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Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung

Titel: Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung
Autoren: Colleen Gleason
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Sebastian wissen.

    »Weil du sehen musst, zu was sie geworden ist, um von ihr Abschied nehmen zu können«, erwiderte sie. »Um zu verstehen, was passiert ist. Und dass es sich nicht rückgängig machen lässt.«
    Sie waren nun an dem Raum angelangt, in dem Victoria lag. Niemandem war der Zutritt gestattet worden, seit Max mit ihrem bewusstlosen, blutbefleckten Körper in den Armen ins Konsilium gerannt gekommen war. Er hatte ihn anschließend Ylito und Ilias übergeben.
    Die Kammer war klein, zu klein für fünf Personen, doch Wayren wusste, dass es sinnlos wäre zu versuchen, Max und Sebastian draußen zu halten. Man hatte Victoria gebadet und angekleidet, so als wäre sie ein Leichnam, der auf seine Beerdigung wartete. Ihr dunkles Haar lag zu einem dicken Zopf geflochten über ihrer Brust, und das blütenweiße Tuch ihres schlichten Gewands betonte nur noch mehr, wie bleich sie war. Eine ihrer blau geäderten Hände lag auf ihrem Bauch, und auch auf ihrem Gesicht verlief von der Schläfe bis zur Kinnlinie eine hervortretende Vene.
    Als sie eintraten, hob Ylito, der Victoria gerade untersucht hatte, den Kopf und sah Wayren an.
    »Sie braucht mehr Blut«, sagte er leise. »Ich weiß nicht, ob es irgendeinen Zweck hat, aber Hannever will es zumindest versuchen.«
    »Wird sie es trinken?«, fragte Max, in dessen Fingern etwas Metallisches aufblitzte. Er legte das Messer an sein Handgelenk und wollte schon hineinschneiden, als Wayren seinen Arm festhielt. Sie spürte eine Rage und Unbesonnenheit an ihm, die sie Schlimmes befürchten ließ.

    »Warte, Max. Es muss Gardella-Blut sein«, erklärte Ylito.
    Sebastian rollte bereits seinen Ärmel hoch, um seinen muskulösen Arm zu entblößen. »Geben Sie mir das Messer, Pesaro.«
    Dieser tat wie ihm geheißen, dann lehnte er sich mit vorgetäuschter Gelassenheit gegen die Wand, um das Ganze zu beobachten. Seine Miene war ausdruckslos.
    Die Anspannung in dem Zimmer war mit Händen greifbar, und selbst Wayren, die sich normalerweise von solchen Energien nicht beeinflussen ließ, fühlte sich überreizt und nervös.
    In diesem Moment trat Hannever ein. »Blut. Jetzt.« Er trug ein Tablett, auf dem sich ein Stapel Becher, zwei kleine Phiolen und ein paar weitere Dinge befanden, und das er auf einem Tisch abstellte. Neben dem Pflock, der auf ihm lag.
    Ohne ein weiteres Wort ging er zu Victoria und brachte ihrem Arm einen kleinen Schnitt bei, aus dem er anschließend einen Tropfen dunklen Blutes in ein kleines Gefäß drückte. In der Kammer herrschte eine stille, angespannte, fast schon erstickend intensive Atmosphäre.
    Wut, Schuld, Entsetzen, Wahnsinn … all das schien in der Luft zu liegen.
    Als Hannever sich von Victoria abwandte, bot ihm Sebastian seinen Arm, woraufhin der Arzt auch in ihn einen kleinen Schnitt machte und dann das Blut in einen der Becher rinnen ließ. Plitsch, platsch, plitsch … das Tröpfeln schien mit der Lautstärke einer Explosion in dem winzigen Raum widerzuhallen.
    »Was soll das nützen?«, fragte Max plötzlich barsch.
    »Es wird vermutlich gar nichts nützen. Aber sie braucht es. Wir müssen es zumindest versuchen«, entgegnete Hannever,
der sich gerade an einer der Phiolen zu schaffen machte. Er mischte einen winzigen Tropfen der Flüssigkeit in Sebastians Blut, dann rührte er das Ganze mit einem schmalen Schilfrohr um. »Nein. Das hier ist es nicht.«
    »Versuch du es, Max«, forderte Wayren ihn auf. Sie wechselte einen Blick mit Ylito.
    Hannever zufolge würde Max’ Blut ebenfalls nicht das richtige sein.
    »Wir müssen ihr Blut besorgen!«, stieß Sebastian mit gepresster Stimme hervor und war schon auf dem Weg zur Tür.
    »Zavier«, schlug Max vor. »Lasst es uns mit Zavier versuchen.«
    Er suchte Wayrens Blick, anschließend sah diese zu Ylito. »Ja. Es wäre einen Versuch wert. Und er würde es wollen.«
    »Wir brauchen seine Einwilligung.«
    Wayren nickte. »Er wird sie uns geben. Lasst uns zu ihm gehen und ihn darum bitten.«

Kapitel 24
    In welchem ein eisiger Luftzug zu spüren ist
    V ictoria murmelte etwas, dann wälzte sie sich ruhelos hin und her. Es war das erste Mal, dass sie sich bewegte, seit sie das Zimmer betreten hatten. Sebastian strich ihr die weichen, samtigen Locken, die sich aus dem Zopf befreit hatten, aus der
Stirn. Ihre Haut war feuchtkalt und noch immer so schrecklich blass.
    Dies würde das letzte Mal sein, dass er sie berührte. Er betrachtete ihre Lippen, die sanfte Linie ihres Kinns und dachte daran, wie
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