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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium
Autoren: Robert Ludlum
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seinen Hals, als er die winzigen Flecken und dünnen Streifen von glänzendem, noch nicht ganz getrocknetem Blut erkannte, die das Tuch besudelten.
    »Go hai matyeh?« Ein zweiter Mann, der ebenfalls einen Smoking trug, stellte die Frage, nur das Fehlen des Kummerbunds verriet seinen niedrigeren Status – es war der Bruder des Managers und zugleich sein erster Assistent. »Verdammter Jesus der Christen!«, fluchte er halblaut, während sein Bruder die seltsam aussehende Waffe und den fleckigen weißen Kaftan aufhob.
    »Komm!« , befahl der Manager, richtete sich auf und strebte der Tür zu.
    »Die Polizei!«, wandte der Bruder ein. »Einer von uns sollte mit ihnen reden, sie beruhigen, tun, was in unserer Macht steht.«
    »Vielleicht können wir gar nichts tun – bloß unseren Kopf hinhalten! Schnell!«
    Und dann fanden sie im schwach beleuchteten Korridor den Beweis. Der tote Wächter lag in einer Blutlache, die Waffe in der verkrampften Hand, die kaum noch an seinem Handgelenk hing. Und im Konferenzraum war der Beweis dann endgültig: fünf blutige Leichen, verkrümmt, wie der Tod sie ereilt hatte, deren eine den Manager zusammenzucken ließ. Er näherte sich der Leiche mit dem von Kugeln zerschmetterten Schädel. Mit dem Taschentuch wischte er das Blut weg und starrte das Gesicht an.
    »Wir sind erledigt«, flüsterte er. »Kowloon ist erledigt, Hongkong ist erledigt. Alles ist erledigt.«
    »Was?«
    »Dieser Mann ist der Vizepremier der Volksrepublik, der Nachfolger unseres Vorsitzenden.«
    »Hier! Schau!« Der Bruder und erste Assistent stürzte sich auf die Leiche des Laoban. Neben der von Kugeln zerfetzten, blutenden Leiche lag ein schwarzes Halstuch; es lag flach da und rote Flecken verfärbten das Tuch mit dem weißen Muster. Der Bruder hob es auf und stöhnte dann,
als er die Schrift im Kreis aus Blut darunter sah: JASON BOURNE.
    Der Manager war mit einem Satz neben ihm. »Allmächtiger Christenheiland!«, stieß er hervor und zitterte am ganzen Körper. »Er ist zurückgekehrt. Der Meuchelmörder ist nach Asien zurückgekehrt! Jason Bourne! Er ist wieder da !«

2.
    Die Sonne versank hinter den Sangre-de-Cristo-Bergen in Zentral-Colorado, während der Cobra-Helikopter aus dem grellen Lichtschein heranschoss – eine mächtige Silhouette – und dann stotternd auf den Waldrand zu heruntersank. Der Betonlandestreifen war gut hundert Meter von einem großen, rechteckigen Haus aus schwerem Holz und dickem Glas entfernt. Außer Generatoren und getarnten Satellitenantennen waren keine Einzelheiten zu erkennen. Hohe Bäume bildeten eine dichte Wand und schirmten das Haus vor ungebetenen Blicken ab. Die Piloten der äußerst wendigen Hubschrauber rekrutierten sich aus dem Offizierskorps des Cheyenne-Komplexes in Colorado Springs. Keiner hatte einen niedrigeren Rang als den eines Colonels, und jeder Einzelne war vom Nationalen Sicherheitsrat in Washington überprüft und freigestellt worden. Über ihre Flüge zu dem geheimen Ort in den Bergen sprachen sie nie, und ihr Bestimmungsort wurde auf den Flugplänen stets unkenntlich gemacht. Ihre eigentlichen Einsatzorders erhielten sie über Funk erst dann, wenn sich ihre Hubschrauber in der Luft befanden. Die Anlage war auf den der Öffentlichkeit zugänglichen Landkarten nicht verzeichnet, und ihre Fernmeldeanlagen waren weder für Verbündete noch Feinde zugänglich. Totale Sicherheit also, so, wie es sein musste. Dies war ein Ort für Strategen, deren Arbeit von so eminenter Bedeutung für die ganze Welt war, dass man die Planer weder außerhalb der Regierungsgebäude noch in den Gebäuden selbst zusammen sehen durfte, und ganz sicher auch nie in nebeneinander liegenden Büros mit Verbindungstüren. Überall gab es neugierige Augen – von Freund und Feind –, die von der Arbeit dieser Männer wussten. Und wenn man sie zusammen beobachtete, so würde das
dazu führen, dass Alarm ausgelöst wurde. Der Feind war wachsam, und die Verbündeten hielten eifersüchtig Wacht über ihre eigenen Abwehrfürsten.
    Die Türen der Cobra gingen auf. Eine stählerne Leiter klappte herunter, und ein sichtlich verwirrter Mann kletterte ins Scheinwerferlicht heraus. Ein Generalmajor in Uniform begleitete ihn. Der Zivilist war ein Mann in mittleren Jahren, schlank und mittelgroß, in Nadelstreifenanzug mit weißem Hemd und einer Krawatte in Paisley-Muster. Selbst im Wind der Rotorblätter wirkte er wie aus dem Ei gepellt, so als ginge ihm ein makelloses Aussehen über alles. Er
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