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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer
Autoren: Ralf Isau
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gewartet worden. Als die Roly-Poly vom Boden abhob, sah Jonas durch das Bullauge das schlierige Flimmern rund um Mackys Kopf. Captain Woolbridge stellte das Höhenruder am Leitwerk nach unten und die Nase des Flugzeuges hob sich willig an. Wie an einer Schnur gezogen, stieg die Maschine in die Luft.
    Als die Roly-Poly eine Schleife über dem Gorrmack zog, konnte Jonas gerade noch erkennen, wie die Kristallechse sich in einer glitzernden Wolke auflöste.
    »Ich gehe jetzt in den Steigflug über«, informierte der Captain seine Passagiere.
    Jack drehte sich auf dem Kopilotensessel nach hinten um, zeigte mit dem Daumen nach oben und grinste. »Haltet euch gut fest, Freunde. Jetzt fliegen wir nach Hause.«

 
     
     
     
    S · E · C · H · S · T · E
    F · A · C · E · T · T · E
     
     
     
    DIE RÜCKKEHR

 
    DIE STIMME AUS DER VERGANGENHEIT
     
     
     
    Jonas drückte die Knie durch. Er presste sich in den Sessel und war dankbar, dass die Navy im letzten Krieg wenig Wert auf Bequemlichkeit gelegt hatte. Das harte Polster machte ihm bewusst, dass er noch lebte.
    Alles war so unwirklich. Fast wie in dem Traum jener Nacht, als die Welt unter dem blauen Kristall aus dem Lot geraten war. Der Wirbel über der Spiegelregion raste förmlich auf ihn zu. Für einen Augenblick hatte er den Eindruck, wie eine Fliege am Gewölbe der Welt Azon zu kleben und auf sie herabzublicken.
    Dann nahm ihm der Strudel die Sicht.
    Die Besatzung der Roly-Poly hatte die Kontrolle über das Flugzeug verloren. Sogar die Motoren waren stehen geblieben. Wie Strandgut wurde die B-24 in den Kern des Strudels hineingezogen, immer weiter, bis Jonas schon glaubte, diese Reise würde nie ein Ende nehmen. Doch endlich schoss die Propellermaschine in einer weiten Kurve über die Oberfläche des Meeres hinaus. Auf dem Bermudadreieck lag die Finsternis der schwindenden Nacht.
    Noch gehorchte das Flugzeug dem Captain nicht. Es schwenkte in eine immer größer werdende Kreisbahn ein. Mit einem Mal drehten sich die Propeller wieder. Die Transportmaschine lag jetzt genau waagerecht in der Luft, obwohl sie immer noch mit dramatischer Geschwindigkeit eine große Kurve beschrieb.
    »Hoffentlich ist das Ding genauso stabil wie meine Wildgans«, knurrte Sam Chalk. Der Pilot fühlte sich auf einem Passagiersessel ungefähr so wohl wie eine Ente auf einem Surfbrett.
    Je weiter das Flugzeug in dem Wirbel nach außen driftete, desto langsamer wurde es. Der Sturm beruhigte sich ungewöhnlich schnell. Plötzlich brach die Wolkendecke auf und Jonas konnte die Sterne sehen.
    »Ich habe die Kontrolle wieder!«, rief Captain Woolbridge von vorn.
    Lauter Jubel brandete auf. Es war geschafft! Die Roly-Poly drehte auf Westkurs. In Abwesenheit von Jonas war man übereingekommen, nicht die Bermudas anzufliegen, sondern direkten Kurs auf Norfolk, Virginia, zu nehmen.
    Jonas’ Mutter kam zu ihm herüber und setzte sich.
    »Woran denkst du gerade, Schatz?«
    »An Darina.«
    »Ihr geht es gut. Du brauchst dir um sie keine Sorgen zu machen.«
    Seine Hand wanderte zur Brust, wo sich der Freundschaftsstein befand. »Das weiß ich, Mom. Ob sie wohl Numin heiraten wird?«
    »Also ich könnte mir keinen besseren Schwiegersohn denken. Dein Vater und ich haben ihm viel beigebracht. Er wäre bestimmt der Richtige für deine kleine Schwester.«
    »Das hoffe ich. Ich mag Numin.« Jonas musste lächeln. »Jetzt höre ich mich schon wie Macky an.«
    Während in der Roly-Poly ausgelassene Stimmung herrschte und man schon wieder Pläne für die Zukunft schmiedete, blickte Jonas still zu den Sternen empor. Es waren nicht mehr ‘ viele da, als hinter dem Flugzeug das erste Grau des Morgens aufzog.
    »Wird Zeit, dass wir uns anmelden«, sagte Jack vorn im Cockpit. Captain Woolbridge nickte. »Brian«, rief Jack über die Schulter, »frag doch mal in Norfolk an, ob sie uns eine Landebahn freimachen können.«
    Der Bordfunker drehte an seinen Knöpfen. Zuletzt hatte er das vor vierzehn Jahren getan, damals ohne Erfolg. Ob man ihn wohl diesmal hören würde?
    Jacob Lausnitzer war das, was man gemeinhin einen alten Hasen nannte. Ihn konnte so schnell nichts erschüttern. Während des Zweiten Weltkriegs hatte er bei den Marinefliegern gedient. Eine Kriegsverletzung nagelte ihn dann am Boden fest. Später wechselte er zur zivilen Luftfahrtbehörde über. Inzwischen war er zu alt, um aktiv als Fluglotse arbeiten zu können. Seine vorgesetzte Stelle hatte ihn in die Sicherheit eines leitenden Postens
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