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Das dunkle Herz Kashas

Das dunkle Herz Kashas

Titel: Das dunkle Herz Kashas
Autoren: Liandra diLuna
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konnte es zwar mit dem mir noch unvertrauten Schwert jedes Mal abwehren, jedoch ohne ihm auch nur einen Kratzer zuzufügen. Noch geschwächt von der Auseinandersetzung mit den Bashra war ich bald außer Atem. Mein Kopf schmerzte und mir drohte schwarz vor Augen zu werden. Mit einem verzweifelten Schwerthieb gelang es mir schließlich doch noch, das Tier zu töten. Erst als es leblos vor mir auf der dunklen, steinigen Erde lag, konnte ich es näher betrachten. Seine Krallen waren gebogen wie die Mondsicheln und konnten einem Beutetier – oder einer Kasha – mit Sicherheit tödliche Verletzungen zufügen. An jeder Pfote gab es sieben solcher scharfer Krallen. Das Fell der Kreatur war mit unregelmäßigen, durchbrochenen Streifen gemustert, gewiss konnte es sich zwischen den hohen Gräsern mit dieser Zeichnung hervorragend tarnen und anschleichen. Noch nie hatte ich ein derartiges Wesen gesehen oder davon gehört. In einiger Entfernung von ihr, ließ ich mich auf einen Felsen herabsinken und starrte die tote Kreatur an.
    Als ich unvermittelt Xerus' Stimme dicht neben mir vernahm, erschrak ich. Ich hatte nicht gehört, wie er sich genähert hatte.
    Da ich ihm nicht geantwortet hatte, wiederholte er seine Frage: „Geht es dir gut, Lia? Bist du verletzt?“ Seine Stimme klang besorgt.
    „Ich bin nicht verletzt. Mir ist nur etwas schwindelig. Was ist das für eine Kreatur?“ Ich deutete mit dem Kinn in Richtung des mir unbekannten Raubtieres.
    „Ein Bashralja; ein kleinerer aber nicht minder gefährlicher Verwandter der Bashra. Im Gegensatz zu den Bashra sind Bashralja Einzelgänger. Sie jagen und leben nicht im Rudel, sondern schleichen sich nahe an ihre Beute heran und attackieren sie dann mit ihren Krallen und Zähnen.“ Xerus schüttelte den Kopf, ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen. „Mir scheint, du ziehst die Jäger dieser Wälder magisch an. Erst das Rudel Bashra, nun auch noch ein Bashralja. Ich habe viele Mondläufe keinen mehr zu Gesicht bekommen...“
    „Dir liegen aber auch die wilden Bashra zu Füßen als seien es zahme Jagdtiere!“ wandte ich ein. „Womöglich gehen die Bashralja dir aus dem Weg.“
    Xerus lachte leise. „Schon möglich. Auf jeden Fall bin ich erleichtert, dass deine Übungen in Kampfkunst sich nicht nur im Schaukampf zu Ehren eures Gottes, sondern auch hier in den Nebelwäldern bewähren. Soll ich dich jetzt zu einem Platz bringen, an dem du dich von den Anstrengungen dieser ereignisreichen Nacht erholen kannst, ohne um dein Leben fürchten zu müssen?“
    Ich nickte geistesabwesend und folgte ihm. Wir gingen noch einige Zeit durch den immer dichter und dunkler werdenden Wald. Schließlich erreichten wir eine kleine Höhle im Wurzelknäuel eines gigantischen Baumes. Dort brannte bereits ein Feuer, Decken und Felle waren auf dem erdigen Boden ausgebreitet. Es roch angenehm nach feuchter Erde, Holz und verbrannten Zweigen. Mein Begleiter reichte mir wortlos einen Wasserschlauch mit wunderbar frischem, kühlem Wasser. Gierig stillte ich meinen Durst. Dann setzte ich mich auf das überraschend weiche Nachtlager. Es gelang mir nicht, ein Gähnen zu unterdrücken.
    „Schlaf dich aus, Lia“, forderte Xerus mich auf. „Du kannst dich ohne Sorge zur Ruhe betten - ich werde über deinen Schlaf wachen.“
    „Danke“, murmelte ich, gerade noch zu verstehen. „Für alles...“ Völlig erschöpft rollte ich mich auf dem Nachtlager zusammen, das er mir bereitet hatte. Das erste Mal seit ich aus dem Heiligtum des Gottes verstoßen worden war, fühlte ich mich sicher. Womöglich war dies ausgesprochen dumm und vertrauensselig; und doch versank ich mit dem Gefühl der Geborgenheit in einen so tiefen Schlaf wie lange nicht mehr.

Kapitel 2: Verflucht
    Als ich erwachte, lehnte Xerus mit dem Rücken an einer dicken Baumwurzel und sah tief in Gedanken in die Glut des beinahe erloschenen Feuers. Wie mir schien lag eine tiefe Traurigkeit in seinem Blick. Doch da war auch noch etwas Anderes, das ich nicht recht benennen konnte. Xerus bemerkte, dass ich wach war und schenkte mir ein Lächeln. Doch dann richtete er seinen Blick wieder auf die schwach glühenden Zweige. 
    Ohne mich erneut anzusehen fragte er: „Bist du hungrig?“ 
    Ich bejahte dies. 
    Xerus erhob sich und streckte mir die Hand entgegen. „Dann komm.“ 
    Wir kletterten an den Wurzeln des gigantischen Baumes aus der Höhle hinaus. Xerus führte mich durch das teils lichte, teils unwegsame Unterholz zwischen den
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