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Das Buch mit dem Karfunkelstein

Das Buch mit dem Karfunkelstein

Titel: Das Buch mit dem Karfunkelstein
Autoren: dtv
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Mönchen sein«, vermutete Hannes. »Die kennen sich am besten aus. Jemand anderes kommt nicht infrage.«
    Großvater Bertram nickte bedächtig. »Das ist schon möglich. Vielleicht hat Bruder Gregor ja auch nur vergessen abzuschließen.
     Das kann auch Mönche in Versuchung führen.«
    Paul nickte. Gregor war sehr gewissenhaft, aber auch ihm konnte ein Fehler passieren. Im Kapitelsaal hatte jedoch niemand
     etwas davon erwähnt.
    »Du musst sie beobachten, Paul«, sagte Agnes aufgeregt. Am liebsten hätte sie das selbst gemacht, aber als Mädchen war ihr
     das kaum möglich.
    Paul seufzte nachdenklich. Es würde nicht einfach sein, aber er musste es probieren. Vielleicht schon, wenn er nachher bei
     der Tischlesung zuhörte. Da saßen sie doch alle im Refektorium beisammen!
    »Gut, ich versuche es!«, sagte er.
    »Ich würde mir die Bibliothek ja zu gern mal ansehen«, seufzte Jakob. »Vielleicht gibt es da einen Hinweis. Meinst du, Bruder
     Gregor würde das erlauben?«
    Paul zuckte die Schultern. »Wir können ihn fragen, ob er Zeit hat, sie uns zu zeigen. Das würde er wohl tun, er ist immer
     so freundlich. Und ich muss jetzt sowieso dahin.«
    »Genau das macht ihr!«, rief Agnes. »Vielleicht ist dasBuch ja nur verlegt. Oder es liegt da unter irgendeinem anderen Buch oder einem Pergament oder so.«
    Hoffentlich!, dachte Paul. Das wäre zu schön!
    »Und du solltest Bruder Gregor unbedingt erzählen, warum du im Skriptorium warst«, riet Großvater Bertram. »Am Ende ist es
     gar nicht so schlimm und die Wahrheit ist immer am   …«
    »Psst!«, unterbrach Hannes ihn flüsternd. »Hört ihr das?«
    Sie konnten gerade noch ein leises Rascheln hören, dann war alles wieder ruhig. Erschrocken schauten die Kinder sich an.
    »Ach, das war nur ein Eichhörnchen!«, beruhigte Großvater Bertram sie. »Sie sammeln schon Haselnüsse in den Sträuchern hier
     vor dem Haus.«
    Hannes ging trotzdem rasch hinaus, kam aber sofort wieder herein und winkte die anderen zu sich.
    »Seht euch das an!«, rief er aufgeregt.
     
    Was hat Hannes entdeckt?

Agnes hat eine Idee
    Sie hatten richtig gehört! Jemand war im Kräutergarten gewesen und hatte sie belauscht. Aufgebracht blickten sie sich um.
     Vielleicht konnten sie den Spion noch entdecken! Aber auf dem Friedhof ernteten nur ein paar Novizen die letzten Äpfel und
     Birnen von den Obstbäumen und auf dem Weg zwischen Kirche und Novizenhaus war niemand zu sehen.
    Nicht weit von ihnen entfernt raschelte es plötzlich wieder in einem der Beete.
    »Furax! Verschwinde!«, rief Großvater Bertram, der auch herausgekommen war, und klatschte in die Hände. »Wenn Bruder Anselm
     das sieht, kannst du was erleben!«
    Beleidigt krächzend hopste Furax eilig über den Weg aus dem Kräutergarten heraus und flatterte dabei mit seinen kurzen Flügeln.
     Seine Flugfedern waren gestutzt, sonst wäre er einfach davongeflogen.
    »Dauernd pickt er an den Kräutern herum!«, schimpfte Bertram. »Und jetzt auch noch an den letzten Anisfrüchten! Anisöl ist
     gut gegen Magenkrämpfe, Halsentzündungund Husten! Davon kann man im Winter nicht genug haben. Rabenvogel!«, rief er Furax nach, aber der war schon auf dem Friedhof
     und machte sich über das Fallobst her. »Seht ihr, ihr habt zwar kein Eichhörnchen gehört, aber doch nur ein Tier!«, beruhigte
     er die Kinder.
    Paul hielt ihm wortlos den Streifen Pergament hin, der in einer Holzspalte am Fenster gesteckt hatte.
    »Es war ein Mensch!«, sagte Hannes.
    »Und er konnte schreiben«, fügte Agnes hinzu. »Das da ist eine Botschaft, ich weiß nur nicht, was sie bedeutet!«
    Großvater Bertram nickte überrascht mit dem Kopf. »Tatsächlich! Kommt, wir sehen es uns im Haus in Ruhe an.«
    Bedrückt folgten ihm die Kinder. Paul strich das Stück Pergament auf dem Tisch glatt.
    »Nihil mentire Paule«,
entzifferte Jakob die Buchstaben.
    Paul wurde blass. Er mochte keine geheimen Botschaften, schon gar nicht, wenn er sie nicht verstehen konnte.
    »Was heißt denn das?«, fragte Agnes.
    Hannes zuckte die Schultern und auch Großvater Bertram konnte nicht weiterhelfen.
    Jakob seufzte. »Ich versuch es«, sagte er. »Also.
Nihil
heißt ›nichts‹, das weiß ich. Aber
mentire
? Keine Ahnung.«
    Kopfschüttelnd betrachtete er das Wort, während die anderen ihn erwartungsvoll ansahen.
    »Vielleicht hat es etwas mit
mens
zu tun«, überlegte er. »Das heißt ›Gedanke‹ und ›Verstand‹. Der Genitiv heißt
mentis
. Aber das kann auch nicht sein.
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