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Das Chaos-Casino

Titel: Das Chaos-Casino
Autoren: Robert Asprin
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freilich ein Privileg, über das die Legionäre nicht verfügten, indem er nämlich freien Zugang zum Privatquartier des Kommandanten hatte, ohne dazu ausdrücklich aufgefordert zu werden. Von diesem Recht machte er nun freien Gebrauch, wobei er nach dem Anklopfen nur kurz innehielt, bevor er die Tür öffnete.
    »Oh. Hallo, Beeker. Komm rein. Ich wüßte gerne deine Meinung.«
    Willard Narrisch hatte sich in einen Sessel gelümmelt; seine schlaksige Gestalt war ein Inbild lockerer Entspanntheit. Seinem Butler jedoch vermittelte diese Pose eine ihrem Anschein genau entgegensetzte Botschaft. Normalerweise war Narrisch tagsüber die Verkörperung nervöser Energie selbst, schritt die ganze Zeit auf und ab und fuchtelte herum, während er versuchte, ein Dutzend Dinge auf einmal zu erledigen oder zu bedenken. Wenn er sich still hinsetzte, wie er es gerade tat, mußte das eine Krise von monumentalem Ausmaß bedeuten, eine, die sämtliche anderen Sorgen und Pflichten auf Sparflamme herunterfuhr, während er sich dem unmittelbaren Problem widmete. Kurzum, jedesmal, wenn er sich körperlich zu entspannen schien, bedeutete das, daß er im Geist einer wilden Hetzjagd nachging.
    »Gibt es ein Problem, Sir?« ermunterte Beeker ihn und schloß mit betonter Geste die Tür hinter sich.
    »Das könnte man sagen. Ich habe soeben einen Anruf aus dem Hauptquartier mit einem neuen Auftrag für uns erhalten, und ...«
    »Ist das ein neuer Auftrag für die ganze Kompanie oder nur für uns beide?« unterbrach ihn der Butler.
    »Wie? Ach so. Für die ganze Kompanie. Weshalb?«
    »Vielleicht möchten Sie das Ihrem Kommando sobald wie möglich mitteilen, Sir. Als ich soeben über das Schwimmbeckengelände kam, schienen die Leute ziemlich besorgt zu sein.«
    »Ich weiß nicht«, meinte Narrisch und rieb sich nachdenklich das Kinn. »Ich hatte eigentlich vor, mit der Ankündigung solange zu warten, bis ich mehr zu diesem neuen Auftrag sagen kann. Es ist immer besser, wenn man erst einmal selbst über alle Informationen verfügt, bevor man das Podium für Fragen und Antworten freigibt.«
    »Wenn Sie nur den Einwand gestatten, Sir, so meine ich, daß Sie wirklich etwas sagen sollten, um sie zu beruhigen. Sie wissen, daß ein Anruf aus dem Hauptquartier gekommen ist, und viele von ihnen machen sich Sorgen, daß man Sie des Kommandos dieser Einheit entheben könnte.«
    »Ich verstehe. Nun, dem werde ich sofort ein Ende setzen.«
    Noch während er sprach, hob Narrisch seinen Armbandkommunikator an den Mund und betätigte einen Knopf.
    »Mutter?«
    »Jawohl, Hauptmann«, kam sofort die Antwort, ohne daß diese Legionärin erst ihre üblichen Neckereien abgespult hätte.
    »Sind alle in Reichweite für einen allgemeinen Rundspruch?«
    »Ganz bestimmt ja. Um die Wahrheit zu sagen, die hängen hier alle so dicht herum, daß Sie wahrscheinlich nur etwas lauter zu sprechen brauchten und Batterien sparen könnten.«
    Ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht des Kommandanten.
    »Ich denke, ich werde trotzdem die übliche Vorgehensweise einhalten ... nur, um in Übung zu bleiben. Geben Sie mir einen Funkkanal.«
    »Sie haben ihn schon, Großer Paps. Wir sind ganz Ohr.«
    Ohne nachzudenken, nahm Narrisch eine tiefere, förmlichere Stimme an, als er mit seiner Ansage begann.
    »Wenn ich einen Augenblick um Ihre Aufmerksamkeit bitten darf ... Mir wurde mitgeteilt, daß einige von Ihnen sich Sorgen wegen des jüngsten Anrufs vom Legionshauptquartier machen. Ich kann Ihnen im Augenblick nur soviel mitteilen, daß wir einen neuen Auftrag bekommen. Ich wiederhole, wir bekommen einen neuen Auftrag ... das heißt, die ganze Einheit. Weitere Einzelheiten werden bei einer offiziellen Lagebesprechung heute abend um zwanzighundert Uhr folgen. Offiziere bitte in Bereitschaft. Es wird schon bald eine Strategiebesprechung stattfinden, die Ihre Anwesenheit erforderlich macht. Das ist alles.«
    Mit einem Klicken schaltete er sein Sprechgerät ab und lehnte sich zurück, wobei er seinem Butler zuzwinkerte. »So. Ich denke, das dürfte genügen.«
    »Ganz und gar. Danke, Sir.«
    »Schön, und nachdem das erledigt wäre, habe ich etwas, das ich dir zeigen möchte.«
    Narrisch winkte Beeker zu seinem Sessel, während er selbst aufstand und an der Holoeinheit nestelte, die den größten Teil einer seiner Quartierwände einnahm. Er hatte sie als Ergänzung zu dem Gerät erworben und installiert, das der Kompanie standardmäßig zur Verfügung gestellt wurde, um den Empfang von
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