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Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen

Titel: Das Buch der Vampire 01 - Bleicher Morgen
Autoren: Colleen Gleason
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das Gefühl, dass sie gut genug auf ihre Rolle vorbereitet war.
    Eustacia streckte geistesabwesend die Hand aus, um Victorias schimmerndes schwarzes Haar zu streicheln. Sie hatte die gleichen Bedenken, ihre geliebte Nichte dem Übel der Welt auszusetzen, aber in diesen Zeiten blieb ihr keine Wahl.
    Victoria war auserwählt worden und hatte ihr Schicksal akzeptiert.
    Nun würden sie darauf vertrauen müssen, dass sie sich bewährte.

    Zwei Tage nachdem Maximilian aus dem Salon gestürmt war, um auf Vampirjagd zu gehen, hatte Victoria eine Ausrede erfunden, um ihre Großtante aufsuchen zu können, statt den Nachmittag mit diversen Besuchen zu vergeuden.
    Heute war ein äußerst wichtiger Tag: Sie hatte ihren Test bestanden, indem sie ihren ersten Vampir tötete, und würde nun ihre vis bulla erhalten.
    Hier war sie also, im Begriff, den letzten Schritt zu tun, der ihr Schicksal besiegelte. Sie stand zusammen mit ihrer Tante in einem kleinen Raum im ersten Stock des Gardella-Anwesens. Die Fenster waren mit schweren Gardinen verhangen; das Mobiliar war spärlich und schlicht, mit Ausnahme eines großen Schranks an einer der Wände. Er reichte Victoria bis an die Stirn und war an den Rahmen der beiden Türen, die seinen Inhalt verbargen, mit Intarsien verziert.
    Überall im Raum brannten Kerzen, und in den kleinen Tiegeln, die über den Flammen hingen, köchelte mit Kräutern versetztes Wasser, das den Duft von Eisenkraut und Myrrhe verströmte. An der Wand hing, ebenso einfach wie eindrucksvoll, ein großes Kruzifix. Es war aus zwei langen, einander angepassten Holzstücken gefertigt, wies jedoch ansonsten keinerlei Verzierungen auf. Ein langer Tisch diente als Ablage für einen Haufen willkürlich aufeinandergestapelter alter Bücher, zu denen sich einige Krüge und Töpfe voller Kräuter, Öle und anderer Ingredienzien, die Victoria nicht identifizieren konnte, gesellten.
    »Die vis bulla ist das entscheidende Hilfsmittel für den Erfolg eines jeden Venators«, klärte Eustacia sie auf, nachdem sie sich in ihren gepolsterten Sessel gesetzt hatte. Es war das einzige Möbelstück im Raum, das bequem aussah. »Indem du die deine
heute entgegennimmst, akzeptierst du deine Berufung, das Vermächtnis der Gardellas fortzusetzen. Du weihst damit dein Leben der Aufgabe, das von den Untoten ausgehende Böse zu eliminieren und die Sterblichen vor den beharrlichen Übergriffen Satans und seiner Anhänger zu schützen. Doch nach deiner Einwilligung, Victoria, das musst du begreifen, gibt es kein Zurück mehr.«
    »Was würde passieren, wenn ich den Entschluss fasste, die vis bulla nicht anzunehmen?«
    Eustacia verharrte, und ihr Blick wurde plötzlich scharf. »Möchtest du das denn?«
    »Nein, Tante. Ich habe meine Entscheidung getroffen und werde das Vermächtnis annehmen. Ich frage mich nur, was geschehen würde.«
    Ihre Tante schien sich zu entspannen. »Falls du beschließen solltest, nicht weiter zu gehen, würde man dich einem Ritual unterziehen, durch das alles Wissen, das du bisher erlangt hast, aus deinem Gedächtnis gelöscht wird, und du würdest sämtliche ererbten Fähigkeiten und Instinkte, die einen Venator ausmachen, verlieren - Fähigkeiten, mit denen du geboren wurdest und die lediglich geruht haben, bis die Träume kamen. Diese angeborenen Fähigkeiten und Wahrnehmungen würden an jemand anderen weitergegeben werden.«
    »Hat irgendjemand jemals so etwas getan?«
    »Aber gewiss. Im Laufe der Jahre gab es immer wieder junge Männer - oder in ein paar selteneren Fällen auch junge Frauen -, die sich entschieden, zu ihrem Leben in Unwissenheit zurückzukehren.«
    »Und sie wissen anschließend nichts mehr von dem hier?
Nichts, das sie sehen oder hören, würde etwas in ihrem Gedächtnis auslösen, um ihre Erinnerung wachzurufen?«
    »Nein. Das Ritual ist gleichermaßen dazu gedacht, sie zu beschützen wie uns.«
    »Gibt es... gibt es irgendjemanden, den ich kenne, der auserwählt war, seine vis bulla jedoch nicht entgegennahm?«
    »Ja, Victoria. Deine Mutter ist so ein Beispiel. Und da sie sich dazu entschied, das Vermächtnis nicht zu erfüllen, wurden ihre Fähigkeiten an dich weitergegeben.«
    »Meine Mutter?«
    Eustacia nickte. » Si . Sie hatte während ihres Debüts deinen Vater kennen gelernt und sich in ihn verliebt, als kurz darauf die Träume einsetzten. Als ihre Zeit kam, eine Wahl zu treffen, entschied sie sich für deinen Vater.«
    »Hat es irgendwelche... Auswirkungen für denjenigen, der auserwählt
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