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Das Bourne Duell

Das Bourne Duell

Titel: Das Bourne Duell
Autoren: Robert Ludlum
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Schritten sank er zu Boden.
    Überall um ihn herum brannten Feuer, die ganze Stadt schien in Flammen zu stehen, der Nachthimmel war blutrot und pulsierte im Rhythmus seines pochenden Herzens. Er sah die Augen der Menschen, die er in seinem Leben getötet hatte, rot wie die Augen einer Ratte, und sie kamen auf ihn zu. Ich will nicht zu euch in die Dunkelheit , dachte er, als er spürte, dass er in die Bewusstlosigkeit sank.
     
    Vielleicht war es dieser Gedanke, der ihm in seiner Schwäche half, der ihn tief durchatmen und das Wasser annehmen ließ, das ihm seltsamerweise die Leute reichten, die sich um ihn herum scharten. Er erkannte nun, dass es nicht die Toten aus seiner Vergangenheit waren, sondern Lebende, die er nie zuvor gesehen hatte. Sie mochten noch so zerlumpt und ohne jede Hoffnung sein, doch einen Außenseiter erkannten sie sofort, und sie begegneten ihm uneigennützig und hilfsbereit. Statt sich auf ihn zu stürzen, hatten sie ihn bei sich aufgenommen. Sind nicht diejenigen, die am Boden sind, viel eher bereit, das wenige, das sie haben, zu teilen, als die Millionäre in ihren gut gesicherten Häusern auf der anderen Seite der Stadt? Das war es, was Arkadin durch
den Kopf ging, als er das Wasser entgegennahm und ihnen dafür ein Bündel Rupien gab. Wenig später fühlte er sich stark genug, das Krankenhaus anzurufen. Dann riss er sich den Ärmel seines Hemdes herunter und wickelte ihn um sein Bein, um die Blutung im Oberschenkel zu stillen. Er sah eine Schar Jungen, die entweder von zu Hause weggelaufen waren oder deren Eltern in einem der vielen religiös motivierten Gewaltausbrüche ums Leben gekommen waren. Sie sahen ihn an, als wäre er der Held aus irgendeinem Computerspiel und nicht ein realer Mensch. Sie hatten Angst vor ihm, doch sie fühlten sich gleichzeitig zu ihm hingezogen. Er winkte ihnen zu, und sie setzten sich in Bewegung, so als wäre jeder Einzelne ein Bein eines riesigen Insekts. Sie hatten das Motorrad des Russen in ihrer Mitte, als wollten sie es schützen.
    »Ich nehme euch das Motorrad nicht weg«, sagte er auf Hindi. »Helft mir auf die Straße hinaus.«
    Er hörte das Heulen einer Sirene, als er mit der Unterstützung der Jungen aus der Grube hinkte und von Sanitätern empfangen wurde, die ihn in den Krankenwagen legten. Einer überprüfte seinen Puls, während sich der andere die Wunde ansah.
    Zehn Minuten später wurde er auf einer Rollbahre in die Notaufnahme geschoben und auf ein Bett gelegt. Als er wie aus einem hohen Fieber erwachte, sah er Leute um sich herum kommen und gehen. Er bekam eine Betäubungsspritze, dann kam ein Chirurg herein und wusch sich die Hände mit einem Desinfektionsgel aus einem Spender. Der Arzt streifte Handschuhe über und begann die Wunde zu reinigen, zu desinfizieren und schließlich zu nähen.
    Währenddessen hatte Arkadin Gelegenheit, über den Angriff nachzudenken. Er wusste, dass Dimitri Iljitsch Maslow dahintersteckte. Maslow war das Oberhaupt der Kazanskaja, einer mächtigen Moskauer Mafiaorganisation. Arkadin hatte selbst einst für Maslow gearbeitet. Dass er ihm nun das illegale Waffengeschäft weggeschnappt hatte, traf Maslow umso härter, als der Kreml der Mafia den Kampf angesagt hatte. Nach und nach wurde den Mafiaclans die Machtbasis entzogen, die sie sich seit den Zeiten von Glasnost aufgebaut hatten. Doch Maslow hatte bewiesen, dass er sich von den anderen Mafiabossen abhob, die ihre Macht einbüßten oder schon im Gefängnis saßen. Maslow machte auch in diesen schwierigen Zeiten gute Geschäfte, weil er über den nötigen politischen Einfluss verfügte, um sich die Behörden vom Leib zu halten. Es war lebensgefährlich, ihn zum Feind zu haben.
    Ja , dachte Arkadin, während der Chirurg den Faden abschnitt, diesen Angriff hat Maslow angeordnet, aber geplant hat er ihn nicht . Maslow hatte alle Hände voll damit zu tun, sich der politischen Feinde zu erwehren, die ihm auf den Pelz rückten; außerdem war es lange her, dass er seine Operationen selbst angeführt hatte. Wem aber, fragte sich Arkadin, hatte er diese Aufgabe übertragen?
    Im nächsten Augenblick bekam er wie durch eine göttliche Fügung die Antwort auf seine Frage, denn im Hintergrund der Notaufnahme stand – unbemerkt oder unbeachtet vom Krankenhauspersonal und den stöhnenden Patienten – Wjatscheslaw Germanowitsch Oserow, Maslows neuer Stellvertreter. Er und Oserow hatten eine gemeinsame Vergangenheit, die bis in die Zeit zurückreichte, als Arkadin noch in
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