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Das Dschungelbuch - Erst ich ein Stück, dann du : Klassiker für Kinder

Das Dschungelbuch - Erst ich ein Stück, dann du : Klassiker für Kinder

Titel: Das Dschungelbuch - Erst ich ein Stück, dann du : Klassiker für Kinder
Autoren: Random House
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zurück.
     
    Mogli jagte ihm mit dem brennenden Zweig hinterher und sengte ihm das Fell an. Schir Khan jaulte und brüllte und stob hinkend davon.
    „Wage es ja nicht, zurückzukommen und neuen Unfrieden zu stiften!“, schrie Mogli ihm nach. „Ich werde dich immer wieder vertreiben, denn ich bin der Herr über das Feuer!“

    „Das war sehr mutig von dir“, erklang Baghiras Stimme vom Ast eines hohen Baumes zu ihm herunter, und nur einen Augenblick später tauchte auch Balu auf dem Wolfsfelsen auf. „Hoffentlich kehrt Schir Khan wirklich nie wieder hierher zurück“, sagte er. Mogli schlug den brennenden Zweig aus und schmiegte sich erschöpft in das zottige Bärenfell. „Was passiert nur mit Akela?“, fragte er traurig. „Die Jungwölfe haben keinen Respekt mehr vor ihm. Sie haben ihn verraten.“
    „Das Rudel wird einen neuen Leitwolf bestimmen“, erwiderte Baghira. „Einen, dem auch die Jungen gehorchen. Akelas Zeit scheint wirklich abgelaufen zu sein.“

    Mogli
    nickte traurig.
    Er sah zu seinen Wolfseltern
    und seinen Brüdern hinüber
    und das Herz wurde ihm schwer.

In der Menschensiedlung
    In der folgenden Nacht tat Mogli kein Auge zu. Seine Familie war auf die Jagd gegangen und erst in den frühen Morgenstunden heimgekehrt. Während sie alle in tiefem Schlummer lagen, kroch Mogli aus der Höhle. Er hockte sich auf den flachen Felsen, spielte mit seinen Schilfhalmen und blinzelte nachdenklich in die Morgensonne.
    „Ich kann nicht bei euch bleiben“, murmelte er. „Ihr habt mich großgezogen, aber ich gehöre nicht zu euch. Ihr werdet mir nie wirklich vertrauen.“
    „Hmmm“, brummte Baghira, der wie immer hoch oben auf einem Ast im Baum lag. „Deine Eltern und deine Brüder lieben dich. Doch was den Rest des Rudels betrifft, hast du wohl recht.“

    Mogli zuckte zusammen.
    „Du bist noch da?“,
    fragte er verwundert.
    „Ich bin immer in deiner Nähe“,
    erwiderte der Panther.
     
    „Ich übrigens auch“, ertönte Balus tiefe Bärenstimme und im nächsten Moment schob sich seine schwarze Nase über die Felskante. Seine dunklen Augen glänzten merkwürdig. „Wo willst du denn hingehen?“, fragte Balu leise.
    „In die Menschensiedlung“, sagte Mogli. „Ich werde den Feuertopf zurückbringen und …“ Er stockte und senkte hastig den Kopf.
    „Dort bleiben?“, fragte Balu mit zitternder Stimme. „Und nicht mehr zurückkehren?“

    Mogli zuckte mit den Schultern.
    „Das ist eine gute Entscheidung“,
    sagte Baghira.
    Balu funkelte den Panther zornig an.
    „Mogli ist unser Freund!“, knurrte er.
     
    „Eben“, sagte Baghira. „Und deshalb müssen wir ihn gehen lassen. Wir können schließlich nicht unser ganzes Leben lang auf ihn aufpassen“, fügte er zwinkernd hinzu.
    „Das müsst ihr gar nicht“, gab Mogli zurück. „Das kann ich nämlich selbst.“ Er schnippte die Schilfhalme über die Felskante und sprang auf seine Füße.

    „Vielleicht gestattest du trotzdem, dass wir dich ein Stück begleiten“, erwiderte der Panther.
    „Au ja!“, rief Balu und kratzte sich das Rückenfell an einem Gesteinsbrocken. „Das wäre toll!“
    Über Moglis Gesicht huschte ein Lächeln, doch einen Augenblick später schaute er schon wieder ernst drein. „Wenn ich fort bin, gibt es für Schir Khan keinen Grund mehr, hierher zurückzukehren“, sagte er. „Und die Wölfe können in Frieden leben.“
     
    Baghira nickte.
    Balu zog einen Flunsch,
    aber dann nickte er ebenfalls.
    Mogli seufzte.
     
    Er ließ sich auf alle viere hinunter und krabbelte in die Wolfshöhle. Zärtlich strich er seinem Lieblingsbruder über das graue Fell. Der junge Wolf öffnete die Augen. „Ich habe beschlossen, ins Menschendorf zu gehen und dort zu leben“, flüsterte Mogli ihm zu.
    Sein Bruder hob erschrocken den Kopf.
    „Glaub mir, es ist besser so“, wisperte Mogli und drückte seine Stirn gegen die des Grauen.

    „Pass auf dich auf“, raunte Grauwolf.
    „Und vergiss uns nicht!“
    Mogli presste sich die Hand auf die Brust.
    „Niemals“, versprach er.
     
    Dann schlüpfte er wieder hinaus und machte sich in Begleitung seiner Freunde auf den Weg zur Menschensiedlung. Schweigend liefen die drei nebeneinanderher. Baghira zog eine äußerst missmutige Miene und Balu stieß alle paar Schritte einen langen, tiefen Seufzer aus.
    „Jetzt ist aber Schluss“, sagte Mogli entschieden. „Denkt ihr etwa, dass mir der Abschied von euch, den Wölfen und dem Dschungel leichtfällt?“

    Baghira und Balu
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