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Das Buch mit dem Karfunkelstein

Das Buch mit dem Karfunkelstein

Titel: Das Buch mit dem Karfunkelstein
Autoren: dtv
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brauchte gar nicht in dieStadt, um sich Rat zu holen. Agnes’ Freund Jakob ging doch auch hier im Kloster in die Schule! In die Äußere Schule, wo die
     Kinder unterrichtet wurden, die nicht im Kloster wohnten. Er musste sofort dahin! Nur wie? Er musste am Haus des Abtes vorbei,
     denn Jakobs Schule lag genau daneben. Der Abt durfte jedoch auf keinen Fall merken, dass Paul schon wieder etwas Verbotenes
     tat. Es war den Oblaten nicht erlaubt, mit den Stadtschülern zu sprechen. Aber Paul wusste eine Lösung.
     
    Wie schafft es Paul, von der Küche des Novizenhauses zur Äußeren Schule zu kommen, ohne dass der Abt es merkt?

Paul bekommt Hilfe
    Atemlos kam Paul bei der Äußeren Schule an. Die Tür stand offen, aber der Unterrichtsraum war leer. Die Kinder waren bereits
     zurück in die Stadt gegangen. Viele von ihnen halfen ihren Eltern schon vor ihrer Lehrzeit in den Werkstätten und Kontoren,
     die sie einmal übernehmen würden. Auch Jakob war nachmittags bei seinem Vater, dem Wirt der »Drei Kronen« am Marktplatz. Paul
     wusste, dass es in der Schänke besonders an Markttagen für die beiden viel zu tun gab.
    Er ging langsam auf dem gleichen Weg zurück, den er gekommen war: einmal um die ganze Kirche herum, damit er nicht am Haus
     des Abtes vorbeilaufen musste. Und jetzt? Er hatte Jakob verpasst. Ohne Erlaubnis durfte er das Kloster nicht verlassen, um
     ihn oder Agnes in der Stadt zu treffen. Außerdem musste er gleich ins Skriptorium, um Bruder Gregor zu helfen. Der würde ihn
     jedoch im Moment noch nicht vermissen. Die anderen Oblaten und Novizen aßen jetzt im Novizenhaus, überlegte Paul neidisch,
     denn sein Magen knurrte schon wieder. Erst danach wurden sie zu ihren Aufgaben anverschiedenen Stellen des Klosters erwartet. Also hatte er noch ein wenig Zeit.
    An wen konnte er sich wenden? Nachdenklich blieb er stehen.
    »He, du stehst im Weg! Verschwinde!«
    Einer der Pferdeknechte, die für das Kloster arbeiteten, schubste ihn aus dem Weg. Er zog zwei Pferde an den Zügeln hinter
     sich her und wollte sie in den Stall bringen. Reiche Gäste mussten im Kloster angekommen sein, denn es waren schöne Tiere
     mit kostbar verziertem Zaumzeug. Sehnsüchtig blickte Paul ihnen nach. Auf so einem Pferd war er selbst noch vor zwei Wochen
     nach Erlenburg geritten. Es schien eine Ewigkeit her zu sein.
    Als er bei der Küche der Mönche um die Ecke bog, roch es verführerisch nach frisch gebackenem Brot aus der großen Bäckerei.
     Aber gleich darauf hielt Paul die Luft an. Vom Hopfengestank aus der Brauerei wurde ihm fast schlecht.
    Er duckte sich und schlich hastig an den Fenstern des Refektoriums vorbei, das den Werkstätten gegenüberlag. Hier im Speiseraum
     der Mönche würde er später als Teil seiner Buße die Tischlesungen hören.
    Aber er hatte sich ablenken lassen. Er brauchte Rat, und zwar schnell. Und da sah er die Altenwohnungen. Natürlich! Großvater
     Bertram! Als er in Erlenburg angekommen war, hatte Agnes ihn gleich zu Bertram mitgenommen. »Falls du mal einen Freund brauchst«,
     hatte sie gesagt.
    Bertram war der Großvater von Agnes’ und JakobsFreund Hannes. Hannes hing sehr an ihm, denn er war sein einziger Verwandter. Seine Mutter war bei seiner Geburt gestorben
     und sein Vater, ein angesehener Mann in der Zunft der Schreiner und ehemaliges Ratsmitglied der Stadt, hatte eine Blutvergiftung
     nicht überlebt. Hannes’ Großvater Bertram hatte die Schreinerei verkaufen müssen, weil er zu alt für diesen Beruf war, und
     sich dafür einen Altenteil im Kloster erworben. Und Graf Wilhelm von Erlenburg hatte den Waisenjungen Hannes in seiner Burgküche
     aufgenommen, um ihn dort zum Koch ausbilden zu lassen.
    Paul erinnerte sich, dass Hannes im Sommer Ärger gehabt hatte. Da war es um einen Sack Pfeffer gegangen, aber Genaueres wusste
     er nicht. 1
    Jedenfalls war Großvater Bertram genau der Richtige für sein Problem. Rasch lief er weiter, bog beim Friedhof mit den Obstbäumen
     nach rechts ab und betrat den Kräutergarten. Er wusste, dass Bertram Bruder Anselm, dem Apotheker des Klosters, oft dort half.
    Enttäuscht blieb er stehen. Im Kräutergarten war niemand zu sehen. Und das kleine Holzhaus, in dem Bruder Anselm seine Arzneien
     und Tinkturen zubereitete, sah verlassen aus. Trotzdem ging Paul darauf zu. Leise öffnete er die Tür und seufzte erleichtert.
     Da saßen sie alle um den Tisch! Großvater Bertram hatte einen Korb mit Kräutern vor sich und sein Enkel Hannes half ihm
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