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Das Brandhaus - Roman

Titel: Das Brandhaus - Roman
Autoren: PeP eBooks
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weitere Umstände. Es war fast unmöglich zu verstehen, was Calle sagte, aber er wiederholte mehrmals: ›Der Sohn ist tot! Der Sohn ist tot! Und er liegt auf deinem Teppich!‹ Allein schon Letzteres sprach dafür, dass mein Cousin vollkommen verwirrt war. Ich versicherte ihm, dass auf keinem meiner Teppiche irgendein toter Sohn herumläge. Ich versuchte alles, um ihn zu beruhigen. Schließlich begriff ich, was er meinte. Ich hatte ihm einige meiner Teppiche überlassen, als er in seine neurenovierte Wohnung eingezogen war. Auf einem dieser Teppiche lag also ein Toter. Ich begann, mir wirklich Sorgen zu machen, und bat Calle, nichts anzufassen. Ich versprach ihm, sofort zu ihm zu kommen. Und das tat ich dann auch. Noch nie ist ein Siebzigjähriger so schnell durch den Näckrosparken gerannt wie ich an diesem Abend. Als ich eintraf, konnte ich nur konstatieren, dass Calle recht hatte. Auf dem Teppich in der Diele lag ein Toter mit Schussverletzungen in der Brust und im Kopf. Calle sagte, er hätte es getan.«
    Anderssons Schläfrigkeit war wie weggeblasen. Das war also die Erklärung dafür, warum Mats Persson vor fast 25 Jahren verschwand: Er war von einem ehemaligen Diplomaten und Alkoholiker ermordet worden, der auch schon seinen Vater auf dem Gewissen hatte. Guter Gott, was für eine Geschichte!
    »Wir gingen in Calles Wohnzimmer, und ich schenkte ihm noch ein Glas ein. Er beruhigte sich und erzählte mir in relativ zusammenhängenden Sätzen von dem Mord an Elof Persson 42 Jahre zuvor. Mir wurde bewusst, dass ihm das sehr zu schaffen gemacht haben musste, dass er im Lauf der Jahre aber gelassener geworden war. Bis am Morgen des 9. November 1983 plötzlich das Telefon klingelte. Ein Mann stellte sich als Mats Persson, der Sohn Elof Perssons, vor. Er wollte sich mit Calle treffen, um über seinen ermordeten Vater zu sprechen. Calle erlitt einen Schock. Mit Mühe gelang es ihm zu antworten, er
habe erst um sechs Uhr abends Zeit. Den ganzen Tag ging er dann in seiner Wohnung auf und ab und wurde immer nervöser. Er stellte sich vor, dass der Sohn die Fotos vom Mittsommerabend 1941 gefunden hatte. Ein Schreckensszenario. Jetzt würde der Sohn ihn bedrohen und erpressen. Vielleicht würde er ihn sogar des Mordes an seinem Vater bezichtigen. Wie es der Veranlagung meines Cousins entsprach, versuchte er sich im Laufe des Tages Mut anzutrinken. Bevor Mats Persson eintraf, begab er sich dann in den Keller hinunter. Dort hatte er nach dem Mord an Elof die Tokarev und die Munition versteckt. Er kontrollierte, ob die Pistole noch funktionierte, und lud sie. Als Mats Persson klingelte, war er bereits vollkommen hysterisch. Kaum hatte Mats die Schwelle überschritten, da schoss Calle auch schon auf ihn. Anschließend irrte er ziellos durch die Wohnung. Als er schließlich wieder einen halbwegs klaren Gedanken fassen konnte, rief er mich an.«
    »Wie hat Mats Persson Ihrer Ansicht nach den Namen Ihres Cousins herausgefunden?«, fragte Fryxender.
    »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich hatte Elof Persson den Namen irgendwo aufgeschrieben, und sein Sohn hat ihn in seinem Nachlass gefunden. Angesichts der Tatsache, dass Elof Persson Calle erpresst hatte, scheint das nicht ganz unwahrscheinlich zu sein.«
    Fryxender nickte. Dann sagte er:
    »Wir haben in einem Notizbuch von Mats Persson drei Namen gefunden: Carl-Johan Adelskiöld, Oscar Leutnerwall und Stig Wennerström. Warum hat er sich wohl Ihre drei Namen untereinander notiert?«
    »Keine Ahnung. Mein Name stand da sicher, weil Calle und ich Cousins waren. Wie ich bereits bei unserem letzten Gespräch sagte, verbindet uns mit Wennerström nur, dass wir alle während des Krieges an der Botschaft in Moskau tätig waren, jedoch nicht gleichzeitig.«
    Das haben wir doch jetzt wirklich lange genug durchgekaut, dachte Andersson. Was war denn nun mit der Leiche von Mats Persson geschehen? Das war doch interessanter.

    »Und dann haben Sie Ihrem Cousin also dabei geholfen, die Leiche einzumauern«, sagte Fryxender, als könnte er die Gedanken seines Kollegen lesen.
    »Ja. Was blieb mir anderes übrig? Jetzt sehe ich ein, dass das falsch war, aber damals... Calle war aufgrund seiner Trinkerei sehr mitgenommen. Der Gedanke, dass er im Gefängnis landen könnte, war mir einfach unerträglich. Ich ging in den Keller hinunter und sah mir den Heizungsraum näher an. Dort lagen noch Ziegelsteine und Zement herum. Ich ging wieder nach oben, dann packten wir den Teppich an beiden Seiten und trugen
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