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Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen

Titel: Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen
Autoren: Colleen Gleason
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ihrem Platz aufgesprungen und baute sich nun vor Max auf, der keinerlei Anstalten machte, seine bequeme Haltung auf dem Sofa zu verändern. »Meine Tanzkarte füllen? Lord Max, oder wie auch immer ich Sie anzureden habe, ich möchte Sie darauf hinweisen, dass ich meinen eigenen Debütantinnenball verlassen habe - ich verpasste dadurch einen Walzer mit dem Marquis von Rockley! -, um Sie vor einem Vampirangriff zu schützen. Der Status meiner Tanzkarte geriet leider in Vergessenheit, als ich Ihnen und Ihrer Begleiterin nach drau ßen folgte.«
    »Mich schützen? Ja, in der Tat, Sie wollten mich vor meinen eigenen spitzen Eckzähnen schützen, wenn mich nicht alles täuscht.«
    »Woher hätte ich wissen sollen, dass Sie ein Venator sind? Sie hielten es ja nicht für nötig, mir diese Information zukommen zu lassen. Stattdessen haben Sie sich anschließend voller Schadenfreude über meinen Irrtum lustig gemacht. Aber die Tatsache bleibt bestehen, dass ich tat, was getan werden musste. Und ich werde auch in Zukunft tun, was getan werden muss.«
    »Victoria. Max. Bitte. Wir können uns in diesen Zeiten keine Uneinigkeit erlauben. Victoria, du musst das verstehen. Vor dir gab es nur drei weitere weibliche Venatoren in den letzten hundert Jahren des Kampfes gegen Lilith. Zwei von ihnen starben grässliche Tode kurz nachdem sie in ihr Vermächtnis eingeweiht worden waren und ihre vis bullae erhalten hatten.«
    »Und die Dritte sitzt vor uns.« Max neigte den Kopf in Eustacias Richtung. »Es gibt keinen, der Ihnen das Wasser reichen könnte, Signora , oder - wenn ich es mal so ausdrücken darf - den Pflock. Sie sind die wahrhaft Auserwählte, jener Abkömmling
der Gardellas, der uns vereinen und zum Sieg über Lilith führen wird.«
    Victoria wandte sich verblüfft zu Eustacia um. »Du bist eine Vampirjägerin? Ein Venator?«
    Max schnaubte verächtlich. »Nein, natürlich nicht. Lilith fürchtet Ihre Tante, weil sie zu Hause sitzt und sich das Haar frisieren lässt. Selbstverständlich ist sie ein Venator.«
    Eustacia zog in Gedanken den Hut vor Victoria: Ihre Nichte gab mit keinem Zeichen zu erkennen, dass sie Max’ verächtliche Bemerkung auch nur gehört hatte. »Das wusste ich nicht, Tante. Ich dachte, du wärst eine Art Lehrerin, eine Ratgeberin. So wie Kritanu. Mir war nicht klar, dass du Vampire jagst.«
    »Aber gewiss tue ich das. Und du, meine Liebe, bist die Nächste in meiner direkten Blutlinie, die zurückführt bis zum ersten Venator der Gardellas, der auserwählt worden war - und das Vermächtnis angenommen hat.«
    »Und das«, sagte Max, der nun aufstand, »ist der Grund, warum Lilith, die Dunkle, so entschlossen ist, dieses Buch des Anwarth schnell zu finden, nämlich bevor Sie Ihre Ausbildung abgeschlossen haben.« Sein Tonfall ließ durchblicken, dass er nicht recht begreifen konnte, weshalb Lilith in Victoria irgendeine ernst zu nehmende Bedrohung sah. »Ich muss mich jetzt entschuldigen, Signora . Die mondhellen Straßen erwarten mich.«
    »Ich komme mit«, erklärte Victoria.
    Max richtete sich zu seiner beeindruckenden ganzen Körperlänge auf und blickte an seiner schmalen, geraden Nase vorbei nach unten. Er ist wirklich ein prächtiger Mann, dachte Eustacia voller Wärme. »Ich weiß Ihr Hilfsangebot zu schätzen, Miss Grantworth; allerdings denke ich, dass ich auch alleine in der
Lage bin, es mit drei Vampiren aufzunehmen. Schließlich will ich Sie nicht der Gefahr aussetzen, sich die Röcke zu zerrei ßen oder das Korsett zu verlieren. Und es wäre auch nicht gerade hilfreich, wenn Sie versehentlich einen Nachtwächter oder einen Gendarmen pfählten.« Er warf sich seinen Mantel über und zog aus dessen Tiefen einen gemein aussehenden schwarzen Pflock hervor. »Sobald Sie erst einmal ein wenig mehr Übung und Ihr vis -Amulett erhalten haben, können Sie ja Ihre eigenen Patrouillengänge unternehmen.«
    Dann verbeugte er sich knapp und fegte aus dem Raum.
    Eustacia graute beinahe davor, sich wieder ihrer Nichte zuzuwenden, denn sie wusste genau, was sie in ihrer Miene und ihrer Haltung lesen würde. Was war nur in Max gefahren? Er war keiner, der je ein Blatt vor den Mund nahm, das stimmte schon, und seinem Gesichtsausdruck nach sorgte er sich wegen mehr als nur dreier gewöhnlicher Vampire. Aber trotzdem war er aggressiver mit Victoria umgesprungen, als es sonst seine Art war.
    Es war beinahe, als wollte er sie entmutigen, ihrer Arbeit nachzugehen.
    Vielleicht war es das. Vielleicht hatte er nicht
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