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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn
Autoren: John Stephens
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Tage, seit sie am Weihnachtsmorgen erwacht waren – gerade zurückgekehrt aus der Vergangenheit – und erfahren hatten, dass Dr. Pym und Gabriel in der Nacht zuvor das Haus verlassen hatten und es in Cambridge Falls nicht mehr sicher war.
    Im Grunde genommen hatte das Kate nicht einmal überrascht. Seit sie und ihre Geschwister im Besitz des magischen Buches Emerald waren, mit dessen Hilfe man durch die Zeit reisen konnte, und seit sie wusste, dass sie drei dazu bestimmt waren, auch die beiden anderen legendären Bücher der Chroniken vom Anbeginn zu finden, war ihr klar: Man würde sie jagen.
    Behutsam hatte Kate ihre beiden Geschwister an diesem Weihnachtsmorgen eingeweiht. Sie erzählte ihnen vom grässlichen Magnus, der sie brauchte, um an die Bücher zu kommen, und vor dessen Macht sich sogar Dr. Pym fürchtete.
    Der Schnee war derweil vor dem Fenster lautlos zu Boden gefallen. Die Welt war still und weiß gewesen. Kate hatte sich zwingen müssen, weiterzusprechen.
    »Und da ist noch etwas. Während der letzten zehn Jahre, in denen wir von Waisenhaus zu Waisenhaus gepilgert sind, hat der grässliche Magnus Mom und Dad gefangen gehalten. Es ist unsere Aufgabe, sie zu befreien. Aber dafür brauchen wir die Bücher.«
    Am nächsten Tag hatten die Kinder gepackt, Kate hatte die Chronik der Zeit in ihre Tasche geschoben und gemeinsam waren sie nach Baltimore zurückgekehrt.
    Jetzt, hier oben auf dem Hügel, eine warme Spätsommerbrise auf der Haut spürend, dachte Kate an das Buch Emerald. Am Ende ihres Abenteuers in Cambridge Falls hatte sie gelernt, die Chronik ihrem Willen zu unterwerfen. Sie wusste, wie sie sich selbst, Emma und Michael durch Zeit und Raum schicken konnte.
    Wenn Dr. Pym nicht kommt, dachte Kate , kann ich sie mit Hilfe des Buchs retten.
    »He, das hätte ich beinahe vergessen: Hast du gehört, was in St. Anselm passiert ist?«
    Kates Kopf ruckte herum. »Was?«
    »Ein paar Kinder haben darüber gesprochen. Letzte Nacht ist irgendeine Bande dort eingebrochen. Man sagt, dass Mr Swattley – kannst du dich noch an ihn erinnern? – nun, man sagt, er wurde ermordet. Heh … was ist denn los?«
    Kate zitterte. St. Anselms war das Waisenhaus, in dem sie drei gelebt hatten, bevor sie erst hierher und anschließend zu Dr. Pym gekommen waren. Es war das Waisenhaus aus ihrem Traum.
    »Michael?« Kate bemühte sich um eine feste Stimme. »Michael … kann ich auf dich zählen?«
    »Wie meinst du das?«
    »Wenn ich nicht hier wäre, könnte ich mich doch darauf verlassen, dass du auf Emma aufpasst, nicht wahr? Geduld mit ihr hast. Dass du der Anführer bist.«
    »Kate …«
    »Bitte versprich’s mir. Bitte.«
    Es entstand eine lange Pause. Dann sagte Michael: »Natürlich, ich verspreche es.«
    Sie wollte ihm gerade von ihrem Traum erzählen – von all ihren Träumen –, da sah sie, dass Michael an ihr vorbei zum Waldrand schaute. Sie folgte seinem Blick.
    Den ganzen Sommer lang hatte es kaum geregnet. Fast jeden Tag schien die Sonne von einem wolkenlosen Himmel auf die Erde herab. Aber dort hinten, am Horizont, türmte sich ein wahres Gebirge aus schwarzen, dicken Wolken auf. Sie bewegten sich – kamen auf die Kinder zugerollt, wurden mit jeder Sekunde größer und dunkler. Es kam Kate so vor, als ob ein riesiger schwarzer Vorhang vor den Himmel gezogen würde. Sie wich zurück.
    »Wir müssen Emma finden.«

Michael und Kate rannten den Hügel hinunter auf den asphaltierten Spielplatz. In einem gelben Zelt unter strahlend blauem Himmel nahm die Party von Miss Crumley ihren Lauf. Vom Wald rückte die schwarze Wolkenbank immer näher.
    Michael blieb stehen.
    »Was ist denn?«, fragte Kate. »Wir müssen zu …«
    »Emma! Sie ist in Miss Crumleys Büro eingeschlossen! Weil sie die Eiscreme gestohlen hat. Wir brauchen den Schlüssel!«
    Kate starrte ihn an und dachte fieberhaft nach. Der Feind hatte sie aufgespürt, daran gab es keinen Zweifel. Nur das Buch Emerald konnte sie jetzt noch retten. Aber es war versteckt …
    »Kannst du den Schlüssel besorgen? Während ich die Chronik hole, machst du das?«
    Michael wirkte wie erstarrt, die Selbstsicherheit der vergangenen Minuten wie weggeblasen.
    »Michael!«
    »J…ja«, stammelte er. »Ich hole den Schlüssel.«
    »Wir treffen uns im Büro! Beeil dich!«
    Kate drehte sich um und rannte auf das Haus zu.
    Als sie durch die Tür gestürzt kam, sah sie, dass sich etliche Kinder an den Fenstern versammelt hatten und die näher kommenden Wolken bestaunten.
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