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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
Autoren: Yasmine Galenorn
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hatte, lagen zur Rechten, weiter hinten bog der Gang erneut ab. Vorsichtig näherten wir uns dem ersten Eingang und blieben kurz davor stehen.
    Kannst du sehen, was drin ist?
    Nicht genau. Der Berg steckt voller magischer Fallen und Sicherungen. Aber Peyton ist es sicher nicht. Dennoch ist jemand da drin.
    Ich nickte, drehte mich um und flüsterte Kaylin zu, was Ulean mir gesagt hatte, und er gab es weiter nach hinten durch. Die anderen sahen mich an und warteten offenbar auf eine Entscheidung meinerseits, obwohl Leos Gesichtsausdruck mir verriet, dass er insgeheim hoffte, es könne sich um seine Schwester handeln. Hin- und hergerissen, überlegte ich, was zu tun war. Wenn wir versuchten, uns vorbeizuschleichen, könnte derjenige, der sich darin befand, Alarm schlagen oder versuchen, sich von hinten anzuschleichen. Nein, wir würden uns der Person dort drinnen stellen müssen, sei sie nun Feind oder Gefangener.
    Und man kann nie sagen, ob der Gefangene nicht auch ein Feind ist.
    Ja, danke, das brauchte ich noch.
    Ich schwang mich am Rahmen durch die Türöffnung, in der Hoffnung, denjenigen, der dort auf uns wartete, zu überraschen. Die Person fuhr herum. Dreck, eine Indigo-Fee. Diesmal weiblich. Sie lag auf dem Bett und mühte sich blinzelnd hoch. Auch sie schien Schmerzen zu haben.
    Ich wartete nicht ab. Ich stürzte mich auf sie, landete auf ihr und hielt sie unten, während ich mit dem Springmesser ausholte. Dann biss ich mir auf die Lippe und rammte ihr die Klinge in den Hals. Sie stieß ein Zischen aus, richtete sich auf und warf mich ab. Ich landete auf dem Boden und zog den Kopf ein, als Kaylin über mich sprang und der Frau einen Tritt in den Bauch verpasste.
    Sie flog zurück aufs Bett und griff sich an die Kehle, um die Blutung einzudämmen, doch die Kampfhandlung hatte die Wunde nur noch weiter geöffnet, und nun presste sie hektisch beide Hände auf ihren Hals. Kaylin zog einen Dolch hervor, und Sekunden später war es vorbei.
    Ich starrte auf meine Hände herab, die voller Blut waren. Was wird aus mir?
    Kaylin schien meine Miene richtig gedeutet zu haben. Er trat zu mir und legte den Arm um mich. »Wir tun, was sein muss. Wenn du Peyton retten willst, haben wir keine andere Wahl. Diese Kreaturen würden dich bei lebendigem Leib auffressen, und das ist kein Spruch. Ich denke, wir wissen jetzt, was im Buch mit ›Blutrausch‹ gemeint war. Kannst du dir eine Gruppe Vampirfeen vorstellen, die sich in diese Kreaturen verwandeln, um eine Frau anzugreifen? Ein Kind? Sie würden sie bis auf die Knochen abnagen, ohne sich die Mühe zu machen, sie zuerst zu töten. Blutrausch. Denk mal drüber nach.«
    Chatter sog die Luft ein. »Ja, genau so läuft es ab. Ich habe es gesehen. Frauen, Kinder, das interessiert sie nicht. Sie besitzen kein Gewissen, und sie lieben Vernichtung. Und sie gedeihen auch durch die Furcht, die sie erzeugen, nicht nur durch das Fleisch ihrer Opfer.« Er schürzte die Lippen, als müsste er weinen, dann schüttelte er den Kopf. »Sie schwelgen im Blut.«
    Ich schaute zu ihm auf. Das Bild tauchte vor meinem inneren Auge auf, und ich sah das Geschehen in nur allzu lebendigen Farben. Blutrausch. Die Piranhas der Feenwelt. Wieder dachte ich an die Leute, die verschwunden waren. Heather und Peyton und Elise … o ihr Götter. Elise. Ich drehte mich zu Leo um, der so weiß geworden war wie der frisch gefallene Schnee.
    »Meine Schwester. Wenn sie nicht hier ist und sie sie nicht verwandelt haben, dann haben sie sie gegessen. Einfach so … dass das Blut und die Knochensplitter nur so gespritzt haben.«
    Rhia schmiegte sich an ihn und nahm seine Hand. »Das wissen wir doch gar nicht«, sagte sie leise.
    »Doch, das wissen wir. Denn wenn sie sie nicht gewaltsam verwandelt haben, dann ist genau das passiert. Ich kenne meine Schwester. Sie würde ihnen niemals freiwillig helfen.« Er rieb sich mit der Hand über die Augen und sah aus, als sei ihm schlecht. »Wir müssen sie ausrotten.«
    »Tja, im Kleinen scheint uns das ja schon mal ganz gut zu gelingen«, sagte ich und wischte mein Messer an meiner Hose ab. Meine Seele und meine Hände würden nun ewig blutbefleckt sein, warum nicht auch meine Hose? »So ist das wohl, wenn man in den Krieg zieht.«
    »So ungefähr, ja. Man tut, was man muss, Cicely. Und jetzt müssen wir vor allem Peyton finden. Wir werden wahrscheinlich noch auf andere treffen, und die müssen wir erledigen, bevor sie ihre Artgenossen warnen können.« Chatter wirkte stärker
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