, so wie ich bei meinem letzten Treffen mit dem Captain. Da Silva und Lissabon, die überraschende Ankunft von Marcus in Madrid, die gleichen Informationen, von uns beiden in einem Abstand von wenigen Stunden Differenz überbracht. Das alles war offensichtlich kein Zufall. Wie hatte ihnen das entgehen können!
    » Agent Logan und ich kennen uns schon seit Jahren, Captain, aber wir haben uns ziemlich lange nicht gesehen. Wir haben uns noch einiges zu erzählen, bis wir auf dem Laufenden sind«, stellte ich dann klar. » Seine Umstände und Verpflichtungen kenne ich bereits, Sie haben mir vor Kurzem sehr dabei geholfen. Deshalb dachte ich, Sie könnten vielleicht so freundlich sein, auch ihn über die meinen zu informieren. Und bei dieser Gelegenheit auch gleich meinen Vater. Ah, Verzeihung! Ich hatte vergessen, es Ihnen zu sagen: Gonzalo Alvarado ist mein Vater. Keine Sorge, wir werden uns bemühen, uns miteinander so wenig wie möglich in der Öffentlichkeit sehen zu lassen, aber ganz kann ich meine Beziehung zu ihm nicht abbrechen, das werden Sie verstehen.«
    Hillgarth entgegnete nichts, sondern musterte uns beide nur mit seinem stählernen Blick.
    Wahrscheinlich war Gonzalo jetzt genauso verwirrt wie Marcus, doch keiner sagte ein Wort. Beide schienen, ebenso wie ich, darauf zu warten, dass Hillgarth meine kecken Äußerungen verdaute. Seine nicht minder verblüffte Frau suchte Halt an einer Zigarette und öffnete mit nervösen Fingern ihr Etui. Es vergingen einige Sekunden in unangenehmem Schweigen, in denen nichts als das wiederholte Klacken des Feuerzeugs zu hören war, das nicht funktionieren wollte. Bis der Marineattaché schließlich wieder zu sprechen begann.
    » Wenn ich die Sache nicht klarstelle, werden vermutlich Sie es tun …«
    » Ich fürchte, Sie werden mir keine andere Wahl lassen«, gab ich zurück und schenkte ihm mein schönstes Lächeln. Ein neues Lächeln: selbstsicher und ein wenig herausfordernd.
    Nur das Klirren
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