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Das Bourne Duell

Das Bourne Duell

Titel: Das Bourne Duell
Autoren: Robert Ludlum
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einschlugen – seine Männer hatten ihren tapferen Kampf gegen die Eindringlinge verloren.
    Draußen stiegen die Gerüche von Butterfett, Dosa-Pfannkuchen, Betelsaft und menschlichen Ausscheidungen zu ihm herauf, als er an der Säule aus Beton und Stahl hinabkletterte. Nach wenigen Augenblicken bemerkte er Scheinwerferlicht unter sich; offenbar war ihnen klar geworden, dass sie ihn oben im Büro nicht erwischt hatten, und jetzt begannen sie ihn hier draußen zu suchen. Ihm war bewusst, wie wehrlos er hier an der Fassade war, und so hielt er auf der Höhe des dritten Stockwerks inne. Die Fenster waren hier kleiner und gleichmäßiger verteilt, weil sich in dieser Etage die Klimaanlage sowie die Wasser- und Stromversorgungssysteme befanden. Er trat mit der Schuhspitze gegen das Fenster unter ihm, doch es war zwecklos – das Glas gab nicht nach. Er kletterte weiter hinunter und trat gegen eine Metallplatte unter dem Fenster. Sie verbeulte sich, und eine Ecke bog sich auf, doch sie löste sich nicht ganz, also stieg er noch tiefer, bis er seine Finger in den Spalt zwischen dem Metall und der Mauer schieben konnte. Mit einem Ruck zog er die Platte heraus. Vor ihm lag ein rechteckiges Loch, das gerade breit genug für ihn zu sein schien. Er hielt sich mit beiden Händen an der Säule fest, schwang die Füße in den Hohlraum und schob sich tiefer hinein. Erst als er bis zur Hüfte in dem Loch war, ließ er die Säule los.
    Sein Oberkörper baumelte noch draußen an der Mauer, und er sah, wie die Suchscheinwerfer an der Fassade zu ihm heraufkrochen. Im nächsten Augenblick wurde er von ihrem grellen Licht geblendet. Er hörte aufgeregte Stimmen, kehlige Rufe auf Russisch, bevor er seine ganze Kraft zusammennahm und sich ganz in den Hohlraum in der Mauer schob. Vom explosionsartigen
Krachen der Gewehre begleitet, drang er tiefer in die Dunkelheit ein.
    Er lag still da, um erst einmal zu Atem zu kommen. Dann arbeitete er sich tiefer hinein, Stück für Stück, immer zuerst mit der einen Schulter, dann mit der anderen – bis er irgendwann nicht mehr weiterkam. Er versuchte zu erkennen, warum das so war, doch er sah nichts als einen grauen Fleck in der pechschwarzen Dunkelheit, und ihm wurde klar, dass er auf kein Hindernis gestoßen war, sondern dass der Gang einfach nur enger wurde. Er versuchte es noch einmal, bis seine Schultern ganz stecken blieben – also ließ er es sein, entspannte sich, so gut es ging, und dachte über Möglichkeiten nach, wie er sich befreien konnte.
    Wie immer in kritischen Situationen zwang er sich, langsam und tief zu atmen. Er stellte sich vor, sein Körper hätte keine Knochen und wäre beliebig formbar, bis sein Verstand es zu glauben begann. Er zog die Schultern nach vorne an die Brust, wie er es einmal bei einem Schlangenmenschen im Moskauer Zirkus gesehen hatte. Dann fing er langsam an, sich abzudrücken. Zuerst passierte gar nichts; dann, als er sich noch weiter zusammenzog, begann er sich zentimeterweise vorwärts zu bewegen, bis er die Engstelle passiert hatte. Wenig später stieß er mit den Füßen gegen ein Gitter. Er zog die Beine an, soweit das überhaupt möglich war. Dann streckte er sie abrupt durch und stieß mit solcher Wucht gegen das Gitter, dass es heraussprang. Mit dem Schwung der Bewegung landete er in einer Art Wandschrank, in dem es nach heißem Metall und Fett stank.
    Nach kurzer Begutachtung war ihm klar, dass es der Schaltschrank des Aufzugs war. Auf der anderen Seite
gelangte er in den Aufzugschacht. Er hörte die Stimmen der russischen Eindringlinge. Die Fahrstuhlkabine fuhr bereits zu ihm herab; die Männer draußen mussten dem Trupp im Gebäude mitgeteilt haben, dass er wieder drinnen war.
    Er blickte sich um und sah eine senkrechte Leiter, die direkt gegenüber an der Wand befestigt war. Doch bevor er etwas unternehmen konnte, ging die Luke im Dach der Fahrstuhlkabine auf, und einer der Männer steckte den Kopf heraus. Er sah Arkadin und riss seine Maschinenpistole hoch.
    Arkadin duckte sich, als die ersten Kugeln in die Wand einschlugen – an der Stelle, wo eben noch sein Kopf gewesen war. Tief geduckt zielte er aus der Hüfte und traf den Russen mit mehreren Kugeln im Gesicht. Die Kabine war nun auf seiner Höhe, und er war mit einem Satz auf dem Dach. Kaum war er gelandet, brach ein Kugelhagel aus der offenen Luke hervor – doch er blieb nicht stehen, sondern sprang zu der Leiter an der Wand hinüber. Rasch kletterte er abwärts, während hinter ihm
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