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Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis

Titel: Das Buch der Vampire 05 - Sanfte Finsternis
Autoren: Colleen Gleason
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Chance... Hatte der Dämon die Wahrheit gesagt?
    Victorias Finger schlossen sich um den Pflock aus Eschenholz, den sie erst vor kurzem aus dem frischen Zweig eines Baumes vom Berg geschnitten hatte. Erleichterung durchströmte sie, als es ihr gelang, ihn aus dem Hosenbund zu ziehen. Die Rinde und die Spitze schürften ihre Haut weiter auf, die ohnehin schon wegen der vielen Schnitte blutete, als sie ihn mit Gewalt unter ihrem lang hingestreckten, niedergehaltenen Körper an der Hüfte hervorzog.
    Sie schien Ewigkeiten dafür zu brauchen, und Victoria merkte, dass sie immer schwächer wurde, während ihr Blut ihren Körper verließ.
    Dann hörte Lilith auf. Sie saugte noch einmal, ganz sinnlich zart, dann zog sie ihre Fangzähne zurück. Sie lehnte sich zurück und schaute Victoria an, deren Brust sich hob und senkte, als wäre sie gerade gerannt. Sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Die roten Augen machten sie ganz benommen, und die drückende Hitze tat ihr Übriges. Sie spürte, dass etwas Warmes, das nach Eisen roch, über ihren Hals nach unten in die Schulterbeuge lief und dort vom Stoff aufgesogen wurde.
    »Na bitte«, sagte Lilith mit heiserer Stimme und sah Sebastian an. »Siehe, wie ich sie für dich vorbereitet habe. Alle Kampfeslust ist aus ihr gewichen. Jetzt wirst du wohl nicht mehr zögern, dich an ihr zu laben.«
    Er sagte nichts, aber durch den Schleier, der vor ihren Augen hing, sah Victoria das Verlangen und die Lust in seinen Augen. Seine Nasenflügel weiteten sich, als würde er den Duft des Blutes ganz tief einatmen, wie jemand, der tief Luft holte, und er atmete genauso schnell wie sie. Sein Mund, dessen Lippen so voll und sinnlich waren wie damals, als er sie umworben und verführt hatte, öffnete sich.
    Nein.
    Sie sprach ein letztes Stoßgebet, holte tief Luft und riss den Blick endgültig von Sebastians lockenden roten Augen los. Es war praktisch eine physische Trennung; sie spürte, wie sich die Verbindung lockerte, aber nicht vollständig löste, als sie sich ihm entzog. Der ununterbrochene Sog ließ nach. Die Hand mit dem Pflock hob sich fast wie aus eigenem Antrieb. Sie beobachtete die Bewegung aus der Distanz, als befände sie sich unter Wasser: langsam und verschwommen... bis die Spitze in das weiße Fleisch vor ihr stieß.
    Lilith wich rechtzeitig zur Seite aus, sodass der Pflock sie nicht ins Herz traf, sondern sich nur tief in das weiche Fleisch über ihrem Schlüsselbein bohrte. Victoria schrie vor Verzweiflung auf, während die Vampirkönigin über ihr erstarrte.
    Erstarrte und sich tatsächlich nicht mehr bewegte. Ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen, und ihre blutleeren Lippen teilten sich.
    Der grüne Eschenpflock ragte aus ihrem Fleisch, und Victoria besaß noch so viel Geistesgegenwart, ihn wieder herauszureißen und ihn dann mitten ins Herz der Vampirkönigin zu stoßen.
    Max strich sich die Überreste von Vampirasche von der Kleidung, steckte den Pflock in seine Hose und wandte sich wieder der Tür zu. Er zwängte eine Messerklinge unter das Metall und benutzte sie als Hebel, um die Tür aus den Angeln zu heben. Er schob und stemmte, und endlich gab das Messing stöhnend nach. Dann zog er die Tür auf, so schnell er konnte.
    Die Leute strömten heraus. Es waren mehr als ein Dutzend, die völlig verängstigt mit leerem Blick herausstürmten.
    »Hier entlang«, sagte Max, während er versuchte, nicht daran zu denken, was sich sonst noch in den Tiefen dieses Berges tat. Sie hat zwei, verdammt noch mal. »Schnell.«
    Aber etwas machte ihm zu schaffen, nagte an ihm... Voller Ungeduld trieb er die Gefangenen aus ihrer Zelle. Viele von ihnen taumelten oder waren durch den Schock so benommen, dass sie gar nicht begriffen, was sie tun sollten. Während sie aus dem Raum strömten, machte ein Vampir den Fehler, um die Ecke zu kommen, weil er offensichtlich vor irgendeiner anderen Bedrohung davonrannte. Der Untote musste feststellen, dass Max' Pflock ihn aufgespießt hatte, ehe er überhaupt wusste, wie ihm geschah.
    »Sind das alle?«, fragte Max einen der Männer, der nicht ganz so verwirrt wirkte.
    »Ja«, gelang es diesem hervorzustoßen. »Aber die hier kann nicht laufen.«
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, warf Max sich eine wankende Frau mit glasigen Augen über die Schulter. »Hier«, sagte er und nestelte an dem Kruzifix, das er um den Hals trug. Er riss einmal kräftig an der schweren Kette und reichte sie dem Mann. »Halten Sie das vor sich, wenn Sie
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