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Das Buch Gabriel: Roman

Das Buch Gabriel: Roman

Titel: Das Buch Gabriel: Roman
Autoren: Dbc Pierre
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sogar als Charakter und Empathie feiert …«
    »David West, David zur Rezeption.«
    »… weggeschlossen werden sollten, weil sie es nicht schaffen, sich dem Mittelmaß und den Automatismen anzupassen, weggeschlossen zusammen mit passiv-aggressiven Profiteuren, die ihre Feindseligkeit über Manipulation und Dogmen als eine Art Therapie weiterreichen, ist wenig überzeugend.«
    »David bitte zum Empfang.«
    »Das Bedürfnis dieser Rotte neo-kalifornischer Ano-Extremisten, andere herumzukommandieren, autoritär zu behandeln und mit falschem Mitgefühl zu drangsalieren, ist eine sehr viel haarsträubendere und unheimlichere Charakterstörung, als ich sie je angestrebt hätte. Wenn mich eins zur Überzeugung gelangen lässt, mich aus der Reha fernzuhalten, dann ist es folgende Erkenntnis: Nicht, dass eine derartige Verarsche überhaupt Leute findet, die sie vertreten, schockiert mich, sondern dass diese Vertreter sich auf so bedrohliche Weise an einem einzigen Ort häufen.«
    Das Dalí-Mädchen zuckt zusammen. Sie ordnet Unterlagen. »Keine Ahnung, wo David steckt. Sollen wir Ihnen ein Plätzchen im Raum der Stille suchen? Während wir die Dinge – wieder ins Reine bringen?«
    »Nein«, sage ich.
    Sie blinzelt und nickt langsam. »Die Sache ist die … Sie haben nicht auf Ihrem Formular geschrieben. Ihr Anmeldeformular ist in unseren Unterlagen. Wir müssten das alles also noch einmal schreiben.«
    Ich stehe da und betrachte sie einen Augenblick. »Warum übertragen wir dann die wenigen Anmeldedaten auf dem Formular, das Sie von mir haben, nicht auf dieses hier?«
    »Na ja, nein, aber – das hier ist einfach nicht das Formular, das wir über Sie zu den Akten genommen haben. Verstehen Sie? Eigentlich dürfen Sie selbst sowieso nichts auf dieses Formular hier schreiben.«
    Ich sehe ihr unverwandt in die Augen.
    »Außerdem gibt es auf Ihrem Formular ja auch schon Einträge und …«
    »Ganz sicher nicht. Ich bin noch nirgendwo gewesen.«
    »Na ja, schon, aber es ist trotzdem so, weil – na ja, weil es einfach Ihr Formular ist .«
    »Warum holen Sie dieses Formular dann nicht?«
    »Ich fürchte, es ist vertraulich.«
    »Hm.« Ich verlagere das Gewicht auf den anderen Fuß.
    »Es tut mir leid, aber es ist einfach so. Zum Beispiel stehen da alle Einträge zu Ihrer Behandlung drauf und natürlich auch die Details der Kostenübernahme …«
    »Stellen Sie etwa eine halbe Übernachtung schon in Rechnung?«
    Das Mädchen wird ganz steif. »Also, die Sache ist die, der Kurs ist im Voraus bezahlt worden. Verstehen Sie? Die Vertragsbedingungen …«
    »Nein, nein – die einzige Vertragsbedingung in der existierenden Welt ist, dass ich mitten in der Nacht hier angekommen bin und dass ich jetzt gehe.« Ich sage das gar nicht unfreundlich. Ich lasse sogar meinen Mund mit einem Lächeln offen stehen. Mein Bartbüschel am Kinn richtet sich auf wie ein Eichhörnchen.
    Das Dalí-Mädchen windet sich.
    Ach ja, ach ja. Sogar hier noch können wir sehen, wie der Profit die Leichen der Gefallenen fleddert. In einer fließenden Bewegung trete ich einen Schritt zurück. Das Dalí-Mädchen schiebt Papiere hin und her, während ich versuche, den Tatsachen ins Auge zu blicken. 3 »Irgendwo muss David doch sein.« Mit sorgenvollem Ausdruck blickt sie den Korridor hinunter.
    »Also, es ist wirklich ein Skandal.« In aller Seelenruhe stecke ich Notizblock und Kuli ein.
    »David West bitte dringend zum Empfang.«
    Mein Blick streift erst eine Topfpalme neben dem Schreibtisch, dann ein paar Buchstaben hinten an der Wand, die das Wort »Hoffnung« ergeben. Ich mache mir Gedanken darüber, wie viel besser ein Wort wie »Zertrümmerung« aussehen würde.
    »Die Sache ist nur die« – Dalí schwillt förmlich die Brust vor lauter neuer Ideen – »Sie werden doch sicher Ihre persönlichen Habseligkeiten zurückhaben wollen? Ihr Portemonnaie, Ihr Handy und was sie so dabei hatten? Die Sache ist die, ich brauche einen befugten Mitarbeiter, der mir die Aushändigung unterschreibt, ich darf das nicht so einfach machen.«
    »Hören Sie – in den letzten drei Minuten haben Sie folgende Gründe angeführt, mir nicht entgegenzukommen: dass ich auf einem anderen Formular schreiben muss, dass ich auf überhaupt keinem Formular schreiben darf, dass ich mein Formular nicht sehen darf und dass Sie Profis brauchen, um ein Schließfach zu öffnen.«
    »Genau«, sagt sie, froh darüber, das Thema wechseln zu können. »Kann ich Ihnen vielleicht ein Mineralwasser
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