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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium
Autoren: Robert Ludlum
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er sagen darf.« Der Botschafter setzte sich. »Wenn Ihnen das rätselhaft erscheint, Herr Staatssekretär, so muss ich Ihnen leider gestehen, dass ich im Augenblick nicht mehr anzubieten habe.«
    »Alles, was sich in den letzten fünf Stunden ereignet hat, ehe ich den Befehl erhielt, mich zum Luftwaffenstützpunkt Andrews zu begeben, war ziemlich rätselhaft, Herr Botschafter. Ich habe keine Ahnung, weshalb man mich hierhergebracht hat.«
    »Dann gestatten Sie mir, dass ich Ihnen das in etwa erkläre«, sagte der Diplomat, warf Reilly einen Blick zu und lehnte sich über seinen Schreibtisch nach vorn. »Sie befinden sich in einer Position, in der Sie Ihrem Land einen außergewöhnlichen Dienst erweisen – und Interessen, die weit über dieses Land hinausgehen – in einem Maße, das alles übersteigt, was Sie sich vielleicht während Ihrer langen, ausgezeichneten Laufbahn träumen lassen.«
    McAllister musterte das aristokratische Gesicht des Botschafters und wusste nicht recht, wie er antworten sollte.
»Meine Laufbahn im Außenministerium hat mich sehr befriedigt und war, wie ich hoffe, auch professionell, man kann sie aber wohl kaum auch nur im weitesten Sinne als hervorragend bezeichnen. Um es ganz offen zu sagen, hat sich dafür nie eine Gelegenheit geboten.«
    »Jetzt hat sich Ihnen aber eine geboten«, unterbrach Havilland. »Und Sie sind in einmaliger Weise dazu qualifiziert, diese Gelegenheit zu ergreifen.«
    »In welcher Weise? Warum?«
    »Der Ferne Osten«, sagte der Diplomat mit eigenartiger Betonung, als könnte die Antwort selbst eine Frage sein. »Sie haben dem Außenministerium mehr als zwanzig Jahre lang angehört, seit Sie in Harvard Ihren Doktor in Orientalistik gemacht haben. Sie haben Ihrer Regierung viele Jahre im auswärtigen Dienst in Asien in höchst lobenswerter Weise gedient, und seit Sie von Ihrem letzten Posten zurückgekehrt sind, haben sich Ihre Ratschläge für die Formulierung der Politik in jenem geplagten Teil der Welt als außergewöhnlich wertvoll erwiesen. Sie gelten als brillanter Analytiker.«
    »Ich weiß das, was Sie sagen, zu schätzen – aber in Asien waren auch andere. Viele andere, die gleiche und auch höhere Positionen als ich eingenommen haben.«
    »Zufälligkeiten, Herr Staatssekretär. Wir wollen offen sein. Sie haben Ihre Sache gut gemacht.«
    »Aber was unterscheidet mich von den anderen? Warum eigne ich mich bei dieser Gelegenheit besser als sie?«
    »Weil Ihnen als Spezialist für die inneren Angelegenheiten der Volksrepublik China keiner das Wasser reichen kann – ich glaube, Sie haben in der Handelskonferenz zwischen Washington und Peking eine entscheidende Rolle gespielt. Außerdem hat keiner von den anderen sieben Jahre in Hongkong verbracht.« An dieser Stelle machte Raymond Havilland eine kurze Pause und fügte dann hinzu: »Schließlich ist keiner unserer Mitarbeiter in Asien je vom MI-6 der britischen Regierung dort unten akzeptiert worden.«
    »Ich verstehe«, sagte McAllister und begriff, dass jene
letzte Qualifikation, die ihm als die unwichtigste erschienen war, für den Diplomaten eine gewisse Bedeutung hatte. »Meine Arbeit beim Nachrichtendienst war unbedeutend, Herr Botschafter. Dass der MI-6 mich akzeptiert hat, beruht eher auf dem – äh – geringen Informationsstand jener Behörde als auf besonderen Talenten meiner Person. Diese Leute hatten sich einfach die falschen Fakten herausgesucht und daraus eine Summe gebildet, die keinen Sinn ergab. Es dauerte nicht lange, um die ›korrekten Zahlen‹ zu finden, wie Sie das formulierten.«
    »Sie haben Ihnen vertraut , McAllister. Sie vertrauen Ihnen immer noch.«
    »Ich nehme an, dass jenes Vertrauen für diese Gelegenheit  – worin auch immer sie bestehen mag – von besonderer Bedeutung ist.«
    »In sehr hohem Maße. Von vitaler Bedeutung sogar.«
    »Darf ich dann erfahren, was das für eine Gelegenheit ist?«
    »Das dürfen Sie.« Havilland warf dem Mann vom Nationalen Sicherheitsrat einen Blick zu. »Falls Sie das wollen«, fügte er hinzu.
    »Also bin ich jetzt an der Reihe«, sagte Reilly nicht unfreundlich. Er verlagerte sein Gewicht in dem Sessel und sah McAllister an, mit Augen, die immer noch starr waren, aber jetzt nicht mehr die Kälte wie vorher ausstrahlten – so als würde er jetzt um Verständnis bitten wollen. »Im Augenblick wird alles, was wir hier sprechen, aufgezeichnet – Sie haben das verfassungsmäßige Recht, das zu wissen – aber das ist ein zweiseitiges
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