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Das Burggespenst von Schreckenstein

Das Burggespenst von Schreckenstein

Titel: Das Burggespenst von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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bei sämtlichen Theateraufführungen der Regisseur, hatte Sinn für witzige Dialoge und parierte: „Schade, dass du alles wieder verlernt hast! Die Chinesen sind Meister in der Kunst des Weglassens.“
    Klaus machte eine asiatische Verbeugung. „Wenn ich den Baum ganz weglassen soll, Hebel Lehlel . Mil ist das wulst .“ Alle lachten, bis auf Dieter. Er wusste nicht, dass Chinesen angeblich kein „R“ sprechen können.
    „ Albelnel Littel !“ gab Gieskanne zurück und kniete sich neben Klaus, um ihm zu zeigen, was er meinte.
    Vergnügt schauten die Ritter in die Gegend. Auf dem Sportplatz trimmten sich drei der „Acht Grazien“. Rolle war bei ihnen und ließ sie schwitzen. Daneben, im Prinzengarten, schnitt ein Mann Rosen.
    Mücke stieß Ottokar an. „Schau mal. Jean!“
    Unruhig rutschte der Schulkapitän hin und her. „Mann! Da muss ich... Wenn ich nur wüsste, ob Mauersäge schon...?“
    „Das haben wir gleich“, antwortete Andi und rief laut und mit nasalem, französischem „A “ : „ Scha-han !“
    Sofort drehte sich der Gerufene um und fragte „Ja, bitte?“
    „Wenn er bitte sagt, hat Mauersäge schon mit ihm gesprochen!“ stellte Mücke fest.
    Auch Gieskanne hatte sich umgedreht und fragte: „Sagt mal, was soll das?“
    „Sehr wichtig!“ antwortete Mücke. „Entschuldigung.“
    „Dann mach es wenigstens leise“, bat der Kunsterzieher. „Ich geh schon.“ Ottokar stand auf und rannte zu Jean hinunter.
    Kurzerhand erhob sich auch Dampfwalze und rannte hinterher. Kopfschüttelnd sah ihnen Gieskanne nach. „Scheint ja enorm wichtig zu sein.“ Und er widmete sich wieder den Bäumen auf den Zeichenblöcken.
    Die Klasse erlebte einen Stummfilm. Zuerst redeten die zwei Ritter auf Jean ein. Der antwortete mit Kopf, Armen und Beinen. Plötzlich lachten alle drei und schüttelten einander die Hände. Dann ging Ottokar weg. Er kam zur Klasse zurück und hob, zum Zeichen des guten Ausgangs, den Daumen.
    Dampfwalze blieb bei Jean. Beide fuchtelten und ruderten weiter.
    Als die Stunde zu Ende ging, sagte Gieskanne: „Bestellt ihm einen schönen Gruß. Bis zur nächsten Stunde soll er ein Porträt von Jean zeichnen. Er hat ja lange genug Gelegenheit gehabt, ihn zu studieren.“
    „Bis auf die Ohren kann er da so ziemlich alles weglassen“, flachste Klaus.
    Kaum war Gieskanne weg, berichtete Ottokar. „Jean war sehr handlich. Zwei Frauen hätten behauptet, sie vermissten etwas, seit wir da wären. Das habe er vorübergehend geglaubt. Im übrigen mache ihn das Hotel fix und fertig. Wir mögen entschuldigen. Aber Hauptsache: Er gibt uns jede Hilfe. Denn das seien keine noblen Gäste, die Trinkgelder springen lassen, sondern knausrige Touristen.“
    Die Klasse begab sich zum Prinzengarten, wo der gebärdenreiche Dialog andauerte.
    Dampfwalzes Stirn war von tiefen Denkfalten durchzogen. Was ich gesagt habe!“ rief er den Rittern entgegen. „Das Hauptproblem bleibt: Wie kommen wir in die Zimmer!“
    Das muss ich mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen!“ sagte Jean und lächelte den Rittern verlegen zu. „Also, nix für ungut. Heute Abend komme ich in die Folterkammer.“ Er ging von einem zum andern und gab ihnen die Hand.
    „Zuerst wollte ich ihm die Rechnung für die Vorhängeschlösser unter die Nase halten“, sagte Stephan nachher, „aber dann tat er mir leid.“
    Auf dem Weg in den Burghof sahen die Ritter die Brillenschlange mit Barbarossa. In Bademäntel gehüllt, gingen sie Hand in Hand zum Steg hinunter.
    „Verliebte auf Burg Schreckenstein!“ flachste Dampfwalze.
    „Sprichst du von dir und meiner Schwester?“ machte sich Mücke lustig.
    „Nein. Von Mauersäge und der Horn natürlich!“ fuhr Andi dazwischen.
    Dieter hob den Zeigefinger und machte die Leiterin von Rosenfels täuschend nach. „Nicht lästern, ihr Jungen! Sonst werde ich euch zu unserer Hochzeit nicht einladen.“
    Ohne dass einer etwas gesagt hätte, wirkte die gute Laune der Großen ansteckend. Das Gefühl der Gemeinschaft beflügelte alle.
    „Jetzt fehlt nur noch das Hotelessen!“ meinte Strehlau, der am Tisch vom Rex Servierdienst hatte. „Heute gibt’s drüben Szegediner Gulasch!“
    „Da sind wir mit unserem ,Gehackten Missionar’ gar nicht so weit von weg!“ mampfte Armin.
    Mit dem silbernen Glöckchen läutete der Rex die Schweigezeit ein, und unter Silentium löffelten die Ritter den Nachtisch. Rote Grütze.
    Ottokar trat ans Schwarze Brett, ließ die Kuhglocke scheppern und sagte an:
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