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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht
Autoren: Tom Clancy
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Maschinen stiegen und sich anschnallten. Der syrische Angriff rollte auf sein Heimatdorf zu, und er bekam plötzlich Angst, bei seinem ersten Kampfeinsatz zurückgelassen zu werden.
    »Scheiß drauf! Schrauben wir das Ding ab, wenn ich zurückkomme.« Zadin kletterte flink die Leiter hinauf. Der Unteroffizier folgte ihm, schnallte ihn fest und warf über seine Schulter hinweg einen Blick auf die Instrumente.
    »Alles klar, Motti! Paß auf dich auf.«
    »Wenn ich zurück bin, will ich meinen Tee.« Er grinste so diebisch, wie es nur ein Junge in seinem Alter fertigbringt. Der Unteroffizier schlug ihm auf den Helm.
    »Bring mir bloß meinen Vogel heil zurück.« Er sprang hinunter auf den Beton und zog die Leiter weg. Dann nahm er eine letzte Sichtprüfung vor. Motti ließ inzwischen die Triebwerke an, ging auf Leerlauf, bewegte Steuerknüppel und Pedale, sah auf Kraftstoff- und Temperaturanzeige. Alles in Ordnung. Er schaute zum Piloten des Führerflugzeuges hinüber und winkte: startklar. Dann zog er das Kabinendach herunter, warf dem Unteroffizier einen letzten Blick zu und salutierte zum Abschied.
    Mit seinen achtzehn Jahren war Zadin für die Verhältnisse in der israelischen Luftwaffe nicht besonders jung. Er war wegen seiner raschen Reaktionen und seiner jungenhaften Aggressivität ausgewählt worden und hatte sich seinen Platz in der besten Luftwaffe der Welt hart erkämpfen müssen. Motti flog für sein Leben gern und hatte Pilot werden wollen, seit er als kleiner Junge ein Trainingsflugzeug des Typs Bf-109 gesehen hatte. Er liebte seine Skyhawk. Das war ein Flugzeug für richtige Piloten und kein elektronisches Monstrum wie die Phantom. Die A-4, ein kleiner, schnell reagierender Raubvogel, jagte schon bei der leichtesten Bewegung des Knüppels los. Und nun der erste Kampfeinsatz. Motti hatte überhaupt keine Angst. Es fiel ihm gar nicht ein, um sein Leben zu fürehten – wie alle Teenager hielt er sich für unsterblich, und ein Kriterium bei der Auswahl von Kampfpiloten ist, daß sie keine menschlichen Schwächen zeigen. Dennoch war dies für ihn ein besonderer Tag. Nie hatte er einen schöneren Sonnenaufgang gesehen. Er war von einer übernatürlichen Aufmerksamkeit, hatte alles wahrgenommen: den starken Kaffee zum Wachwerden, den staubigen Geruch der Morgenluft in Beer Scheba, nun den Duft nach Öl und Leder im Cockpit, das leise Rauschen im Kopfhörer und das Prickeln in seinen Händen, die am Steuerknüppel lagen. So einen Tag hatte Motti Zadin noch nie erlebt, und er dachte nicht eine Sekunde daran, daß das Schicksal ihm einen weiteren verweigern mochte.
    Die vier Maschinen rollten in perfekter Formation ans Ende der Startbahn 01. Das schien ein gutes Omen für den Abflug nach Norden, einem nur 15 Flugminuten entfernten Feind entgegen. Auf einen Befehl des Kommandanten, der selbst erst 21 war, drückten alle vier Piloten die Schubhebel bis zum Anschlag durch, lösten die Bremsen und sausten los in den stillen, kühlen Morgen. Sekunden später waren sie in der Luft und stiegen auf 5000 Fuß. Dabei bemühten sie sich, den zivilen Flugverkehr um den Ben Gurion International Airport, der seltsamerweise noch in Betrieb war, zu meiden.
    Der Hauptmann gab die üblichen knappen Befehle: Aufschließen, Triebwerk, Bordwaffen, elektrische Systeme prüfen. Auf MiG und eigene Maschinen achten. Sicherstellen, daß die Anzeige der Freund/Feind-Kennung IFF grün ist. Die 15 Minuten Flugzeit von Beerscheba zu den Golanhöhen vergingen rasch. Zadin hielt angestrengt nach dem vulkanischen Steilhang, bei dessen Eroberung sein älterer Bruder vor sechs Jahren gefallen war, Ausschau. Den kriegen die Syrer nie zurück, sagte er sich.
    »Schwarm: Rechts kurven auf Steuerkurs null-vier-drei. Ziel: Panzerkolonnen vier Kilometer östlich der Linie. Augen auf! Achtet auf SAM und Flak.«
    »Führer, Vier. Panzer in eins«, meldete Zadin gelassen. »Sehen aus wie unsere Centurion.«
    »Gutes Auge, Vier«, erwiderte der Hauptmann. »Das sind unsere.«
    »Achtung, Abschußwarnung!« rief jemand. Augen suchten die Luft nach einer Gefahr ab.
    »Scheiße!« rief eine erregte Stimme. »SAM im Anflug, tief in zwölf!«
    »Hab’ sie gesehen. Schwarm: Formation auflösen!« befahl der Hauptmann.
    Die vier Skyhawks zerstreuten sich. Mehrere Kilometer entfernt hielten 12 SA-2-Raketen mit Mach 3 auf sie zu. Auch die SAM drehten nach links und rechts ab, aber so schwerfällig, daß zwei zusammenstießen und explodierten. Motti flog eine Rolle
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