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Das Brandhaus - Roman

Titel: Das Brandhaus - Roman
Autoren: PeP eBooks
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ganzen Juli und einige Tage Anfang August im Sommerhaus seiner Familie in Schonen zu verbringen. Den Mittsommerabend feierten Calle und Sverker jedoch mit ein paar anderen Jungs vom Netz. Zusammen fuhren sie in ein Sommerhaus nach Roslagen. Aus irgendeinem Grund befand sich der Sicherheitspolizist Elof Persson dienstlich ganz in der Nähe.«
    Oscar Leutnerwall unterbrach sich und schenkte Kaffee und Cognac nach. Seine Hand zitterte leicht, als er die Getränke servierte. Das war auch das einzige Anzeichen dafür, dass ihn das, was er sagte, berührte. Seine Stimme ließ keinerlei Gefühle erkennen.
    Andersson akzeptierte bereitwillig ein weiteres Glas Cognac, Fryxender lehnte ab. Er hatte sein erstes Glas immer noch nicht angerührt.

    »Es war ein schöner Mittsommerabend. Calle erzählte später, einige der Jungs seien ausnahmsweise sehr zügellos gewesen und hätten mehr getrunken als sonst. Sonst waren sie immer auf der Hut und verloren nie die Kontrolle. Die Angst davor, dass ihr Geheimnis gelüftet werden könnte, war immer gegenwärtig. Das Haus lag abgeschieden, und sie wähnten sich in Sicherheit. Sie konnten nicht ahnen, dass der Allgemeine Sicherheitsdienst in Gestalt des übereifrigen Elof Persson auch noch am Mittsommerabend Dienst tat... aber so war es. War wohl abgestellt, um mutmaßliche Spione zu überwachen. In den Kriegsjahren spielte sich an der schwedischen Küste so einiges ab.«
    Oscar Leutnerwall verstummte erneut. Sein Blick verlor an Schärfe und wirkte plötzlich abwesend. Obwohl die Geschichte nach Anderssons Geschmack etwas zu umständlich vorgetragen war, empfand er inzwischen widerstrebend eine gewisse Faszination. Erwärmt durch den guten Cognac konnte er sich jetzt gut vorstellen, in Ruhe auch noch den Rest zu hören.
    »Die helle Sommernacht lud zu einem Bad im Meer ein. Das Sommerhaus verfügte über einen eigenen Strand mit Steg. Einige Jungs rannten zum Strand und warfen sich nackt ins Wasser. Anschließend verschwanden einige Paare in den Büschen, unter anderem Calle und Sverker. Sie hatten Sex. Was sie nicht wussten, war, dass sich Elof Persson ganz in der Nähe versteckte und mit Hilfe eines Teleobjektivs perfekte Fotos von ihnen schoss.«
    Oscar Leutnerwall holte tief Luft. In diesem Augenblick ertönte aus der Bibliothek ein Lärm.
    »Winston!«, rief Oscar Leutnerwall und erhob sich.
    Vornübergebeugt wie ein alter Mann und überhaupt nicht mehr so federnd leicht wie bei ihrer ersten Begegnung ging er gemächlich zur Tür. Wie rasch ihn seine Jahre eingeholt zu haben scheinen, dachte Andersson. Er hatte seine Kaffeetasse bereits beinahe geleert, als Oscar Leutnerwall wieder das Zimmer betrat. Unter dem Arm trug er Winston, der missgelaunt den Schwanz hängen ließ.

    »Das war nur der Briefbeschwerer. Winston ist im Moment zu Streichen aufgelegt«, sagte Oscar Leutnerwall.
    Resolut nahm er die widerwillige Katze auf den Schoß. Langsam ließ er seine langen, schmalen Finger auf dem schneewei ßen Pelz kreisen. Nach einer Weile fing die Katze an zu schnurren.
    »Anfang Juli meldete sich Elof Persson bei Calle. Er verlangte fünftausend Kronen dafür, der Polizei die Fotos vorzuenthalten. Wahrscheinlich hatte Elof Persson versucht, Sverker ausfindig zu machen, aber das war ihm nicht gelungen, da er sich noch mit seiner Familie in Schonen aufhielt. Das ist vermutlich die einzige Erklärung dafür, dass es Persson bei Calle versuchte. Schließlich hatte der kein Geld. Er lebte von dem bisschen, das ihm mein Vater und Tante Vera schickten. Es gelang Calle, Persson davon zu überzeugen, dass er nicht mehr als dreitausend Kronen auftreiben könne. Persson war einverstanden. Sie tauschten Geld und Fotos spätabends im Tantolunden aus. Calle erzählte mir später, wie erleichtert er gewesen sei, obwohl ihn Persson die ganze Zeit beschimpft hätte. Einen Monat später ließ Persson wieder von sich hören. Er hätte Calle noch nicht alle Fotos gegeben. Und die Negative besäße er auch noch. Elof Persson wollte mehr Geld. Calle, der Ärmste, geriet in Panik. Sein erster Gedanke war, es seinem Vater nachzutun und sich zu erschießen. Als er sich jedoch wieder etwas beruhigt hatte, fasste er einen ganz anderen Entschluss. Irgendwie gelang es ihm, sich von seiner Mutter dreitausend Kronen zu leihen. Er erzählte ihr, er müsste für ein Vorstellungsgespräch nach Moskau reisen, es ginge um eine Stelle an der Botschaft dort, die er eventuell nach dem Examen bekommen könnte. Er benötigte
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