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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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in die aufgeschnürten Stiefel, die neben der Tür zum Vorraum auf ihn warteten, ehe er sich noch eine Tasse aus der Maschine einschenkte. Schachteln mit Ringen und Haken und anderen Utensilien zum Aufhängen von Vorhängen nahmen jeden verfügbaren Platz auf dem Küchentisch ein, deshalb stellte er sich neben die Spüle und sah aus dem Fenster in die fahle Dunkelheit, Jack Reachers Abenteuer lag vergessen auf der Arbeitsfläche.
    Das Surren der Nähmaschine im ersten Stock verstummte. Einen Augenblick später hörte er die Stufen knarren. »Kann ich dir helfen, was von dem Kram ins Auto zu laden?«, rief er.
    »Noch nicht«, antwortete seine Frau, die etwas durch die Küche schleppte, das wie ein Ballkleid aussah. »Lass mich das eben verstauen, dann komme ich sofort zurück.« Sie drückte die Tür zum Vorraum mit dem Knie auf und ging klappernd die Stufen in die Sommerküche hinunter, die sie als Lagerraum nutzten. Dieser Raum führte zur Scheune, in der Russ den größten Teil des letzten Sommers damit verbracht hatte, den holprigen Bretterboden hochzustemmen und schwere Bodendielen einzuziehen, um zum ersten Mal seit den Tagen der Pferdekutschen eine nutzbare Garage daraus zu machen. Er freute sich schon auf den ersten richtigen Sturm, allein wegen der völlig neuen Erfahrung, in seinen Pick-up zu steigen, ohne vorher Eis kratzen zu müssen.
    »Okay, Geburtstagskind, bist du bereit?« Linda Van Alstyne spähte um die Tür des Vorraums. »Ich konnte es nicht einpacken, deshalb ist das alles an Überraschung, was du bekommen wirst.« Sie betrat die Küche, eine makellose, gesteppte Gewehrhülle aus Leinen in den Händen.
    »Wow«, sagte er.
    »Schau mal rein.« Sie reichte sie ihm. Er zog den Reißverschluss auf. In der Polsterung ruhte ein.378 Weatherby Mark V.
    »Oh, Schatz.« Er zog das Gewehr ehrfürchtig heraus, strich mit der Hand über den Walnussschaft, weich und warm unter der Berührung, als wäre er lebendig. »Es ist wunderschön.« Rosenholz und Ahorn schimmerten in der Küchenbeleuchtung. Er ließ seine Finger über das mit Schnörkelgravuren aus einem anderen Jahrhundert verzierte Schloss gleiten. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Es ist atemberaubend.«
    Linda zeigte strahlend ihre Grübchen, sichtlich stolz auf ihre Gerissenheit. Im Jogginganzug, das Gesicht gezeichnet vom Stress der letzten Wochen, und trotzdem hinreißend mit ihren außergewöhnlichen Kurven und ihren verwuschelten blonden Locken. Seine ganz private Marilyn Monroe. »Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen?«
    »Ich habe Lyle MacAuley um eine Liste mit Vorschlägen gebeten.« Sein Deputy Chief war ein leidenschaftlicher Jäger. »Ich habe es besorgt, als ich letztes Mal in New York war, um Stoff zu kaufen. Freut mich, dass es dir gefällt.«
    »Gefällt? Ich finde es toll. Ich glaube, ich habe außer in einem Waffengeschäft noch nie ein Weatherby in der Hand gehalten.« Er sah sie an. »Bist du sicher, dass wir uns das leisten können?«
    Ihre Grübchen verschwanden. »Russ.«
    »Versteh mich nicht falsch. Ich finde es toll, wirklich. Aber Weatherbys kosten ein Vermögen. Ich will nicht, dass du dich einschränkst, nur um mir ein schönes Gewehr zu kaufen.«
    »Mach dir keine Gedanken wegen des Geldes. Mit diesem Auftrag vom Algonquin Water Resort habe ich mehr zu tun, als ich bewältigen kann. Und wenn ich es schaffe, rechtzeitig zur Eröffnungsfeier heute Abend fertig zu werden, kann ich Unmengen weiterer Aufträge annehmen.«
    »Gut.« Er schob das Gewehr zurück in die Hülle. »Wenn es das ist, was du möchtest.«
    Sie wischte mit einem Lappen die makellose Arbeitsfläche ab. »Komm mir nicht so. Es ist vollkommen richtig, das Geschäft auf diese Art anzupacken. Nicht mehr nur ein Vorhang für ein Zimmer oder die Ausstattung für ein einzelnes Haus. Das Hotel braucht rund fünfhundert Vorhänge, wenn man die Innendekorationen mitzählt. Das ist ungefähr der Wert eines Jahres Arbeit. Und meine Chance, auf einem ganz anderen Niveau zu arbeiten.«
    »Ich sehe es einfach nicht gern, wenn du so hart arbeiten …«
    »Russell? Hallo? Ist das der Mann, der niemals Urlaub nimmt, weil sonst der ganze Polizeiapparat zusammenbricht?« Sie warf den Lappen in die Spüle und wirbelte zu ihm herum. »Ich bin jahrelang geduldig und verständnisvoll gewesen, wenn du beim Essen aufgesprungen bist, um zu einem Tatort zu fahren, oder erst um vier Uhr morgens nach Hause gekommen bist, weil du an einem Fall gearbeitet hast, oder
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