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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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im November? Bei Tagesanbruch werden die Wälder von Jägern wimmeln. Was uns helfen könnte, das vermisste Mädchen zu finden. Natürlich nur, wenn weder sie noch wir vorher abgeknallt werden.« Duane führte sie die Verandastufen hinauf und öffnete die Tür. »Wir sammeln uns dort drin.«
    Clare bemühte sich, nicht zu starren, als sie das Haus betrat. Von außen mochte es spartanisch wirken, aber das Innere hielt alles, was sie sich versprochen hatte. Orientteppiche bedeckten die gebohnerten Holzböden, aus Zweigen geflochtene Schaukelstühle standen vor einem riesigen Steinkamin, und an den Wänden hingen Landschaftsgemälde der Hudson River School und Tierköpfe. Sie erwartete jeden Moment, Teddy Roosevelt zu ihrer Begrüßung in den Raum stürmen zu sehen.
    Stattdessen wurde sie von John Huggins erwartet. »Fergusson! Kommen Sie her! Noch später, und wir wären ohne Sie aufgebrochen.«
    Huggins und fünf weitere Mitglieder des Such-und Rettungsdienstes hatten sich um einen Esstisch versammelt, auf dessen schimmernder Mahagoniplatte topographische Karten und Fettstifte lagen.
    Huggins schob ihr eine der Karten zu und fuhr an der Stelle fort, an der er sich anscheinend unterbrochen hatte. »Okay. Ich will regelmäßige Meldungen über Funk. Wir haben die Angler und Jäger benachrichtigt; sie melden jeden, den sie treffen. Falls ihr Jägern oder Wanderern begegnet, beschreibt ihnen das Mädchen und erinnert sie an das Notsignal – zwei Schüsse in die Luft. Aber stellt sicher, dass sie nah genug herangehen und sich vergewissern, dass es wirklich das Mädchen ist – sonst haben wir leicht erregbare Idioten, die jedes Mal Alarm geben, wenn sie auf einen alten Baumstamm stoßen. In drei Stunden treffen wir uns wieder hier und legen eine Pause ein.« Er machte eine abschließende Geste. »Ihr könnt genauso gut anfangen. Ich weise Fergusson hier ein.« Er wandte sich ihr zu. »Haben Sie ein GPS dabei?«
    »Nein«, erwiderte sie.
    Das Geräusch, das er produzierte, besagte, dass ihn dieses Versäumnis nicht überraschte. »Duane, gib ihr eins und ein Funkgerät. Sie wissen, wie die Dinger funktionieren, oder?«
    »Das Satellitennavigationssystem ermöglicht es dem Träger oder der Trägerin, die exakten Längen-und Breitengradkoordinaten seiner oder ihrer Position zu bestimmen, indem es über das globale Satellitensystem Informationen sendet und empfängt.« Chief. Huggins erinnerte sie an einen Offizier alter Schule, mit dem sie auf den Philippinen gedient und der sie immer »Mädchen« genannt hatte, ungeachtet der Tatsache, dass sie ranghöher war als er. Clares gute Arbeit hatte ihm schließlich mürrischen Respekt abgenötigt. Sie nahm an, dass der gleiche Ansatz bei Huggins funktionieren würde. Sie schaltete das GPS ein, warf einen kurzen Blick auf die Koordinaten und fuhr mit dem Finger über die Karte. »Wir sind hier.«
    Huggins grunzte, aber aus dem Augenwinkel sah sie Duane grinsen.
    »Nach wem suchen wir? Und wie lauten die Parameter? Wie alt ist das Mädchen?«
    »Sechsundzwanzig.« Eine knarrende Stimme hinter ihr schreckte sie auf. Sie drehte sich um und sah einen Mann um die dreißig, der sich aus den Schatten der dicken Kaminwände löste. Das flackernde Feuer warf ein verrücktes Muster aus Licht und Schatten auf sein Gesicht, doch als er näher trat, erkannte sie, dass es keine Auswirkung des Chiaroscuro war. Die Flammen selbst hatten irgendwann in der Vergangenheit sein Gesicht in zwei Hälften geteilt und dabei straff gespannte glasige Haut und dick vernarbtes Gewebe hinterlassen. »Sie ist meine Schwester. Millie van der Hoeven.«
    Clare zwinkerte, als ihr bewusst wurde, dass sie ihn anstarrte. »Ähem, hi«, sagte sie. »Ich bin Clare Fergusson.«
    Er gab ihr die Hand. Seine linke Gesichtshälfte war vollkommen normal, wenngleich er im Moment abgehärmt und erschöpft wirkte. Die Narben liefen über seinen Hals und verschwanden im Kragen seines karierten Flanellhemds, und sie vermutete, dass er seine rauhe krächzende Stimme demselben Unglück verdankte und nicht nur der Sorge um seine vermisste Schwester. »Eugene van der Hoeven. Sie sind die Pastorin der Episkopalkirche unten in der Stadt, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt«, erwiderte sie, überrascht, dass er sie kannte. »Ich habe Sie noch nie dort gesehen.«
    Im selben Moment hätte sie sich für diese Bemerkung treten können.
    »Ich bin nicht oft in der Stadt.« Sein Kopf drehte sich fast unmerklich nach rechts. Clare konnte sich
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